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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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erreichten, eröffnete ein Maschinengewehr das Feuer. Die Amerikaner waren in einem schmalen Korridor ohne Deckung gefangen. Das MG schnarrte wie irrsinnig. Binnen Sekunden lagen die fünf Männer tot am Boden. Das MG feuerte nochein paar Sekunden lang in sie hinein, um sicherzustellen, dass sie tot waren. Die Kugeln durchsiebten auch die beiden deutschen Posten.
    Als der MG -Schütze das Feuer einstellte, rührte sich auf der Brücke niemand mehr.
    Es wurde still.
    Neben Woody flüsterte Lefty Cameron: »Großer Gott.«
    Woody war den Tränen nahe. Er hatte zehn Männer auf dem Gewissen, fünf Amerikaner und fünf Deutsche; dennoch war das Einsatzziel nicht erreicht. Der Feind hielt noch immer das andere Ende der Brücke und konnte alliierte Kräfte daran hindern, sie zu überqueren.
    Woody waren nur noch vier Mann geblieben. Wenn sie es erneut versuchten und ebenfalls über die Brücke stürmten, starben auch sie. Er brauchte einen neuen Plan.
    Er musterte das Ortsbild. Was konnte er tun? Er hatte zu wenig Leute; so war es schon von Anfang an gewesen. Woody sehnte sich Panzerunterstützung herbei.
    Er musste rasch handeln. Wenn sich in der Stadt weitere deutsche Truppen aufhielten, hatten die Schüsse sie alarmiert, und sie würden bald hier sein. Woody konnte es nur mit ihnen aufnehmen, wenn er beide Bunker hielt. Andernfalls steckte er in großen Schwierigkeiten.
    Er überlegte fieberhaft. Wenn seine Männer die Brücke nicht überqueren konnten, bestand vielleicht die Möglichkeit, den Fluss zu durchschwimmen. Er musste sich das Ufer ansehen. »Mack, Smoking Joe«, sagte er. »Feuern Sie auf den anderen Bunker. Versuchen Sie, die Schießscharte zu treffen. Beschäftigen Sie die Deutschen, während ich mich umschaue. Los, Männer.«
    Die Gewehre krachten wieder, als Woody zur Tür hinauseilte.
    Hinter dem eroberten Bunker fand er Deckung und schaute über ein Geländer. Der Fluss hatte keine Uferbefestigung; die nackte Erde fiel zum Wasser hin ab. Am anderen Ufer schien es genauso zu sein; allerdings reichte das Licht des heraufdämmernden Tages noch nicht aus, um es mit Sicherheit sagen zu können. Ein guter Schwimmer kam vielleicht hinüber. Unter dem Brückenbogen wäre er von der feindlichen Stellung aus nur schwer zu sehen. Auf der anderen Seite angekommen, konnte er dann versuchen, was Sneaky Pete auf dieser Seite gelungen war: den Bunker mit einer Handgranate auszuschalten.
    Als Woody sich die Brücke genauer anschaute, kam ihm eine bessere Idee. Unterhalb des Geländers verlief ein Steinsims, ungefähr ein Fuß breit. Ein Mann mit guten Nerven konnte dort entlangkriechen und dabei die ganze Zeit außer Sicht bleiben.
    Woody kehrte zum eroberten Bunker zurück. Der kleinste seiner Leute war Lefty Cameron, ein beherzter Bursche, der nicht so schnell das Zittern bekam. »Lefty«, sagte Woody, »außerhalb der Brücke verläuft ein Sims unter der Brüstung. Wahrscheinlich ist er für Reparaturarbeiten da. Kriechen Sie hinüber und werfen Sie eine Handgranate in den anderen Bunker.«
    »Wird gemacht«, sagte Lefty.
    Für einen Mann, der gerade den Tod von fünf Kameraden mit angesehen hatte, war das eine mutige Antwort.
    Woody wandte sich an Mac und Smoking Joe. »Geben Sie ihm Feuerschutz.«
    »Was ist, wenn ich ins Wasser falle?«, fragte Lefty.
    »Der Sims ist nur fünfzehn oder zwanzig Fuß über dem Wasserspiegel. Da passiert Ihnen nichts.«
    »Okay«, sagte Lefty und ging zur Tür. »Ich kann aber nicht schwimmen«, fügte er hinzu; dann war er verschwunden.
    Woody sah ihm nach, als er über die Straße rannte. Lefty warf einen Blick über die Brüstung, setzte sich rittlings darauf und ließ sich an der anderen Seite hinunter, bis er außer Sicht war.
    »Okay«, sagte Woody zu den anderen. »Nicht schießen. Er ist unterwegs.«
    Sie starrten in die Dunkelheit. Nichts rührte sich. Allmählich dämmerte der neue Tag herauf; die Stadt war immer deutlicher zu erkennen. Doch keiner der Bewohner zeigte sich; so dumm waren die Leute nicht. Vielleicht sammelten sich in irgendeiner Nebenstraße bereits deutsche Soldaten, doch Woody hörte nichts. Er ertappte sich dabei, dass er auf ein Platschen lauschte; er hatte Angst, dass Lefty in den Fluss fiel.
    Ein Hund zockelte auf die Brücke, eine mittelgroße Promenadenmischung mit geringeltem Schweif, den er keck in die Höhe hielt. Neugierig schnüffelte er an den Leichen; dann trottete er zielstrebig weiter, als hätte er woanders eine wichtige Verabredung.Woody

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