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Winter auf Italienisch

Winter auf Italienisch

Titel: Winter auf Italienisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joleen Carter
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Wie befürchtet, konnte Mafalda sich in diesem Jahr
nicht freimachen. Mir war auch so, als wolle sie nur ungern ohne Filippo sein.
Pah, was sollte ich denn sagen?
    Mein Chef hatte sich noch immer nicht
darauf festlegen können, mir im August freizugeben und ich traute mich auch
nicht, noch einmal nachzuhaken. Bis zu diesem Dienstag vor Ostern. Er erzählte
mir, dass er sich mit meinen Lehrern ausgetauscht hatte und meine Noten sehr vielversprechend
aussahen, sodass er mir - auch zu seiner eigenen Firmenplanung - gern doch
schon einmal einen Arbeitsvertrag anbieten wolle.
    Ich sprang nicht in die Luft vor
Begeisterung, aber ein unbefristeter Arbeitsvertrag versprach zumindest
Sicherheit und ein Einkommen, das es mir ermöglichte, weiterhin regelmäßig nach
Italien reisen zu können. Mehr hatte das Leben offensichtlich nicht für mich
vorgesehen, also ergriff ich die Gelegenheit und unterschrieb.

 
    Es ärgerte mich ein bisschen, dass Mattia
sich nicht richtig für mich freute, als ich ihm am Abend davon berichtete. Doch
als ich danach meinen Freundinnen davon berichtete, waren sie ganz aus dem
Häuschen. So entstand die Idee, dass wir das Wochenende gemeinsam etwas
unternehmen wollten. Meine Festanstellung musste gefeiert werden. Wir würden in
den Heidepark Soltau fahren.

 
    Keine Stunde später klingelte es an der
Haustür. Es war Holger. Mit einem bunten Blumenstrauß stand er im Türrahmen.
    »Ich habe vorhin euer Telefonat
mitbekommen. Ich wollte dir gern persönlich gratulieren. Darf ich reinkommen?«
    Ich war verdattert, aber auch
geschmeichelt, dass er sich ehrlich für mich freute, was Mattia nicht getan
hatte. Dass Mattia sich gar nicht hatte freuen können, weil er mich nicht hier
in Hamburg, sondern bei sich in Italien wollte, eben weil er mich liebte,
verdrängte ich.

Kapitel 24

 
    Fest entschlossen, mich wieder ganz auf
mein wahres Leben hier in Deutschland zu konzentrieren, ließ ich Holger ein.
Ich stellte die Blumen in eine Vase, machte uns ein Bier auf und   führte ihn in mein Zimmer. Wir
unterhielten uns gut. Ich wollte ihn ja näher kennenlernen. Er arbeitete bei
der Sparkasse in der Innenstadt, war ordentlich angezogen und sein blondes Haar
war akkurat geschnitten. Er mochte die Band REM und Actionfilme. Ein ganz
normaler deutscher Durchschnittsmann, dachte ich, als ich uns noch ein Bier
holen ging. Damit konnte man eigentlich nichts falsch machen. Er würde mir
keine schlaflosen Nächte bereiten. Er war da, verdiente gut und würde nicht
einfach aus meinem Leben gerissen werden.

 
    Wir lagen gemeinsam auf meinem Bett und
sahen uns noch eine Action DVD an. Zum Abschied fragte er, ob er mich küssen
dürfe. Es fühlte sich in Ordnung an. Mit roten Ohren ging er nach Hause, und
ich hatte an einem einzigen Tag eine sichere Arbeit und einen festen Freund
ergattert. Endlich ging es wieder bergauf.

 
    Erstmals vergingen drei Tage, bevor ich
mich wieder bei Mattia meldete. Morgen würden wir in den Heidepark Soltau
fahren, und Holger käme auch mit. Ich wollte ehrlich zu Mattia sein. Wenigstens
das schuldete ich ihm. Den Sprung, den mein Herz auch heute wieder machte, als
sein markantes Gesicht auf dem Monitor erschien, schrieb ich der Gewohnheit zu.
Schwarz glänzte sein Haar. Mochte ich eigentlich lieber dunkles oder helles
Haar? Helle oder dunkle Augen? Deutsche oder italienische Liebkosungen in
meinem Ohr? Ich wollte nicht darüber nachdenken. Nicht mehr. Mattia hatte mich
das Lieben gelehrt, aber am Ende hinterließ er nichts als Schmerz und
Sehnsucht. Dass ich dasselbe auch bei ihm hinterlassen hatte, bedachte ich
nicht. Und nun, an jenem Freitagabend, nahm ich ihm auch noch die Hoffnung.

 
    Verzweifelt und gleichzeitig wütend sah
Mattia aus, als ich ihm ehrlich berichtete, was mit Holger vorgefallen war. Ich
versuchte, ihm zu erklären, dass Holger ganz sicher kein Ersatz für ihn
darstellte. Niemand könnte jemals wieder die Gefühle in mir erwecken, die
Mattia in mir ausgelöst hatte. Ich wollte es auch gar nicht. Ich wollte einfach
nur ein normales Leben, in dem mir nicht ständig das Herz weh tat. Mattia
verstand. Er trug ja die andere Hälfte unserer tragischen Last.
    »Ti voglio tanto bene«, sagte er leise.
»Ich habe dich sehr lieb, das weißt du. Und nur deshalb werde ich dich nun
loslassen. Wenn es dir mit dieser Lösung besser geht, dann soll es so sein.
Aber bitte ruf mich nicht mehr an! Denn auch ich habe Gefühle. Und ich werde ab
sofort auch für mich einen

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