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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ohne Ankündigung, wenn er zwischen Buffalo und Los Angeles ein paar Tage Pause machte. Im Augenblick hatte Greg das Apartment für sich – nur dass Rita Lawrence, die kurvenreiche Tochter des Kongressabgeordneten, die Nacht hier verbracht hatte und jetzt im roten Männermorgenmantel aus Seide hinreißend zerzaust vor ihm saß.
    Ein Kellner brachte ihnen Frühstück, die Zeitungen und einen Brief.
    Mit ihrer gemeinsamen Erklärung hatten Roosevelt und Churchill mehr Staub aufgewirbelt, als Greg erwartet hatte. Noch eine Woche später war die Verlautbarung das Hauptthema in den Schlagzeilen. Für Greg hatte die Atlantik-Charta, wie die Presse sie nannte, nur aus vorsichtigen Phrasen und vagen Verpflichtungen bestanden, doch die Welt sah sie mit anderen Augen und begrüßte sie als Fanfarenstoß für Freiheit, Demokratie und Welthandel. Von Hitler hieß es, er habe Wutanfälle wegen der Charta, die einer Kriegserklärung der Vereinigten Staaten an das Großdeutsche Reich gleichkäme.
    Länder, die nicht an der Konferenz teilgenommen hatten, wollten die Charta trotzdem unterschreiben. Bexforth Ross hatte vorgeschlagen, die Unterzeichner die »Vereinten Nationen« zu nennen.
    Währenddessen überrannte die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion. Im Norden näherte sich die Front Leningrad, im Süden hatten die Russen auf dem Rückzug die Dnjeprostroj-Talsperre gesprengt, das größte Wasserkraftwerk der Welt und der Stolz der Sowjets, damit die deutschen Eroberer es nicht nutzen konnten – ein Opfer, das einem das Herz brach.
    »Die Rote Armee hat den deutschen Vormarsch ein wenig verzögern können«, sagte Greg zu Rita, die Nase in der Washington Post . »Trotzdem rücken die Deutschen jeden Tag fünf Meilen vor. Und sie behaupten, sie hätten dreieinhalb Millionen sowjetische Soldaten getötet. Ist das möglich?«
    »Hast du Verwandte in Russland?«
    »Na ja, als mein Vater mal betrunken war, erzählte er mir, er habe ein schwangeres Mädchen zurückgelassen.«
    Rita verzog missbilligend das Gesicht.
    »So ist er nun mal«, sagte Greg. »Er ist ein großer Mann, und große Männer halten sich nicht an Regeln.«
    Rita erhob keinen Widerspruch, doch Greg las in ihrem Gesicht, dass sie anderer Ansicht war, aber nicht mit ihm streiten wollte.
    »Jedenfalls habe ich einen Halbbruder in Russland, der genauso unehelich ist wie ich«, fuhr Greg fort. »Er heißt Wladimir, mehr weiß ich nicht. Er könnte schon tot sein. Er ist im wehrfähigen Alter. Wahrscheinlich ist er unter den dreieinhalb Millionen sowjetischen Gefallenen.«
    Als er die Zeitung gelesen hatte, öffnete er das Kuvert und las den Brief, den der Kellner ihm gebracht hatte.
    Er kam von Jacky Jakes. Darin stand nur eine Telefonnummer mit der Zeile Nicht zwischen 1 und 3 .
    Plötzlich konnte er Rita gar nicht schnell genug loswerden. »Wann erwarten sie dich eigentlich zu Hause?«, fragte er plump.
    Sie blickte auf die Armbanduhr. »Ach herrje! Ich sollte verschwinden, bevor meine Mutter nach mir sucht.« Sie hatte ihren Eltern gesagt, sie würde bei einer Freundin übernachten.
    Sie zogen sich an, verließen das Hotel und nahmen sich jeder ein Taxi.
    Greg vermutete, dass die Telefonnummer zu Jackys Arbeitsstelle gehörte und dass sie zwischen eins und drei beschäftigt war. Er nahm sich vor, sie am Vormittag anzurufen.
    Er fragte sich, warum er so gespannt war. Er wollte doch nur seine Neugier befriedigen. Vielleicht lag es daran, dass er nie wieder die Erregung seiner Affäre mit Jacky erlebt hatte. Rita Lawrence sah großartig aus und war toll im Bett, aber weder mit ihr noch mit anderen war es eine so intensive Erfahrung gewesen wie mit Jacky.
    Greg betrat das Old Executive Office Building und machte sich an seine wichtigste Arbeit des Tages, das Verfassen einer Presseverlautbarung. Es ging um Ratschläge an Amerikaner, die in Nordafrika lebten, wo Briten, Italiener und Deutsche in einem zweitausend Meilen langen und vierzig Meilen breiten Küstenstreifen einen Bewegungskrieg führten und sich gegenseitig vor- und zurücktrieben.
    Um halb elf rief Greg die Nummer an, die in dem Brief stand.
    Eine Frauenstimme meldete sich. »Frauenclub der Universität.« Greg war dort noch nie gewesen: Männer wurden nur als Gäste weiblicher Mitglieder eingelassen.
    »Ist Jacky Jakes zu sprechen?«, fragte er.
    »Ja, sie erwartet einen Anruf. Bitte bleiben Sie am Apparat.« Vermutlich hatte Jacky sich eine Sondergenehmigung holen müssen, um auf der Arbeit einen Anruf

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