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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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dass Dworkin in die Schranken gewiesen worden war.
    Wolodja, Grigori und Lemitow gingen über den Flur ins Arbeitszimmer, das klein und spärlich möbliert war. Grigori nahm sich den einzigen Sessel, und Lemitow setzte sich an den kleinen Tisch. Wolodja schloss die Tür und blieb stehen.
    Lemitow fragte ihn: »Weiß Ihr Vater von der Nachricht, die wir heute Nachmittag aus Berlin empfangen haben?«
    »Nein, Genosse.«
    »Dann sollten Sie ihm sagen, um was es sich dreht.«
    Wolodja erzählte seinem Vater die Geschichte von den Spionen in Spanien.
    Grigori war hocherfreut. »Gut gemacht!«, sagte er. »Natürlich könnte es eine gezielte Desinformation sein, aber das bezweifle ich. Die Nazis sind nicht allzu kreativ – im Unterschied zu uns. Wir können die Spione verhaften und über ihre Funkgeräte irreführende Nachrichten an die rechtsgerichteten Rebellen weiterleiten.«
    Daran hatte Wolodja noch gar nicht gedacht. Sein Vater mochte vor Zoja den alten Narren spielen, aber in Wahrheit hatte er einen scharfen Verstand, wie geschaffen für die Geheimdienstarbeit.
    »Genau«, sagte Lemitow.
    Grigori blickte seinen Sohn an. »Dein Schulfreund Werner ist ein wirklich tapferer Mann.« Er wandte sich wieder Lemitow zu. »Wie wollen Sie weiter vorgehen?«
    »Wir brauchen ein paar gute Agenten in Spanien, um die Deutschen unter die Lupe zu nehmen. Das dürfte nicht allzu schwer sein. Sollte es sich tatsächlich um Spione handeln, werden sich auch Beweise finden – Codebücher, Funkgeräte und so weiter.« Er zögerte. »Ich bin hergekommen, um Ihren Sohn für diese Reise vorzuschlagen.«
    Wolodja war erstaunt. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
    Grigoris Gesicht fiel förmlich in sich zusammen. »Ich muss gestehen«, sagte er nachdenklich, »dass diese Aussicht mich mit Sorge erfüllt. Wir würden ihn sehr vermissen.« Dann legte sich ein Ausdruck der Resignation auf sein Gesicht, als hätte er plötzlich erkannt, dass ihm keine andere Wahl blieb. »Aber die Verteidigung der Revolution hat selbstverständlich Vorrang.«
    »Ein Agent braucht Felderfahrung«, erklärte Lemitow. »Sie und ich, Genosse, wir kennen das schon, aber die jüngere Generation kennt das Schlachtfeld nur aus Büchern.«
    »Das ist nur allzu wahr.« Grigori seufzte. »Wann soll es losgehen?«
    »In drei Tagen.«
    Wolodja sah, dass sein Vater verzweifelt nach einem Vorwand suchte, ihn zu Hause zu behalten, doch er fand keinen. Wolodja war aufgeregt. Spanien! Er dachte an blutroten Wein, schwarzhaarige Mädchen mit kräftigen braunen Beinen und hellen Sonnenschein statt Schnee. Natürlich würde es gefährlich werden, aberer war ja nicht in die Rote Armee eingetreten, um ein möglichst bequemes Leben zu führen.
    »Nun, Wolodja?«, fragte Grigori. »Was denkst du?«
    Wolodja wusste, dass sein Vater einen Einspruch von ihm hören wollte. Doch für Wolodja hatte die ganze Sache nur einen einzigen Wermutstropfen: Jetzt würde er nicht mehr genug Zeit haben, die atemberaubende Zoja näher kennenzulernen. »Das ist eine großartige Gelegenheit«, sagte er. »Es ist mir eine Ehre, dass ich dafür ausgewählt wurde.«
    »Also gut«, seufzte sein Vater.
    »Es gibt da nur ein kleines Problem«, erklärte Lemitow. »Man hat beschlossen, dass die GRU zwar die Ermittlungen leiten wird, aber sie wird keine Verhaftungen vornehmen. Das wird das Vorrecht des NKWD .« Er lächelte freudlos. »Ich fürchte, Sie werden mit Ihrem Freund Dworkin zusammenarbeiten müssen.«

    Kaum zu glauben, dachte Lloyd Williams, wie schnell man ein Land lieben lernen kann. Er war erst seit zehn Monaten in Spanien, und doch hatte er bereits eine Leidenschaft für dieses Land entwickelt, die fast so stark war wie seine Liebe zu Wales. Es faszinierte ihn, die wenigen Blumen in der sonnenverbrannten Landschaft blühen zu sehen; er genoss es, am glutheißen Nachmittag ein wenig zu schlafen, und es gefiel ihm, Wein trinken zu können, auch wenn es gerade keine Mahlzeit gab. Auch was Gaumenfreuden betraf, hatte Lloyd vieles kennengelernt, was ihm bisher unbekannt gewesen waren: Oliven, Paprika, Chorizos und nicht zu vergessen den feurigen Brandy, den man Orujo nannte.
    Lloyd stand mit einer Landkarte auf einem Hügel fünfzig Meilen südlich von Saragossa und ließ den Blick über das in der Hitze flimmernde Land schweifen. Neben einem Fluss waren ein paar Weiden zu sehen, und an den fernen Berghängen schimmerten vereinzelte Bäume in der flirrenden Luft. Dazwischen lag nur kahle

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