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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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seine
höchste Trumpfkarte - er droht, sie zu exkommunizieren, wenn sie dem Mann
etwas antun.
    Verurteilt sie kraft seines Amtes zum ewigen Höllenfeuer - und erinnert
sie noch einmal an Gottes Barmherzigkeit.
    Gebt den Mann frei und kehrt zurück zu Gott.
    Seine Freiheit ist eure Freiheit.
    »Sie haben mir eine Adresse genannt«, sagt Ramos gerade.
    »Was?«, fragt Keller. Er ist zurück im Büro und hört Paradas Aufruf im
Radio.
    »Ich sagte, sie haben mir eine Adresse genannt«, wiederholt Ramos. Er hängt sich
die Uzi über die Schulter. »Fahren wir.«
    Ein Haus irgendwo in der Vorstadt. Ramos kommt mit zwei Broncos, die
vollgestopft sind mit DFS-Spezialisten. Die Männer springen heraus. Gewehrfeuer
- lange, zerhackte Salven aus den Fenstern. Ramos' Leute werfen
sich zu Boden und erwidern sie mit kurzen Feuerstößen. Die Schüsse hören auf.
Gedeckt von ihren Leuten, rennen Ramos und zwei andere mit einem Rammsporn auf die
Haustür zu und brechen sie auf. Gleich hinter Ramos folgt Keller.
    Ernie ist nicht zu sehen. Er schaut in die beiden Zimmer des kleinen
Häuschens, aber hier liegen nur zwei tote Gomeros an den
Fenstern, jeder mit einem Einschussloch in der Stirn. Ein Verletzter sitzt an
die Wand gelehnt, ein weiterer neben ihm, mit erhobenen Händen.
    Ramos hält ihm die Pistole an den Kopf.
    »Donde?«, fragt er. Wo?
    »No se.«
    Keller zuckt zusammen, als Ramos abdrückt und Gehirnmasse an die Wand spritzt.
»Wieso?«, schreit Keller.
    Ramos hört ihn nicht.
Er nimmt sich den Verletzten vor, hält ihm die Pistole an die Schläfe.
    » Dónde? «
    » Sinaloa.«
    » Donde?«
    »Un rancho de Gúero Méndez. «
    »Como lo encuentro?«
    Der Gomero schreit. »No sel No sé! No sé! Por favor! Por el amor de
Dios!«
    Keller packt Ramos beim
Handgelenk. »Nicht!«
    Ramos schaut ihn an,
als wäre er der Nächste. Dann senkt er die Pistole. »Wir müssen diese Farm
finden, bevor sie ihn von dort wegbringen. Lass mich diesen Hund erschießen,
damit er nicht plaudert.«
    Der Gomero bricht in
Schluchzer aus. »Por el amor de Dios!«
    »Du hast keinen Gott, du elendes Stück Dreck«, sagt Ramos und ohrfeigt
ihn. »Te voy a mandar pa'l
carajo!«
    Ich jag dich
zur Hölle.
    »Nein«, sagt
Keller.
    »Wenn die Federales rauskriegen, dass er geplaudert hat, bringen sie
Hidalgo woanders hin, bevor wir ihn finden.«
    Wenn wir ihn finden, denkt Keller. Eine Farm in Sinaloa? Das ist die Suche nach
der Nadel im Heuhaufen. Aber den Mann zu erschießen macht die Sache nicht
besser.
    »Festnehmen und isolieren«, schlägt Keller vor.
    »Ay Dios! Qué chingan que eres!«, brüllt Ramos. Mein Gott, du nervst mich!
    Aber er befiehlt einem der Leute, den Gomero irgendwo hinzubringen
und weiter zu verhören. »Aber lass ihn mit keinem anderen reden, sonst stopf
ich ihm deine Eier ins Maul!«
    Er wirf einen Blick auf die toten Gomeros auf dem Fußboden.
    »Und schafft den Müll raus.«
     
    Adán Barrera hört Paradas Aufruf im
Radio.
    Des Bischofs vertraute Stimme mischt sich in das rhythmische Stöhnen von
Hidalgo.
    Dann der Bannfluch der Exkommunikation.
    »Scheiß-Aberglaube«, sagt Gúero.
    »Das war ein Fehler«, sagt Adán.
    Eine Riesendummheit. Eine gewaltige Fehlkalkulation. Die Amerikaner
reagieren extremer als befürchtet, machen ihren ganzen wirtschaftlichen und
politischen Einfluss in Mexico City geltend. Sie haben die Grenzen geschlossen,
Tausende Lastwagen liegen auf den Straßen fest, tonnenweise verfault die
frische Ware in der Hitze, die Schäden sind unabsehbar. Und die Yankees drohen
damit, Schulden einzufordern, erpressen Mexiko mit dem Weltwährungsfonds und
provozieren eine Währungskrise, die dem Peso den Garaus machen kann. Was dazu
führt, dass sich selbst unsere gut geschmierten Freunde in Mexico City gegen
uns wenden - nur zu verständlich. Polizei, Armee und DFS beugen sich dem
amerikanischen Druck und machen Jagd auf alle Kartellmitglieder, deren sie
habhaft werden können, stürmen Häuser und Bauernhöfe ... ein DFS-Oberst hat
schon einen Verdächtigen zu Tode geprügelt und drei weitere erschossen, heißt
es gerüchtweise, also sind für diesen einen Amerikaner schon vier Mexikaner
gestorben, und niemanden scheint das zu kümmern - es sind ja nur Mexikaner.
    Also ist die Entführung ein gewaltiger Fehler, zumal sie nichts bringt.
Sie wissen immer noch nicht, wer Chupar ist.
    Der Amerikaner weiß es auch nicht. So viel ist klar.
    Er hätte es verraten. Das Knochenkitzeln hätte er nicht

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