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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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gemacht haben. Männer wie mein Vater, der geglaubt hat, Hitler sei gut fürs Geschäft. Männer wie Heinrichs Vater, der für das Ermächtigungsgesetz gestimmt hat. Jetzt müssen die Töchter für die Sünden der Väter büßen.«
    Es klopfte an der Tür. Augenblicke später hörten die beiden Frauen schnelle Schritte auf der Treppe, als Rebecca in ihr Versteck rannte, um in Sicherheit zu sein, falls wieder Rotarmisten draußen standen.
    Dann hörten sie Ada sagen: »Oh! Junger Herr! Guten Morgen!« Sie klang erstaunt und ein wenig besorgt, aber nicht ängstlich. Carla fragte sich, wer diese seltsame Reaktion bei Ada hervorrufen konnte.
    Dann waren schwere Männerschritte auf der Treppe zu hören, und Werner kam herein.
    Er war verdreckt, zerlumpt und ausgemergelt, aber er lächelte strahlend. »Ich bin’s!«, rief er freudig. »Ich bin zurück!«
    Dann sah er das Baby, und sein Lächeln verschwand. »Oh«, sagte er. »Was … Wer … Ich meine, wessen Kind ist das?«
    »Meins, Liebling«, antwortete Carla. »Lass mich erklären …«
    »Erklären?«, unterbrach er sie wütend. »Was gibt es da zu erklären? Du hast das Kind eines anderen bekommen!« Er wandte sich zum Gehen.
    »Werner!«, sagte Frieda. »In diesem Zimmer sind zwei Frauen, die dich lieben. Geh nicht, ohne uns nicht wenigstens zugehört zu haben. Du verstehst das nicht.«
    »Ich glaube, ich verstehe sehr gut.«
    »Carla wurde vergewaltigt.«
    Werner wechselte die Farbe. »Vergewaltigt? Von wem?«
    »Ich kenne ihre Namen nicht«, sagte Carla.
    »Ihre Namen?« Werner schluckte. »Es waren mehrere?«
    »Fünf Soldaten der Roten Armee.«
    Werners Stimme wurde zu einem Flüstern. »Fünf?«
    Carla nickte.
    »Aber konntest du nicht … Ich meine …«
    »Ich wurde ebenfalls vergewaltigt, Werner«, sagte Frieda. »Und auch deine Mutter.«
    »O Gott! Was war hier los?«
    »Die Hölle«, antwortete Frieda.
    Werner ließ sich in einen schweren alten Ledersessel sinken. »Und ich dachte, ich wäre in der Hölle gewesen«, sagte er und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Carla durchquerte das Zimmer. Sie trug den kleinen Walter noch immer auf den Armen, als sie vor Werner hintrat. »Sieh mich an«, forderte sie ihn auf. »Bitte.«
    Er hob den Blick. Auf seinem Gesicht lag ein gequälter Ausdruck.
    »Diese Hölle gibt es nicht mehr«, sagte Carla.
    »Glaubst du?«
    »Ja«, antwortete sie mit fester Stimme. »Das Leben ist hart, aber die Nazis sind weg, und der Krieg ist zu Ende. Hitler ist tot, und die Rote Armee hat die Vergewaltiger unter Kontrolle – mehr oder weniger. Der Albtraum ist vorbei, und wir beide haben überlebt und sind wieder zusammen.«
    Werner nahm ihre Hand. »Du hast recht.«
    »Außerdem haben wir den kleinen Walter. Und gleich wirst du ein fünfzehnjähriges Mädchen kennenlernen. Sie heißt Rebecca und ist auch mein Kind geworden. Aus dem, was der Krieg uns gelassen hat, müssen wir eine neue Familie bauen – genau so, wie wir auch unsere Häuser wiederaufbauen müssen.«
    Werner nickte.
    »Ich brauche deine Liebe«, fuhr Carla fort. »Das gilt auch für Rebecca und Walter.«
    Werner stand langsam auf. Carla schaute ihn erwartungsvoll an. Er schwieg. Dann legte er die Arme um sie und das Baby und drückte sie sanft an sich.

    Aufgrund der Bestimmungen aus dem Krieg, die noch immer in Kraft waren, hatte die britische Regierung das Recht, auf jedem Grundstück mit dem Kohlenabbau zu beginnen – auch gegen denWunsch des Landbesitzers. Entschädigung erhielt er nur für Einkommensverluste auf landwirtschaftlich oder geschäftlich genutztem Grund und Boden.
    In seiner Eigenschaft als Minister genehmigte Billy Williams einen Kohlentagebau auf dem Gelände von Tŷ Gwyn, dem prunkvollen Landsitz des Earls Fitzherbert bei Aberowen.
    Weil das Land nicht wirtschaftlich genutzt wurde, brauchte die Regierung dem Earl keinerlei Ausgleich zu zahlen.
    Bei den Konservativen im Unterhaus brach ein Sturm der Entrüstung los. »Die Abraumhalde liegt dann direkt unter den Schlafzimmerfenstern der Gräfin!«, rief ein indignierter Tory.
    Billy Williams lächelte. »Die Abraumhalde des Earls liegt seit fünfzig Jahren unter dem Fenster meiner Mutter«, erwiderte er.
    Am Tag, bevor der Aushub der Grube begann, reisten Lloyd Williams und Ethel Leckwith mit Billy nach Aberowen. Lloyd ließ Daisy nur ungern zurück, denn sie sollte in zwei Wochen ihr Kind zur Welt bringen, doch es war ein historischer Moment, und er wollte dabei sein.
    Seine Großeltern waren

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