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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Stunden im Gange sei, doch erstaunlicherweise lief er erst seit dreißig Minuten.
    In diesem Moment kam die zweite Welle der Angreifer.
    Diesmal kamen die Flugzeuge von Osten. Einige von ihnen jagten die fliehende Nevada ; andere nahmen sich das Navy Yard zum Ziel, wo die Dewars an Bord der Barkasse gegangen waren. Fast augenblicklich explodierte in einem Schwimmdock der Zerstörer Shaw mit gewaltiger Flammen- und Rauchentwicklung. Wieder breitete sich Treiböl auf dem Wasser aus und entzündete sich. Im größten Trockendock wurde das Schlachtschiff Pennsylvania getroffen. Zwei Zerstörer, die im gleichen Trockendock lagen, explodierten, als ihre Munitionskammern in Brand gerieten.
    Chuck und Eddie ruderten angestrengt. Beide waren schweißüberströmt und mit den Kräften fast am Ende.
    Am Navy Yard erschienen Marineinfanteristen – vermutlich aus der benachbarten Kaserne – und brachten Feuerlöschgerät.
    Endlich erreichte die Barkasse den Landungssteg. Chuck sprang von Bord und vertäute das Boot, während Eddie den Passagieren an Land half. Gemeinsam rannten sie zum Auto.
    Chuck sprang hinter das Lenkrad und ließ den Motor an. Dabei schaltete sich das Radio ein, und er hörte den Nachrichtensprecher von KGMB : »Sämtliche Militärangehörige melden sich auf der Stelle zum Dienst. Ich wiederhole, sämtliche Militärangehörige auf der Stelle zum Dienst melden.« Chuck hatte keine Möglichkeit, sich irgendwo zu melden, doch er bezweifelte nicht, dass er den Befehl erhalten würde, für die Sicherheit der Zivilisten in seiner Obhut zu sorgen, zumal zwei Frauen und ein Senator darunter waren.
    Als alle im Wagen saßen, fuhr er los.
    Die zweite Angriffswelle schien zu verebben. Die meisten japanischen Flugzeuge entfernten sich vom Hafen. Dennoch fuhr Chuck, so schnell er konnte: Eine dritte Welle japanischer Angreifer war nicht auszuschließen.
    Das Haupttor stand offen. Wäre es geschlossen gewesen, hätte er versucht, es zu durchbrechen. Anderen Verkehr gab es nicht.
    In rasendem Tempo entfernte er sich auf dem Kamehameha Highway vom Hafen. Je mehr Abstand er zwischen sich und Pearl Harbor legte, desto sicherer war seine Familie.
    Dann entdeckte er die einzelne Zero, die auf sie zukam.
    Die Jagdmaschine flog tief und folgte dem Highway. Im nächsten Augenblick begriff Chuck, dass der Wagen ihr Ziel war.
    Die Maschinenkanonen befanden sich in den Tragflächen, und die Chancen standen gut, dass sie den schmalen Wagen verfehlten. Die zwei Maschinengewehre jedoch saßen dicht beieinander in beiden Seiten der Motorhaube. Wenn der Pilot sein Handwerk verstand, würde er mit diesen Waffen feuern.
    Chuck ließ den Blick panisch zu beiden Straßenrändern huschen. Dort gab es keine Deckung, nur Zuckerrohrfelder.
    Er begann im Zickzack zu fahren. Der näher kommende Pilot war zu klug, als dass er versucht hätte, seinen Kurs anzupassen. Die Straße war nicht allzu breit, und wenn Chuck in ein Zuckerrohrfeld geriet, konnte der Wagen nur noch Schritttempo fahren. Chuck trat aufs Gaspedal, weil er sich sagte, dass seine Chancen, nicht getroffen zu werden, umso höher lagen, je schneller er sich bewegte.
    Dann war es zu spät für weiteres Taktieren. Das Flugzeug war so nahe, dass Chuck die runden schwarzen Öffnungen der Maschinenkanonen in den Tragflächen erkennen konnte. Doch wie er vermutet hatte, feuerte der Pilot mit den Maschinengewehren. Die Kugeln wirbelten Staub von der Straße vor ihnen auf.
    Chuck wich nach links aus und zog dann unvermittelt nach rechts. Doch der Pilot korrigierte. Kugeln schmetterten in die Motorhaube. Die Windschutzscheibe zerbarst. Eddie brüllte vor Schmerz auf, und eine der Frauen im Fond schrie gellend.
    Dann war die Zero über sie hinweggejagt.
    Der Wagen begann von selbst im Zickzack zu fahren. Ein Vorderreifen musste geplatzt sein. Chuck kämpfte mit dem Lenkrad und versuchte, auf der Straße zu bleiben. Der Wagen zog nach rechts, schleuderte über den Asphalt, geriet auf den Acker neben der Straße und kam holpernd zum Stehen.
    Flammen züngelten aus dem Motor. Chuck roch Benzin.
    »Alles raus!«, rief er. »Der Tank geht hoch!« Er schwang sich aus dem Wagen und riss die Hintertür auf. Gus sprang heraus und zog Rosa hinter sich her. Chuck sah, wie die anderen auf der gegenüberliegenden Seite ausstiegen. »Rennt!«, rief er. Eddie hastete in das Zuckerrohrfeld. Er hinkte, als wäre er verletzt. Joanne schien ebenfalls getroffen zu sein; halb zog, halb trug Woody sie vom Auto weg.

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