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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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einen Entwurf, doch Roosevelt wies ihn zurück und meinte, es sei besser, wenn Churchill den ersten Schritt mache.
    Greg erkannte sofort, was für ein gerissener Verhandlungspartner Roosevelt war. Wer immer den ersten Entwurf vorlegte, musste aus Gründen der Fairness zu den eigenen Forderungen auch Wünsche der Gegenseite akzeptieren. Diese Zugeständnisse wurden dann zum absoluten Minimum, während die eigenen Forderungen weiterhin zur Debatte standen. Wer also einen Entwurf vorlegte, handelte sich immer einen Nachteil ein. Greg schwor sich, niemals den ersten Entwurf zu schreiben.
    Am Samstag speisten der Präsident und der Premierminister an Bord der Augusta zu Mittag. Am Sonntag nahmen sie an einem Gottesdienst an Deck der Prince of Wales teil, vor einem mit Sternenbanner und Union Jack rot, weiß und blau verhüllten Altar. Am Montagmorgen, als sie zu engen Freunden geworden waren, gingen sie ans Eingemachte.
    Churchill legte einen Fünf-Punkte-Plan vor, der Sumner Welles und Gus Dewar begeisterte, da er die Forderung nach einer effektiven internationalen Organisation enthielt, die für die Sicherheit sämtlicher Staaten einstand – mit anderen Worten, einem Völkerbund mit erweiterten Kompetenzen. Zu ihrer Enttäuschung stellte sich heraus, dass dies Roosevelt schon zu weit ging. Er war der Idee zwar nicht abgeneigt, fürchtete aber die Isolationisten, die noch immer glaubten, die USA bräuchten sich nicht mit den Problemen der restlichen Welt zu belasten. Roosevelt hatte ein scharfes Gespür für die öffentliche Meinung und bemühte sich stets, keinerlei Opposition zu provozieren.
    Doch Welles und Dewar gaben nicht auf, und auch die Briten nicht. Sie setzten sich zusammen, um einen Kompromiss zu suchen, der beide Regierungschefs zufriedenstellte. Greg machte für Welles Notizen. Die Gruppe erarbeitete eine Klausel, die zur Entwaffnung aufforderte, bis »ein umfassendes und dauerhaftes System allgemeiner Sicherheit« geschaffen worden sei.
    Sie legten ihren Entwurf den beiden großen Männern vor, die ihn tatsächlich akzeptierten.
    Welles und Dewar waren in Jubellaune.
    Greg begriff nicht, wieso. »Das ist so wenig«, sagte er. »All die Mühe, die Regierungschefs zweier großer Nationen, ein Heer von Assistenten und vierundzwanzig Kriegsschiffe über Tausende von Meilen für drei Tage zusammenzubringen – und das alles für ein paar Wörter, die nicht einmal konkret aussagen, was wir wollen.«
    »Unseren Fortschritt misst man nach Zoll, nicht nach Meilen«, entgegnete Gus Dewar lächelnd. »So ist das in der Politik.«

    Seit fünf Wochen gingen Woody und Joanne miteinander.
    Am liebsten wäre Woody jeden Abend mit ihr zusammen gewesen, doch er musste sich beherrschen. Trotzdem hatte er sie an vier der letzten sieben Tage gesehen. Am Sonntag waren sie zum Strand gefahren; am Mittwoch hatten sie zusammen zu Abend gegessen; am Freitag waren sie ins Kino gegangen, und den heutigen Samstag verbrachten sie komplett zusammen.
    Woody wurde der Gespräche mit Joanne niemals müde. Sie war humorvoll, klug und scharfzüngig. Er liebte die entschiedene Haltung, die sie zu allem einnahm. Stundenlang redeten sie über Dinge, die sie mochten oder hassten.
    Aus Europa kamen schlechte Neuigkeiten. Die deutsche Wehrmacht überrollte weiterhin die Rote Armee. Östlich von Smolensk hatten die Deutschen die russische 16. und 20. Armee vernichtet und dreihunderttausend Gefangene gemacht; zwischen den deutschen Panzerspitzen und Moskau verblieben damit nur noch wenige sowjetische Verbände. Doch auch solche Hiobsbotschaften aus der Ferne vermochten Woodys Hochgefühl nicht zu dämpfen.
    Joanne war aller Wahrscheinlichkeit nach nicht so verrückt aufihn wie er auf sie. Aber sie mochte ihn, das merkte er. Sie küssten sich jedes Mal zum Abschied, und Joanne schien es zu genießen, auch wenn sie nicht die Leidenschaft an den Tag legte, zu der sie fähig war, wie Woody nur zu gut wusste. Vielleicht kam es daher, dass sie sich stets in der Öffentlichkeit küssen mussten, im Kino oder in einem Hauseingang in der Nähe ihrer Wohnung. Und wenn sie zu Joanne gingen, war jedes Mal wenigstens eine ihrer beiden Zimmernachbarinnen im Wohnzimmer, und in ihr Schlafzimmer hatte Joanne ihn noch nicht gebeten.
    Chucks Urlaub war seit Wochen vorüber; er war längst wieder auf Hawaii. Woody wusste noch immer nicht, was er von Chucks Geständnis halten sollte. Manchmal war er schockiert, als hätte sich die Welt auf den Kopf gestellt; dann

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