Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman
Greg Peshkov. Ihr Gesicht war leicht gerötet, als hätte sie mit ihm gestritten. »Wahrscheinlich bist du der Einzige hier, Woody, der kein verdammter Konservativer ist«, sagte sie. Sie klang leicht angetrunken.
Woody lächelte. »Danke für das Kompliment – falls es eins sein soll.«
»Weißt du von dem Aufmarsch morgen?«
Ja, er wusste Bescheid. Die streikenden Arbeiter der Buffalo Metal Works planten eine Kundgebung, um gegen den Überfall auf die Gewerkschaftsleute aus New York zu protestieren. Woody vermutete, dass Joanne sich darüber mit Greg gestritten hatte; schließlich gehörte seinem Vater die Gießerei. »Ja, ich wollte hingehen«, sagte er. »Vielleicht kann ich da ein paar Fotos machen.«
»Du bist ein netter Kerl«, sagte Joanne und küsste ihn.
Er war so überrascht, dass er fast nicht reagiert hätte. Eine Sekunde stand er starr da, während sie ihren Mund auf seinen presste. Er schmeckte Whisky auf ihren Lippen.
Dann erlangte er die Fassung wieder, zog sie an sich und genoss das Gefühl, wie ihre Brüste und Schenkel sich an ihn schmiegten. Er hatte Angst, sie könnte beleidigt reagieren, ihn von sich stoßen und beschuldigen, er behandele sie respektlos; aber eine innere Stimme sagte ihm, dass er sich auf sicherem Boden bewegte.
Er besaß nur wenig Erfahrung im Küssen von Mädchen, und im Küssen erwachsener Frauen von achtzehn Jahren gar keine. Trotzdem genoss er das Gefühl ihres weichen Mundes so sehr, dass er seine Lippen in kleinen Knabberbewegungen gegen die ihren verschob, was ihm ein prickelndes Lustgefühl bereitete. Zur Belohnung hörte er sie leise stöhnen.
Ganz am Rande war Woody sich bewusst, dass die Szene ziemlich peinlich sein konnte, wenn jemand aus der älteren Generation vorbeikam, aber er war zu sehr in Fahrt, als dass es ihn gekümmert hätte.
Joanne öffnete den Mund, und dann spürte Woody ihre Zunge. Das war neu für ihn. Die wenigen Mädchen, die er geküsst hatte, hatten so etwas nicht getan. Aber Joanne wusste bestimmt, was sie tat, und es gefiel Woody sehr. Er ahmte ihre Zungenbewegungen nach, und es war erschreckend intim und höchst erregend. Offenbar hatte er es richtig gemacht, denn Joanne stöhnte schon wieder.
Woody nahm seinen ganzen Mut zusammen und legte die Hand auf ihre linke Brust, die sich durch die Seide ihres Kleides wunderbar weich und schwer anfühlte. Als er sie liebkoste, spürte er eine kleine Erhebung und sagte sich mit der Begeisterung des Entdeckers, dass es sich um ihre Brustwarze handeln müsse. Er rieb sie mit dem Daumen.
Abrupt löste Joanne sich von ihm. »O Gott«, keuchte sie. »Was mache ich denn?«
»Du küsst mich«, sagte Woody glücklich und legte die Hände auf ihre runden Hüften. Durch die Seide spürte er ihre Wärme. »Komm, machen wir weiter.«
Sie schob seine Hände weg. »Ich muss den Verstand verloren haben. Du meine Güte, wir sind hier im Racquet Club!«
Woody erkannte, dass der Zauber verflogen war. Traurig sagte er sich, dass es heute Abend keinen Kuss mehr geben würde. Er blickte sich um. »Keine Sorge. Niemand hat uns gesehen.«
»Ich gehe lieber nach Hause, ehe ich noch größere Dummheiten begehe.«
Woody versuchte, nicht beleidigt zu sein. »Darf ich dich zu deinem Wagen bringen?«
»Bist du wahnsinnig? Wenn wir zusammen reingehen, weiß jeder, was wir getan haben – besonders bei dem dämlichen Grinsen in deinem Gesicht.«
»Dann geh alleine rein, und ich warte hier noch einen Augenblick«, sagte Woody.
»Gute Idee.« Joanne ging davon.
»Wir sehen uns morgen«, rief er ihr nach.
Sie blickte nicht zurück.
In dem alten viktorianischen Herrenhaus an der Delaware Avenue bewohnte Ursula Dewar eine ganze Zimmerflucht. Sie bestand aus einem Schlafzimmer, einem Bad und einem Ankleideraum, den Ursula nach dem Tod ihres Mannes in einen kleinen Salon umfunktioniert hatte. Die meiste Zeit hatte sie das ganze Haus für sich allein: Gus und Rosa verbrachten viel Zeit in Washington, und Woody und Chuck besuchten ein Internat. Und wenn sie mal nach Hause kamen, blieben sie den größten Teil des Tages in ihren eigenen vier Wänden.
Am Sonntagmorgen ging Woody zu ihr, um mit ihr zu reden. Noch immer schwebte er wie auf Wolken, weil er von Joanne geküsst worden war; dabei hatte er die halbe Nacht wach gelegen und herauszufinden versucht, was es bedeutete. Es konnte alles Mögliche sein, von wahrer Liebe bis zur Volltrunkenheit. Woody wusste nur, dass er es kaum erwarten konnte, Joanne
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