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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Linien die Fernmeldeverbindungen zu zerstören. Lloyd beobachtete die Maschine, an derem Steuerknüppel ein tapferer Mann sitzen musste.
    Nur passte die Typhoon nicht in Lloyds Plan. Er wollte nicht, dass der Zug zusammengeschossen wurde, ehe er den Tunnel erreichte.
    »Scheiße!«, fluchte er.
    Die Typhoon feuerte mit ihren Maschinenkanonen auf die Waggons.
    »Was soll denn das?«, fragte Légionnaire.
    Auf Englisch antwortete Lloyd: »Der Teufel soll mich holen, wenn ich das weiß.«
    Mittlerweile sah er, dass die Lokomotive sowohl Passagierwaggons als auch Güterwagen zog, in denen sich wahrscheinlich ebenfalls Truppen befanden. Lloyd taten die Männer leid, die dem tödlichen Geschosshagel des Flugzeugs nicht entgehen konnten.
    Die Typhoon, die viel schneller war als der Zug, beschoss die Waggons, die vor ihr fuhren. Die Maschine hatte vier gurtgespeiste 20-mm-Maschinenkanonen, deren schreckliches Rattern nun das Brüllen des Motors und das Stampfen des Zuges übertönte. Lloyd fragte sich, weshalb der Pilot nicht die acht Raketen unter den Tragflächen abfeuerte. Gegen Züge und Panzerwagen wirkten sie zerstörerisch, auch wenn mit ihnen nicht leicht zu treffen war. Vielleicht hatte der Pilot sie bei einem früheren Angriff verschossen.
    Einige Deutsche streckten mutig die Köpfe aus dem Fenster und feuerten aus Pistolen und Gewehren nach dem Flugzeug, ohne dass sie etwas bewirkten.
    Dann entdeckte Lloyd das leichte 2-cm-Flugabwehrgeschützauf einem Rollwagen unmittelbar hinter der Lok. Die zweiköpfige Bedienungsmannschaft schwenkte die Flak auf der Drehlafette herum. Der Lauf hob sich und zielte auf das britische Flugzeug.
    Der Typhoon-Pilot schien die Flak noch nicht entdeckt zu haben, denn er behielt den Kurs bei. Die Geschosse aus seinen MK s jagten in die Waggons, während er sich der Spitze des Zuges näherte.
    Die Flak feuerte, verfehlte die Maschine jedoch.
    Lloyd fragte sich, ob er den Flieger kannte, auch wenn es unwahrscheinlich war, denn die RAF hatte ungefähr fünftausend Piloten im aktiven Dienst. Lloyd dachte an Hubert St. John, einen brillanten Cambridge-Absolventen, mit dem er erst vor wenigen Wochen von der Studentenzeit geschwärmt hatte; an Dennis Chaucer von der Insel Trinidad, der sich bitter über das fade englische Essen beklagt hatte, besonders über das Kartoffelpüree, das man offenbar zu allem servierte, und an Brian Mantel, einen liebenswerten Australier, den er mit seiner letzten Gruppe über die Pyrenäen geführt hatte.
    Die Flak feuerte wieder. Erneut verfehlte sie die Typhoon.
    Der Pilot hatte das Geschütz entweder noch nicht entdeckt oder war der Meinung, es könne ihn nicht treffen, denn er machte kein Ausweichmanöver, sondern zog weiter gefährlich tief über den Zug hinweg und beharkte die Truppenwaggons.
    Die Lokomotive war nur noch wenige Sekunden vom Tunneleingang entfernt, als das Flugzeug getroffen wurde.
    Aus dem Motor schlugen Flammen, und die Maschine zog eine schwarze Rauchfahne hinter sich her. Zu spät drehte der Pilot von der Bahntrasse ab.
    Der Zug fuhr in den Tunnel ein. Die Waggons donnerten an Lloyd vorbei. Er sah deutlich, dass jeder mit mehreren Dutzend deutscher Soldaten vollgepackt war.
    Die getroffene Typhoon raste direkt auf Lloyd zu. Einen Augenblick lang befürchtete er, sie würde genau dort aufprallen, wo er lag. Instinktiv drückte er sich flach auf den Boden und bedeckte den Kopf mit beiden Händen, als könnte das ihn schützen.
    Die Tiffy dröhnte hundert Fuß hoch über ihn hinweg.
    In diesem Moment betätigte Legionnaire den Zünder.
    Im Tunnel ertönte ein Donnerschlag, als die Sprengladungenunter den Schienen explodierten, gefolgt vom schrecklichen Kreischen gequälten Stahls, als der Zug entgleiste.
    Zuerst ratterten noch Waggons voller Soldaten vorbei, in der nächsten Sekunde wurden sie regelrecht ineinandergeschoben. Die Enden zweier Wagen hoben sich kreischend in die Luft und bildeten ein Dach. Lloyd hörte die Männer in den Waggons schreien. Sämtliche Wagen entgleisten. Es war ein Höllenlärm. Vor der Tunnelöffnung überschlugen sich die Waggons wie fallen gelassene Streichhölzer. Stahlblech wurde zerknüllt wie Papier; Glasscherben regneten auf die drei Saboteure nieder, die vom Damm aus das Geschehen verfolgten. Sie liefen Gefahr, von der Explosion getötet zu werden, die sie verursacht hatten. Ohne ein Wort sprangen sie auf und flohen.
    Als sie in sicherer Entfernung waren, war alles vorüber. Rauch stieg aus dem Tunnel

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