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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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entgegenzunehmen.
    Nach kurzem Warten hörte er: »Hier Jacky. Wer ist da?«
    »Greg Peshkov.«
    »Hab ich’s mir doch gedacht. Woher hast du meine Adresse?«
    »Ich habe einen Privatdetektiv engagiert. Können wir uns treffen?«
    »Müssen wir wohl. Aber unter einer Bedingung.«
    »Und welche?«
    »Du musst mir hoch und heilig schwören, deinem Vater nichts davon zu sagen. Niemals.«
    »Warum?«
    »Das erkläre ich dir später.«
    Er zuckte die Achseln. »In Ordnung.«
    »Schwörst du?«
    »Klar.«
    Damit gab sie sich nicht zufrieden. »Sag es.«
    »Ich schwöre es, okay?«
    »Also gut. Du kannst mich zum Mittagessen einladen.«
    Greg runzelte die Stirn. »Gibt es hier in der Nähe Restaurants, wo man einen Weißen und eine Schwarze am gleichen Tisch bedient?«
    »Ich kenne nur eines – das Electric Diner.«
    »Ich weiß, wo das ist.« Ihm war der Name aufgefallen, aber er hatte es noch nie besucht. Es war ein billiges Schnellrestaurant, wo die Hauswarte und Büroboten zu Mittag aßen. »Wann?«
    »Um halb zwölf.«
    »So früh?«
    »Was meinst du, wann Kellnerinnen zu Mittag essen – um eins?«
    Er grinste. »Du bist noch genauso schlagfertig wie früher.«
    Sie legte auf.
    Greg schrieb seine Presseerklärung zu Ende und brachte die getippten Seiten zu seinem Vorgesetzten ins Büro. Als er den Entwurf in den Eingangskorb legte, fragte er: »Könnte ich heute ein bisschen früher Mittagspause machen, Mike? So um halb zwölf?«
    Mike hatte sich in die Kommentarseite der New York Times vertieft. »Ja, geht in Ordnung«, sagte er, ohne aufzublicken.
    Im Sonnenschein ging Greg am Weißen Haus vorbei und erreichte das Imbisslokal gegen zwanzig nach elf. Es war leer bis auf ein paar Gäste, die Vormittagspause machten. Greg nahm an einem Wandtisch Platz und bestellte Kaffee.
    Er war gespannt darauf, was Jacky zu sagen hätte. Bald würdeer die Lösung eines Rätsels erfahren, über das er sich sechs Jahre lang den Kopf zerbrochen hatte.
    Jacky kam um fünf nach halb zwölf in einem schwarzen Kleid und flachen Schuhen – ihre Kellnerinnenkleidung ohne die Schürze, vermutete Greg. Schwarz stand ihr. Greg erinnerte sich lebhaft, wie wundervoll es für ihn gewesen war, sie einfach nur anzuschauen, den bogenförmigen Mund, die großen braunen Augen … Sie setzte sich ihm gegenüber und bestellte einen Salat und eine Cola. Greg ließ sich nur einen weiteren Kaffee kommen; er war zu nervös, um etwas zu essen.
    Ihr Gesicht hatte die kindliche Rundlichkeit verloren, an die er sich erinnern konnte. Als sie sich kennengelernt hatten, war sie sechzehn gewesen, also war sie jetzt zweiundzwanzig. Damals waren sie Kinder gewesen und hatten Erwachsene gespielt; jetzt waren sie Erwachsene. In Jackys Gesicht las Greg eine Geschichte, die vor sechs Jahren noch nicht darin gestanden hatte – eine Geschichte von Enttäuschung, Leid und Entbehrung.
    »Ich habe die Tagschicht«, sagte sie. »Ich komme um neun, decke die Tische und richte den Raum her. Zum Mittagessen trage ich auf, räume ab, und gehe um fünf.«
    »Die meisten Kellnerinnen arbeiten abends.«
    »Ich habe die Abende und Wochenenden gern frei.«
    »Noch immer ein Partygirl!«
    »Nein, meistens bleibe ich zu Hause und höre Radio.«
    »Du hast sicher eine Menge Freunde.«
    »So viele, wie ich will.«
    Er brauchte einen Augenblick, bis er begriff, dass das alles Mögliche bedeuten konnte.
    Das Mittagessen kam. Jacky trank von ihrer Cola und stocherte im Salat.
    »Warum bist du damals davongelaufen?«
    Sie seufzte. »Ich möchte es dir nicht sagen, weil es dir nicht gefallen wird.«
    »Ich muss es wissen.«
    »Dein Vater hat mir einen Besuch abgestattet.«
    Greg nickte. »Ich hab mir gleich gedacht, dass er damit zu tun hatte.«
    »Er hatte einen Gorilla bei sich … Joe Soundso.«
    »Joe Brekhunov. Ein übler Kerl.« Greg wurde zornig. »Hat er dir wehgetan?«
    »Das musste er gar nicht. Ich brauchte ihn nur anzuschauen und hatte Todesangst. Ich hätte alles getan, was dein Vater verlangt.«
    Greg unterdrückte seine Wut. »Was hat er gewollt?«
    »Er sagte, ich müsste fort, auf der Stelle. Ich durfte dir einen Brief schreiben, aber er wollte ihn lesen. Ich musste nach Washington zurück. Ich war unendlich traurig, dich verlassen zu müssen.«
    Greg erinnerte sich an seine eigene Verzweiflung. »Ich auch«, sagte er. Am liebsten hätte er über den Tisch gegriffen und ihre Hand genommen, wusste aber nicht, ob es ihr gefallen würde.
    Jacky fuhr fort: »Er sagte mir, dass

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