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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sämtliche Menschen, die er liebte, mit ihm auf dem Boot waren.
    Von den Unterseiten der japanischen Bomber lösten sich lange, zigarrenförmige Torpedos und jagten gischtend in das ruhige Wasser der Lagune.
    Chuck brüllte: »Dreh um, Eddie!«
    Eddie war längst dabei und wendete die Barkasse in einem engen Bogen.
    Als sie abdrehte, entdeckte Chuck über dem Luftwaffenstützpunkt Hickam Field eine weitere Kette japanischer Maschinen – Sturzkampfbomber, die sich nun wie Raubvögel auf die amerikanischen Flugzeuge stürzten, die sauber aufgereiht auf den Pisten standen.
    Wie viele von diesen Hundesöhnen sind denn hier, zum Teufel, schoss es Chuck durch den Kopf. Die halbe japanische Luftwaffe schien sich am Himmel über Pearl Harbor versammelt zu haben.
    Woody fotografierte noch immer.
    Chuck hörte ein tiefes Rumpeln wie von einer unterirdischen Explosion, gefolgt von einem dumpfen Dröhnen. Er fuhr herum. An Bord der Arizona blitzte es grell auf. Rauch quoll aus dem Rumpf.
    Das Heck der Barkasse duckte sich tiefer ins Wasser, als Eddie Vollgas gab. »Schneller, schneller!«, rief Chuck.
    Von einem der Schiffe hörte er das durchdringende rhythmische Heulen, das die Besatzung an die Gefechtsstationen rief. Erst jetzt begriff er in vollem Unfang, dass es wirklich ein Gefecht war, eine Schlacht, und seine Familie war mittendrin. Im nächsten Moment begann auf Ford Island eine Luftschutzsirene mit ihrem tiefen Stöhnen und schaukelte sich zu immer höherem Jaulen hoch, bis sie ihre schrillste Tonlage erreichte.
    In der Schlachtschiff-Allee donnerte eine lange Serie von Explosionen: Torpedos fanden ihre Ziele. Eddie brüllte: »Seht nur, die Wee Vee!« Damit meinte er die West Virginia . »Sie krängt nach Backbord!«
    Er hatte recht; Chuck sah es ebenfalls. Das Schiff war auf der den angreifenden Japanern zugewandten Seite leckgeschlagen und neigte sich zur Seite. Tausende Tonnen Wasser mussten binnen weniger Sekunden in den Rumpf eingedrungen sein.
    Die Oklahoma , die neben der West Virginia vor Anker lag, ereilte das gleiche Schicksal. Zu seinem Entsetzen sah Chuck Matrosen, die hilflos das schräge Deck hinterrutschten und über die Bordwand ins Wasser stürzten.
    Die Druckwellen der Explosionen brachten die Barkasse zum Schaukeln. Alle klammerten sich verzweifelt an die Bordwände.
    Chuck sah Bomben auf die Wasserflugzeugbasis am Ende von Ford Island regnen. Die dicht beieinander ankernden Flugzeuge wurden in Stücke gerissen. Wie Blätter in einem Hurrikan wirbelten die Trümmer der Tragflächen und Rümpfe durch die Luft.
    Chucks nachrichtendienstlich geschulter Verstand versuchte inmitten der Katastrophe die Flugzeugtypen zu erkennen, und tatsächlich entdeckte er ein drittes Modell unter den japanischen Angreifern, die tödliche Mitsubishi Zero, das beste trägergestützte Jagdflugzeug der Welt. Es trug nur zwei kleine Bomben, war aber mit zwei Maschinengewehren und Zwei-Zentimeter-Maschinenkanonen in jeder Tragfläche bewaffnet. Ihre Rolle bei diesem Angriff bestand im Schutz der Bomber vor den amerikanischen Abfangjägern – aber sämtliche amerikanischen Jäger standen noch am Boden, und die meisten waren bereits vernichtet. Deshalb konnten die Zeros nun ungestraft Gebäude, Fahrzeuge und Menschen am Boden unter Feuer nehmen.
    Oder eine Familie, die die Lagune überqueren wollte und verzweifelt versuchte, an Land zu kommen.
    Endlich erwiderte die Navy das Feuer. Auf Ford Island und an Deck jener Schiffe, die noch nicht getroffen waren, ratterten Flugabwehrgeschütze und Maschinengewehre und steuerten ihren Teil zu der Kakophonie höllischen Lärms bei. Am Himmel zerbarsten Flakgranaten zu Blüten schwarzer Blumen. Ein MG -Schütze auf der Insel, der einen japanischen Sturzkampfbomber unter Beschuss nahm, erzielte einen Volltreffer. Das Cockpit explodierte in einem Flammenmeer, und die Maschine schlug aufs Wasser, wobei sie eine gewaltige Fontäne emporschleuderte. Ohne sich dessen bewusst zu sein, reckte Chuck die Faust in die Luft und jubelte wild.
    Die krängende West Virginia richtete sich langsam wieder auf, sank aber weiter. Chuck begriff, dass der Kommandant befohlen hatte, die Seeventile an Steuerbord zu öffnen, damit sein Schiff aufrecht stand, während es unterging, was eine größere Überlebenschance für die Besatzung bedeutete. Die Oklahoma hatte nicht so viel Glück. Entsetzt beobachteten Chuck und die anderen, wie das riesige Schlachtschiff zu kentern begann.
    »O Gott, die Crew!«, rief

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