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Winter

Winter

Titel: Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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wir ganz schön was
verdienen. Du hast eine tolle Stimme. An der Hochschule
kenne ich Leute, die mit ein paar Stunden Straßenmusik
achtzig Dollar verdienen. Am besten steigen aber die Sänger
aus. Vielleicht bekommen wir sogar ein richtiges Engagement,
in einer Bar oder so.«
»Bloß, ich bin minderjährig.«
»Ach ja. Das hab ich vergessen. Na ja, vielleicht ja auch in
einem Café. Wenn man weiß, an wen man sich wenden muss,
kann man ein paar ganz gute Gigs aufstellen. Was meinst du?« »Tun wir’s einfach.«
»Außerdem solltest du dich um einen Studienplatz an der
Hochschule bewerben. Ich schätze, in der Gesangsklasse
hättest du gute Chancen. Du singst besser als die Hälfte der
Schüler dort, und das ohne Unterricht. Dad fährt mich fast
jeden Tag hin und sonst können wir zusammen den Zug
nehmen.«
Jetzt wurde ich nachdenklich. Und spürte zum ersten Mal so
etwas wie Hoffnung. Im Grunde wusste ich ja, dass es keine
gute Idee war, von der Schule abzugehen. Ohne
Schulabschluss läuft nichts, und wenn ich es zu etwas bringen
wollte, würde ich sogar noch weiter lernen müssen. Ich hatte nie vorgehabt, ganz damit aufzuhören, eben nur so lange, bis ich wieder klarer sah, aber wie das genau laufen sollte, hatte ich mir nicht überlegt. Ich wusste nur, wäre ich noch länger an der Schule geblieben, hätte ich jemanden umgebracht und dieser Jemand hätte sehr gut ich selbst sein können. Die Hochschule klang besser als eine normale Schule. Mir gefiel die Vorstellung, den ganzen Tag mit kreativen Leuten
zusammen zu sein.
Jetzt attackierte ich die Brombeeren mit neuem Eifer. Jessica
arbeitete gut. Sie schien es sogar zu genießen, was erstaunlich
genug war. Und in Gesellschaft verging die Zeit schneller. Kurz vor Mittag kam Mr Carruthers. Er brachte eine Ladung
Essbares mit: Brötchen, Salami, sonnengetrocknete Tomaten,
Paprikaschoten, Käse und Pilze und mehrere Kuchen. Kein
schlechtes Friedensangebot, obwohl ich mir den zynischen
Gedanken nicht verkneifen konnte, dass ich die Ausgaben bei
einer Prüfung der Buchführung wahrscheinlich unter dem
Posten »Verschiedenes« finden würde.
Er war in einer für ihn eher untypischen gedämpften
Stimmung. Nachdem wir auf der Wiese neben dem alten
Brunnen gegessen hatten, fragte er mich, ob wir uns kurz
unterhalten könnten. Jess erhob sich taktvoll und ging
spazieren. Ich sah Mr Carruthers gespannt an, wartete aber ab:
Er sollte den ersten Zug machen.
»Ich bin froh, dich so guter Dinge zu sehen«, fing er an. »Ich
war gestern sehr in Sorge um dich und lag die halbe Nacht
wach. Ein paar Mal habe ich sogar angerufen, aber du musst
aus gewesen sein.«
»Ja, ich war bei den McGills zum Abendessen.«
»Winter, ich habe mir die Verwaltung des Grundstücks
genauer angesehen. Für Schlussfolgerungen ist es noch zu
früh, aber eines steht fest: es gibt mehrere Hinweise dafür, dass
nicht alles mit rechten Dingen zuging. Sollte das tatsächlich der Fall sein, kann ich nur sagen, wie sehr ich es bedaure, es nicht früher bemerkt zu haben. Es ist aber auch sehr schwierig, ich lebe in der Stadt und kann nur alle drei Monate herauskommen. Außerdem habe ich nie behauptet, ein Landwirtschaftsexperte zu sein. Ralph und Sylvia hatten ausgezeichnete Referenzen, und soweit ich das beurteilen konnte, taten sie, was von ihnen erwartet wurde. Es gab allerdings Möglichkeiten für Betrügereien und offenbar
konnten sie ihnen nicht widerstehen.«
»Was geschieht also als Nächstes?«
»Ich schlage vor, wir suchen per Inserat ein neues Paar für
die Verwaltung des Hofs. Und es wäre gut, wenn du dabei bist,
wenn wir sie auswählen. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass
wir Leute finden, mit denen du auskommst. Um ganz offen zu
sein: Wenn Ralph und Sylvia beschließen die Gerichte
einzuschalten, könnte uns eine erhebliche Abfertigungszahlung
ins Haus stehen, es sei denn, es gelingt uns, kriminelle
Tätigkeiten nachzuweisen. Noch so einen Fehler können wir
uns finanziell nicht leisten. Das nächste Mal muss es klappen.« Er klang beinahe so, als wäre es meine Schuld, dass Ralph
und Sylvia sich als Betrüger entpuppt hatten.
»Okay«, sagte ich. »Inserieren wir. Das kann nicht schaden.
Aber für eine Zeit will ich niemanden hier haben. Ich weiß,
dass ich auf die Dauer jemanden brauche, aber jetzt will ich
erst einmal ein paar Wochen allein sein. Vielleicht bleibt Jess
hier. Sie hat vorgeschlagen auf den Hof zu ziehen.« »Aber wer soll den Hof betreiben? Du hast doch keinerlei
Erfahrung. Und

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