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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Eiscremewagen zurück. Der Junge ging an Levs Hand; beide hielten sie eine Eistüte. »Mein konservativer Vater, der in einem Park ein farbiges Kind an der Hand hat. Glaub mir, er zahlt das Schulgeld.«
    »Georgy passt nirgendwo richtig hin«, sagte Jacky mit besorgter Miene. »Er ist ein schwarzer Junge mit einem weißen Daddy.«
    »Ich weiß.«
    »Die Nachbarn deiner Mutter halten mich für ein Dienstmädchen, weißt du das?«
    »Ja.«
    »Ich habe den Irrtum nicht klargestellt. Wenn sie wüssten, dass im Apartment deiner Mutter Neger als Gäste aufgenommen werden, gäbe es womöglich Schwierigkeiten.«
    Greg seufzte. »Es tut mir leid, aber du hast recht.«
    »Georgy steht ein hartes Leben bevor.«
    »Das weiß ich«, sagte Greg. »Aber er hat uns.«
    Jacky schenkte ihm eines ihrer seltenen Lächeln. »Ja«, sagte sie, »das ist schon was.«

D RITTER T EIL
    D ER KALTE F RIEDEN

K A P I T E L  2 1
    1945 (III)
    Nach der Hochzeit zogen Wolodja und Zoja in eine eigene Wohnung. Nur wenige Neuverheiratete in Russland hatten so viel Glück. Vier Jahre lang hatte sich die gesamte Industrie des Landes nur auf das Schmieden von Waffen konzentriert. Es waren kaum Häuser gebaut, aber viele zerstört worden. Doch Wolodja war Major im militärischen Nachrichtendienst und Sohn eines Generals; deshalb hatte er Verbindungen.
    Allerdings war die Wohnung ziemlich klein: Es gab ein Wohnzimmer mit Esstisch und ein Schlafzimmer, das von dem schmalen Bett beinahe ausgefüllt wurde; dazu eine Küche, die voll war, wenn zwei Personen darin saßen, und ein winziges Bad mit Toilette, Waschbecken und Dusche und einen ebenso kleinen Flur, in den sich ein Kleiderschrank quetschte. Wenn im Wohnzimmer das Radio lief, konnte man es in der ganzen Wohnung hören.
    Sie lebten sich rasch ein. Zoja kaufte eine leuchtend gelbe Tagesdecke für das Bett, und Wolodjas Mutter zauberte ein Geschirrset hervor, das sie 1940 in Erwartung dieser Hochzeit gekauft und während des Krieges versteckt hatte. Wolodja hing ein Foto an die Wand, das ihn mit seiner Abschlussklasse an der Militärakademie zeigte.
    Das junge Paar gab sich ganz seiner Leidenschaft hin. Wolodja hätte nicht geglaubt, dass es einen solchen Unterschied machte, eine eigene Wohnung zu haben. Zwar hatte er sich nie gehemmt gefühlt, wenn er mit Zoja bei seinen Eltern geschlafen hatte oder in der Wohnung, in der Zoja als Untermieterin untergekommen war, aber jetzt erkannte er, dass es doch einen Einfluss auf ihr Liebesleben gehabt hatte: Sie hatten immer befürchten müssen, dass das Bett quietschte oder dass plötzlich jemand ins Zimmer kam. In den Wohnungen anderer war man nie wirklich unter sich.
    Oft wachten sie früh auf, liebten sich und lagen dann noch eine Stunde nebeneinander, bevor sie sich für die Arbeit fertig machten. An einem solchen Morgen, als Wolodja mit dem Kopf auf Zojas Hüfte lag und noch den Geruch von Sex in der Nase hatte, fragte er: »Möchtest du einen Tee?«
    »Ja, gern.« Zoja streckte sich ausgiebig.
    Wolodja streifte sich einen Bademantel über und ging durch den winzigen Flur in die ebenso winzige Küche, wo er den Gasbrenner unter dem Samowar anstellte. Verwundert sah er, dass die Töpfe und das Geschirr von gestern noch nicht gespült waren. »Zoja!«, rief er. »Die Küche ist das reinste Chaos!«
    Zoja konnte ihn in der kleinen Wohnung leicht hören. »Ich weiß«, erwiderte sie.
    Wolodja ging ins Schlafzimmer zurück. »Warum hast du gestern Abend nicht gespült?«
    »Warum hast du es nicht getan?«
    Wolodja war nie der Gedanke gekommen, er könne für das Spülen zuständig sein. Dennoch antwortete er: »Ich musste einen Bericht schreiben.«
    »Und ich war müde.«
    Die Andeutung, dass es seine Schuld sei, ärgerte ihn. »Ich hasse schmutzige Küchen.«
    »Ich auch.«
    Wolodja seufzte. Warum war sie nur so stur? »Wieso machst du dann nicht sauber?«
    »Komm, wir spülen zusammen.« Zoja sprang aus dem Bett, schob sich mit einem verführerischen Lächeln an ihm vorbei und verschwand in der Küche.
    Wolodja folgte ihr.
    »Du spülst, ich trockne ab«, bestimmte Zoja und holte sich ein frisches Handtuch aus der Schublade.
    Sie war noch immer nackt. Wolodja konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ihr Körper war schlank und wundervoll proportioniert, ihre Haut weiß und makellos. Sie hatte flache Brüste und spitze Brustwarzen, und ihr Schamhaar war fein und blond. Dass sie die Angewohnheit hatte, nackt in der Wohnung herumzulaufen, war eine der

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