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Winter

Winter

Titel: Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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beschäftigter Mann, aber ich bin sicher, er kommt heraus und sieht sich alles an. In der Zwischenzeit müssen wir uns aber überlegen, wo du wohnen wirst. Meine Frau Jenny würde sich sehr freuen, wenn du einstweilen bei uns wohnst – «
»Ich bleibe auf dem Hof.«
Ich hätte es gerne höflicher gesagt, weniger aggressiv, aber ich war diese Kämpfe leid und ich wusste nicht, wie ich mich anders durchsetzen sollte.
»Winter, also, ehrlich, ich – «
»Wo ist die Einrichtung hingekommen? Die vom Hof.«
»Die was? Die Möbel? Das weiß ich nicht… sind sie denn nicht mehr da? Hast du Ralph gefragt? Wahrscheinlich sind sie irgendwo gelagert, hier auf dem Grundstück.«
»Er sagt, sie sind alle kaputtgegangen.«
»Tatsächlich? Kaputt? Davon weiß ich nichts. Ich muss mit Ralph darüber sprechen. Da scheint etwas nicht in Ordnung zu sein.«
Meine Taktik war aufgegangen. Mit den Fragen nach den Möbeln hatte ich ihn davon abgelenkt, mich unbedingt woanders unterbringen zu müssen.
Ich stand auf. »Ich werde von jetzt an jede Nacht auf dem Hof schlafen, Mr Carruthers. Ich brauche aber noch ein paar Möbel, irgendwelche alten Teile, nichts Besonderes, bis wir herausgefunden haben, was mit der Einrichtung geschehen ist. Außerdem muss ich mir Lebensmittel und ein paar andere Dinge besorgen. Können Sie mich in die Stadt mitnehmen? Und dafür sorgen, dass ich Geld habe, ein Einkaufskonto beim Supermarkt oder so was?«
Die einzige Bemerkung, die Mr Carruthers dann noch machte, war auf dem Weg nach Christie.
»Du bist eine starke junge Dame, Winter. Und wenn du wüsstest, wie sehr du mich an deine Mutter erinnerst! Ich weiß zwar immer noch nicht genau, was du vorhast, warum du zurückgekommen bist, aber ich bewundere deine Entschlossenheit. Das Einzige, das mir Sorgen macht, ist, dass es in dem großen alten Haus womöglich sehr einsam wird. Dieses riesige Haus… und so viele Erinnerungen…« Darauf erwiderte ich nichts. Ich wollte ihm den wahren Grund für meine Rückkehr nach Warriewood nicht sagen. Das würde ich vorläufig niemandem anvertrauen.
5
    Eine Woche verging. Ich gewöhnte mir eine Art Alltag an und hatte inzwischen auch genug Möbel im Haus, um mich halbwegs wohl zu fühlen. Ralph hatte aus den Schuppen und Lagerräumen ein paar alte Sachen angekarrt. Lauter Gerümpel. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass da etwas von der ursprünglichen Einrichtung dabei war, aber vorläufig musste es reichen. Nach den Möbeln meiner Eltern hatte ich nicht noch einmal gefragt. Ich wollte abwarten, ob vielleicht jemand von sich aus eine Erklärung lieferte, aber da würde ich wohl lange warten müssen.
    Ich gab eine Menge Geld aus und schickte die Rechnungen einfach an Mr Carruthers. Ich kaufte einen neuen Fernseher samt Video und vereinbarte mit Austar die Einrichtung eines Satellitenempfangs. Dann ließ ich das Telefon wieder anschließen und rief meine Freunde in Canberra an, mit denen ich stundenlang telefonierte, um ihnen von meinem neuen Leben zu erzählen und den neuesten Tratsch von ihnen zu erfahren.
    Mr McGill, der Architekt, kam Donnerstag Nachmittag. Er war in Ordnung. Wir gingen um das Gebäude herum, inspizierten es von innen und von außen, dann verschwand er eine halbe Stunde lang darunter. Als er wieder auftauchte, war er voller Staub, verschwitzt und von oben bis unten in Spinnweben eingehüllt. Als Nächstes holte er sich eine Leiter und kletterte in den Dachstuhl, blieb eine Viertelstunde oben und kam staubig und erhitzt und in einem frischen Mantel aus Spinnweben wieder herunter.
    »So schlimm ist es gar nicht«, sagte er. »Aber es wurde sicher nicht so in Stand gehalten, wie es sich für dieses Haus gehört. Es ist ein prächtiges altes Haus, indischer Bungalowstil, das schönste Exemplar im Distrikt. Ich verstehe nicht, wie man es so verkommen lassen konnte.«
    Wir gingen seine Notizen durch, dann reichte er mir eine Liste. »Das Dach ist weitgehend in Ordnung, teilweise muss man die Holzverschalung erneuern, Kanalisation und Abflussrohre müssen ganz neu gemacht werden, für die Heizung sind wahrscheinlich Gasleitungen das Beste, aber da holen wir noch Angebote ein. Ich denke, du wirst auch eine Alarmanlage wollen. Jedenfalls empfehle ich dir eine. Neuer Anstrich, selbstverständlich, innen und außen. Damit wären wir schon bei zwanzigtausend Dollar. Minimum. Dann der Fußboden. Ich schlage vor, den alten Spannteppich schmeißt du raus. Komm, ich zeige dir was.«
    Er führte mich in eine Ecke im

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