Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
versuchen, der Gestapo ihre Beute vor der Nase wegzuschnappen. Lloyd war entschlossen, dafür zu sorgen, dass diese Männer nicht so auf sich allein gestellt sein würden, wie er es gewesen war.
    Gegen elf kam er in die Nutley Street zurück. Er fand einen Zettel von seiner Mutter vor: Kein Mucks von Miss America . Nach dem Besuch der ausgebombten Mietskaserne waren Ethel ins Unterhaus und Bernie in die County Hall gegangen. Daisy und Lloyd hatten das Haus für sich allein.
    Er ging hinauf auf sein Zimmer. Daisy schlief noch immer. Ihre Lederjacke und die grobe Wollhose lagen achtlos auf dem Boden. Sie trug nur Unterwäsche.
    Lloyd zog die Uniformjacke aus und band die Krawatte ab.
    Eine verschlafene Stimme im Bett sagte: »Den Rest auch.«
    Er starrte sie an. »Was?«
    »Zieh dich aus und komm ins Bett!«
    Das Haus war leer; niemand würde sie stören.
    Er zog die Stiefel aus, die Hose, das Oberhemd und die Socken. Dann zögerte er.
    »Dir wird schon nicht kalt sein«, sagte Daisy. Sie wand sich unter den Decken; dann warf sie ein seidenes Spitzenhemdhöschen nach ihm. »Worauf wartest du?«, fragte sie, als sie Lloyds erneutes Zögern bemerkte.
    Er zog Unterhemd und Unterhose aus und schlüpfte neben sie unter die Decke. Daisys Körper war warm, weich und erregend, doch Lloyd war schrecklich nervös. Er hatte ihr nie gesagt, dass er noch unschuldig war.
    Ein wenig hilflos fragte er sich, ob er die Initiative übernehmen sollte, aber Daisy nahm ihm die Entscheidung ab. Sie küsste und streichelte ihn; dann umfasste sie sein Glied.
    »Oh, Junge«, sagte sie, »ich hatte gehofft, du hast so was dabei.«
    Von da an war er kein bisschen nervös mehr.

K A P I T E L  8
    1941 (I)
    An einem kalten Sonntag im Winter begleitete Carla von Ulrich ihre Zofe Ada zum Kinderkrankenhaus am Wannsee im Westen von Berlin, wo Ada ihren kleinen Sohn Kurt besuchen wollte. Mit dem Zug dauerte die Fahrt eine Stunde. Carla hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, bei diesen Besuchen ihre Schwesternuniform zu tragen, denn das Krankenhauspersonal redete mit einer Kollegin offener über den Jungen.
    Im Sommer drängten sich Familien am See; die Kinder spielten am Ufer oder schwammen im flachen Wasser. Heute waren nur wenige Spaziergänger zu sehen, dick eingemummelt zum Schutz gegen die Kälte, sowie ein abgehärteter Schwimmer, dessen Frau ängstlich am Ufer wartete.
    Das Krankenhaus, das auf die Behandlung schwerbehinderter Kinder spezialisiert war, war früher ein prachtvolles Gebäude gewesen, dessen elegante Empfangsräume nun unterteilt, blassgrün gestrichen und mit Krankenhausbetten vollgestellt waren.
    Kurt war mittlerweile acht Jahre alt. Er ging und aß wie ein Zweijähriger, konnte noch nicht sprechen und trug nach wie vor Windeln. Seit Jahren hatte sein Zustand sich nicht gebessert. Doch es war offenkundig, dass er sich freute, Ada zu sehen. Er strahlte vor Glück, gurrte aufgeregt und streckte die Arme aus, um hochgehoben, gedrückt und geküsst zu werden.
    Er erkannte auch Carla. Wann immer sie den Jungen sah, erinnerte sie sich an das Drama seiner Geburt, als sie ihn entbunden hatte, während ihr Bruder Erik zu Dr. Rothmann gerannt war.
    Sie spielten gut eine Stunde mit Kurt. Der Junge mochte Spielzeugzüge und -autos sowie Bücher mit Bildern in leuchtenden Farben. Dann war die Zeit für den Mittagsschlaf gekommen, und Ada sang ihm ein Wiegenlied.
    Auf dem Weg hinaus sprach eine Krankenschwester sie an. »Frau Hempel? Würden Sie mich bitte ins Büro von Professor Willrich begleiten? Er würde gern mit Ihnen sprechen.«
    Willrich war der Chefarzt. Carla hatte ihn noch nie getroffen, und auch Ada kannte ihn vermutlich nicht.
    »Gibt es ein Problem?«, fragte Ada ängstlich.
    »Ich bin sicher, der Chefarzt will mit Ihnen nur über Kurts Fortschritte reden«, antwortete die Krankenschwester.
    »Fräulein von Ulrich wird mich begleiten«, erklärte Ada.
    Der Schwester schien das nicht zu gefallen. »Professor Willrich hat nur nach Ihnen gefragt.«
    Doch Ada konnte stur sein. »Fräulein von Ulrich wird mich begleiten«, wiederholte sie unbeirrt.
    Die Krankenschwester zuckte mit den Schultern und sagte knapp: »Bitte, folgen Sie mir.«
    Sie wurden in ein schmuckes Büro geführt. Dieser Raum war nicht unterteilt worden. Im Kamin brannte ein Kohlenfeuer, und ein großes Fenster gewährte den Blick auf den Wannsee. Carla sah ein Segelboot, das in der sanften Brise durch die kleinen Wellen schnitt. Willrich saß hinter einem mit

Weitere Kostenlose Bücher