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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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einen englischen Lord geheiratet.«
    »Um genau zu sein, hat sie den älteren Sohn Earl Fitzherberts geheiratet, den ich mal gut gekannt habe.«
    »Jede Frau in Buffalo beneidet sie. Der englische König war Gast auf ihrer Hochzeit.«
    »Ich weiß. Übrigens habe ich auch Fitzherberts Schwester Maud gekannt, eine wunderbare Frau. Sie hat Walter von Ulrich geheiratet, einen Deutschen. Wäre Walter mir nicht zuvorgekommen, hätte ich Maud zum Traualtar geführt.«
    Woody hob die Brauen. Es sah seinem Vater gar nicht ähnlich, so zu reden.
    »Das war natürlich zu einer Zeit, bevor ich mich in deine Mutter verliebt habe.«
    »Natürlich.« Woody unterdrückte ein Lächeln.
    »Von Walter und Maud hört man gar nichts mehr, seit Hitler die SPD verboten hat. Ich hoffe, es geht ihnen gut. Wenn es Krieg gibt …«
    Woody merkte, dass der Gedanke an den Krieg seinen Vater in eine gedrückte Stimmung versetzte; deshalb sagte er: »Wenigstens ist Amerika nicht beteiligt, Dad.«
    »Das haben wir letztes Mal auch geglaubt«, sagte Gus; dann wechselte er das Thema. »Was hörst du eigentlich so von deinem kleinen Bruder?«
    Woody seufzte. »Er wird seine Meinung nicht ändern. Er geht weder nach Harvard noch auf eine andere Uni.«
    Chuck hatte verkündet, er werde in die Navy eintreten, sobalder achtzehn sei. Diese Aussicht entsetzte seine anspruchsvollen Eltern, denn ohne Collegeabschluss wurde er ein Mannschaftsdienstgrad ohne jede Chance, einmal Offizier zu werden.
    »Verdammt. Dabei hat er den nötigen Grips fürs College«, sagte Gus.
    »Beim Schach schlägt er mich.«
    »Mich auch. Was ist bloß mit ihm?«
    »Er hasst das Lernen. Und er liebt Schiffe. Segeln ist das Einzige, was ihn interessiert.« Woody blickte auf seine Armbanduhr.
    »Ich weiß, du willst auf diese Party«, sagte Gus.
    »Kein Grund zur Eile.«
    »Doch. Sie ist ein sehr hübsches Mädchen. Mach, dass du wegkommst.«
    Woody grinste. Sein Vater konnte überraschend klug sein. »Danke, Dad.« Er stand auf.
    Als Woody das Lokal verließ, ging Greg Peshkov mit ihm hinaus. »Ich wollte zu dir an den Tisch kommen«, sagte er grinsend, »aber die Mädchen an der Bar gefallen mir besser. Wie läuft’s denn so?«
    Früher hatte Woody ihn verprügeln wollen, weil er an dem miesen Betrug beteiligt gewesen war, der Dave Rouzrokh zu Fall gebracht hatte, doch im Lauf der Zeit hatte sein Zorn sich abgekühlt. In Wirklichkeit trug Lev Peshkov die Schuld, nicht sein Sohn, der damals erst fünfzehn gewesen war. Trotzdem, mehr als Höflichkeit konnte Greg von Woody nicht erwarten.
    »Mir gefällt Washington«, sagte Woody.
    »Mir auch. Hier sind die Leute wenigstens nicht überrascht wegen meines Namens.« Als er Woodys fragenden Blick sah, fügte er hinzu: »Im Außenministerium sind lauter Smiths, Fabers, Jensens und McAllisters. Da heißt keiner Kozinsky, Cohen oder Papadopoulos.«
    Woody nickte. »Stimmt. Die Regierungsarbeit liegt in den Händen eines kleinen, exklusiven ethnischen Kreises.«
    »Aber sie sind wenigstens nicht engstirnig«, sagte Greg. »Wenn einer fließend Russisch spricht und aus reicher Familie kommt, machen sie eine Ausnahme.« Er gab sich flapsig, doch ihm war seine Wut anzumerken. »Sie halten meinen Vater für einen Kriminellen«, fuhr er fort. »Aber es stört sie nicht allzu sehr. Die meisten Reichen haben einen Gangster unter ihren Ahnen.«
    »Du hörst dich an, als würdest du Washington hassen.«
    »Ganz im Gegenteil. Ich möchte nirgendwo sonst leben. Hier ist das Zentrum der Macht.«
    Woody hielt sich für idealistischer. »Ich bin hier, weil ich bestimmte Dinge ändern möchte.«
    Greg grinste. »Dann geht’s dir ebenfalls um Macht.«
    »Kann sein«, erwiderte Woody, »nur kommt es immer darauf an, wofür man sie einsetzt.«
    »Was meinst du, gibt es Krieg in Europa?«
    »Das solltest du besser wissen als ich. Du arbeitest schließlich im Außenministerium.«
    »Ja, aber in der Pressestelle. Ich kenne nur die Märchen, die wir den Reportern erzählen. Wie die Wahrheit aussieht, weiß ich nicht.«
    »Ich auch nicht«, entgegnete Woody. »Ich glaube, nicht einmal der Präsident.«
    »Meine Schwester Daisy ist drüben in England.« Gregs Stimme klang mit einem Mal besorgt.
    »Ja, ich weiß.«
    »Wenn die Bomben fallen, sind auch Frauen und Kinder nicht sicher. Glaubst du, die Deutschen werden London bombardieren?«
    Darauf konnte es nur eine ehrliche Antwort geben. »Ich nehme es an.«
    »Wenn Daisy nur nach Hause kommen

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