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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Bruder mit Namen Grigori.«
    »Dann könnte Greg dein Vetter sein.«
    »Er hat gesagt, er sei mein Bruder.«
    Grigori lief vollständig rot an, doch er schwieg.
    Zoja warf ein: »Wie kann das sein?«
    »Diesem amerikanischen Peshkov zufolge hatte Lew in Petersburg eine schwangere Freundin, die seinen Bruder geheiratet hat«, antwortete Wolodja.
    »Das ist doch lächerlich!«, rief Grigori.
    Wolodja drehte sich zu Katherina um. »Du hast bist jetzt noch gar nichts gesagt, Mutter.«
    Katherina schwieg weiter. Das an sich verriet schon viel. Wolodja fragte sich, worüber seine Eltern so lange nachdenken mussten, wenn Gregs Geschichte nicht doch ein Körnchen Wahrheit enthielt. Eine seltsame Kälte breitete sich in seinem Innern aus.
    Schließlich sagte Katerina: »Als Mädchen war ich sehr flatterhaft.« Sie schaute zu Zoja. »Nicht so vernünftig wie deine Frau.« Sie seufzte. »Grigori hat sich mehr oder weniger auf den ersten Blick in mich verliebt, der arme Narr.« Sie lächelte ihren Mann liebevoll an. »Aber sein Bruder Lew hatte schöne Kleider, Zigaretten, Geld für Wodka und Kriminelle als Freunde. Das war viel aufregender. Also habe ich Lew vorgezogen … dumm wie ich war.«
    Erstaunt riss Wolodja die Augen auf. »Dann stimmt es also?« Ein Teil von ihm hoffte immer noch verzweifelt, dass er sich irrte.
    »Lew hat getan, was solche Männer immer tun«, sagte Katherina. »Er hat mich geschwängert und dann im Stich gelassen.«
    »Dann ist Lew also mein Vater?« Wolodja schaute zu Grigori. »Und du bist nur mein Onkel!« Ihm wurden die Knie weich, und er hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
    Zoja stand neben Wolodjas Stuhl und legte ihm die Hand auf die Schulter, als wollte sie ihn beruhigen oder zurückhalten.
    Katherina fuhr fort: »Und Grigori hat getan, was Männer wie er immer tun: Er hat sich um mich gekümmert. Er hat mich geliebt, mich geheiratet und für mich und meine Kinder gesorgt.« Sie saß neben Grigori auf der Couch und nahm nun seine Hand. »Ich wollte ihn nicht, und ich habe ihn mit Sicherheit nicht verdient, doch Gott hat ihn mir trotzdem gegeben.«
    »Ich habe mich vor diesem Tag gefürchtet«, sagte Grigori. »Seit deiner Geburt habe ich mich davor gefürchtet.«
    »Warum habt ihr es geheim gehalten?«, fragte Wolodja. »Warum habt ihr mir nicht einfach die Wahrheit gesagt?«
    Grigori musste schlucken. Das Sprechen fiel ihm schwer. »Ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, dir sagen zu müssen, dass ich nicht dein Vater bin«, brachte er mühsam hervor. »Dafür habe ich dich viel zu sehr geliebt.«
    »Lass mich dir etwas sagen, mein Sohn«, sagte Katherina. »Hörmir jetzt zu, und dann musst du mir nie wieder zuhören, wenn du nicht willst. Vergiss diesen Fremden in Amerika, der einst ein dummes Mädchen verführt hat. Schau lieber auf den Mann, der mit Tränen in den Augen vor dir sitzt.«
    Wolodja blickte auf Grigori und sah das Flehen in seinen Augen, und es zerriss ihm das Herz.
    Katherina fuhr fort: »Dieser Mann hat dich drei Jahrzehnte lang ernährt. Dieser Mann hat dir Kleidung gegeben und dich von ganzem Herzen geliebt. Dieser Mann ist dein wahrer Vater.«
    »Ja«, sagte Wolodja. »Das weiß ich.«

    Lloyd Williams hatte einen guten Draht zu Außenminister Ernie Bevin. Trotz ihres Altersunterschieds fanden sie viele Gemeinsamkeiten. Während der viertägigen Zugreise durch das verschneite Europa hatte Lloyd seinem Chef anvertraut, dass er wie Bevin der uneheliche Sohn eines Hausmädchens war. Beide waren überzeugte Antikommunisten: Lloyd wegen seiner Bürgerkriegserlebnisse in Spanien, Bevin, weil er die kommunistischen Taktiken aus der Gewerkschaftsbewegung kannte. »Sie sind Sklaven des Kremls, aber Tyrannen über jeden anderen«, sagte Bevin. Lloyd wusste genau, was er meinte.
    Mit Greg Peshkov war Lloyd nicht richtig warm geworden. Sein Schwager sah immer aus, als hätte er sich überhastet angezogen: offene Manschettenknöpfe, verknitterte Jackettkragen, offene Schnürsenkel. Greg war clever, und Lloyd versuchte, ihn zu mögen, aber er spürte, dass sich hinter Gregs beiläufigem Charme ein rücksichtsloser Kern verbarg. Daisy bezeichnete ihren Vater als Gangster, und Lloyd konnte sich gut vorstellen, dass Greg in die gleiche Richtung schlug.
    Dennoch, Bevin war sofort auf Gregs Ideen angesprungen, was Deutschland betraf.
    »Was meinen Sie, hat er in Marshalls Namen gesprochen?«, fragte der untersetzte Außenminister in seinem breiten

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