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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sah dem Tier nach, wie es am zweiten Bunker vorbeilief und in den Straßen am anderen Ufer verschwand.
    Der Anbruch der Dämmerung bedeutete, dass die Landungen an den Strandabschnitten begannen. Jemand hatte gesagt, es sei der größte amphibische Angriff der Kriegsgeschichte. Woody fragte sich, auf wie viel Widerstand die ersten Divisionen stießen. Nichts war verwundbarer als ein Infanterist, der mit seinem Sturmgepäck beladen aus dem Landungsboot durch seichtes Wasser platschte, vor sich einen flachen Strand, der den MG -Schützen in den Dünen ideales Schussfeld bot. Woody war geradezu dankbar für seinen Bunker aus Beton.
    Lefty ließ sich viel Zeit. War er schon ins Wasser gefallen, ohne dass sie es gehört hätten? Oder war etwas anderes schiefgegangen?
    Dann sah Woody ihn wieder – eine schlanke, kakifarbene Gestalt, die sich am anderen Ende der Brücke bäuchlings über die Brüstung schob. Woody hielt den Atem an. Lefty ging auf alle viere, robbte zum Bunker und richtete sich auf, den Rücken flach an der gekrümmten Betonmauer. Mit links nahm er eine Handgranate, zog sie ab und wartete ein paar Sekunden. Dann warf er die Granate durch die Schießscharte.
    Woody hörte den Knall der Explosion und sah einen grellen Lichtblitz in den Schießscharten. Lefty hob die Arme über den Kopf wie ein Boxchampion.
    »Geh in Deckung, du blödes Arschloch«, sagte Woody, auch wenn Lefty ihn nicht hören konnte. In jedem benachbarten Gebäude konnten deutsche Soldaten liegen, die den Tod ihrer Kameraden blutig rächen würden.
    Doch es fiel kein Schuss, und nach seinem kurzen Siegestanz drang Lefty in den Bunker vor. Woody atmete auf.
    Dennoch, in Sicherheit waren sie noch nicht. Ein Gegenstoß von einem Dutzend Soldaten, und die Deutschen hatten die Brücke zurückerobert. Dann wäre alles vergeblich gewesen.
    Woody zwang sich, noch einen Moment zu warten, ob sich irgendwo feindliche Truppen zeigten. Nichts rührte sich. Allmählich sah es so aus, als gäbe es bis auf den Sicherungstrupp an der Brücke keine Deutschen in Église-des-Sœurs. Wahrscheinlich lag die deutsche Einheit in einer Kaserne ein paar Meilen entfernt, und alle zwölf Stunden kam von dort Ablösung.
    »Smoking Joe«, sagte Woody. »Beseitigen Sie die Leichen der Deutschen. Werfen Sie sie ins Wasser.«
    Joe zerrte die drei Leichen aus dem Bunker und übergab sie dem Fluss.
    »Pete, Mack«, sagte Woody. »Gehen Sie zu Lefty in den anderen Bunker. Halten Sie unbedingt die Augen offen. Noch haben wir nicht alle Deutschen in Frankreich erledigt. Wenn Sie feindliche Truppen sehen, die sich Ihrer Stellung nähern, dann zögern Sie nicht. Eröffnen Sie sofort das Feuer.«
    Die beiden verließen den Bunker und eilten über die Brücke zum anderen Ufer.
    Im zweiten Bunker befanden sich jetzt drei Amerikaner. Wenn die Deutschen versuchten, die Brücke wieder einzunehmen, würden sie ihr blaues Wunder erleben. Kamen sie allerdings mit Panzern …
    Joe hatte mittlerweile auch die beiden toten Deutschen von der Brücke in den Fluss geworfen und kehrte in den Bunker zurück.
    Woody wurde plötzlich klar, dass die Leichen der Amerikaner auf der Brücke herannahende feindliche Truppen vorwarnen konnten. Wenn sie nicht zu sehen waren, hatte er vielleicht die Überraschung auf seiner Seite. Woody beschloss, die Leichen der eigenen Leute zu beseitigen.
    Er sagte den anderen, was er tun würde; dann trat er hinaus.
    Die Morgenluft schmeckte frisch und sauber.
    Woody ging zur Mitte der Brücke. Bei jedem Mann tastete er nach dem Puls, doch es konnte kein Zweifel bestehen: Keiner von ihnen lebte mehr.
    Einen nach dem anderen hob er seine toten Leute hoch und wuchtete sie über die Brüstung. Der Letzte war Ace Webber. Als Woody fertig war, murmelte er: »Ruht in Frieden, Freunde.« Eine Minute lang stand er mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen da.
    Als er sich umdrehte, ging die Sonne auf.

    Die größte Sorge des alliierten Oberkommandos war, dass die Deutschen ihre Truppen in der Normandie rasch verstärkten und zu einem massiven Gegenschlag ausholten, der die gelandetenDivisionen ins Meer zurücktrieb und der Anti-Hitler-Koalition ein zweites Dünkirchen-Desaster bescherte.
    Lloyd Williams gehörte zu denen, die dafür sorgen sollten, dass es nicht so weit kam.
    Seine Aufgabe, entflohene Gefangene in die Heimat zu schaffen, hatte nach der Invasion nur noch untergeordnete Bedeutung. Er arbeitete nun mit der französischen Résistance zusammen.
    Ende Mai sendete

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