Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
erbarmungsloses Verlangen, den Exekutor anzugreifen.
Und an das, was sie mit Rhys erlebt hatte.
Sie schluckte und versuchte, unbeteiligt zu wirken.
»Als meine Oma mir davon erzählte, kam es mir verrückt vor, doch jedes Mal, wenn ich ihn nicht getragen habe, sind ganz merkwürdige Dinge geschehen … Mir oder jemandem in meiner Nähe. Als würde er ein unsichtbares Gleichgewicht aus den Angeln heben …«
Vaughan war voller Neugier. Jetzt, wo er ihre wahre Identität kannte, fand er Winter noch interessanter als zuvor.
Es müsste faszinierend sein, die Macht ihres zweifachen Erbes zu entdecken.
Er strich sich über das Kinn, sein Blick war unergründlich.
»Ich muss wissen, was passiert ist.«
Ich habe herausgefunden, dass ich Rhys über alles liebe
, dachte Winter, und die Röte schoss ihr ins Gesicht,
als wäre mein Herz plötzlich aus einem langen Winterschlaf erwacht und das Eis geschmolzen, in das es eingehüllt war … Und ich habe beinahe einen Mann getötet.
»Er verändert meine Wahrnehmungen, es ist, als würde alles lebendiger … Ich meine … Ich habe stärker ausgeprägte Sinneseindrücke als die meisten anderen Menschen, aber ohne den Anhänger ist es noch schlimmer. Es geht nicht nur darum, dass ich besser sehe oder höre, sondern ich nehme Dinge wahr, die nicht einmal physisch sind. Die MACHT hat keine Schranken mehr …«
»Wahrscheinlich versiegelt der Anhänger die Kräfte, die dein Vater dir vererbt hat.«
Winter schwieg, sie fühlte sich unbehaglich. Sie wusste nicht, was passieren würde, wenn sie sich auch zu diesem Teil ihrer selbst bekannte. Vor ihrem inneren Auge sah sie wieder den Exekutor vor sich zu Boden sinken, erschlagen von der Energie ihres Zorns.
»Dafür bin ich ohne den Anhänger allem viel stärker ausgesetzt. Und ich habe keine Kontrolle darüber …«
Vaughan streckte den Arm mit wohlüberlegter Langsamkeit aus. Er musste dringend diesen Anhänger sehen.
»Zeig ihn mir noch einmal«, forderte er sie auf.
Winter fixierte einen Moment lang seine ausgestreckte Hand, dann hob sie die Augen und richtete einen entschlossenen Blick auf ihn.
»Ich darf ihn nicht abnehmen, tut mir leid.«
Sie hob die Silberkette an, und die kleine Kugel funkelte in ihren Fingern. Die Hand des Vampirs verkrampfte sich und fiel wieder herab.
»Warum?«
»Weil Sie ein Vampir sind. Als Farland mich angegriffen hat, konnte er nichts dagegen tun, irgendetwas zwang ihn dazu, weil das Amulett mich nicht beschützte. Ich habe seinen DURST wahrgenommen. Und als dieser Vampir bei den Chiplins einzudringen versucht hat, hatte ich die Kette ebenfalls abgelegt. Möglicherweise war sogar das, was Emma Jones und Lorna passiert ist, meine Schuld.«
Vaughan versuchte, Klarheit in seine Gedanken zu bringen. Ein Machtgegenstand, der sie gegen Vampire abschirmte … Und sogar gegen das Blut, das Morgan Blackwood ihr vererbt hatte.
»Warum erzählst du mir davon?«
»Wenn Sie mich töten wollten, hätten Sie Dutzende von Gelegenheiten gehabt. Doch aus irgendeinem Grund beschützen Sie mich weiterhin.«
Winter rückte ihren Anhänger wieder zurecht.
»Ich möchte verstehen, was ich wirklich bin, Mr Vaughan. Können Sie mir dabei helfen?«
Er seufzte nachdenklich.
»Wir können es versuchen, Winter. Aber dazu musst du mir vertrauen …«
Zum ersten Mal ließ er zu, dass der Vampir in seinem Antlitz sichtbar wurde, das todbringende Raubtier, das jahrhundertealte Wesen.
Winter fühlte, wie ein Schauer sie überrieselte. Darran Vaughan war in diesem Moment faszinierend und gefährlich.
Die Erinnerung an den Lehrer der St Dewi’s verblasste fast vollständig, als er ihr erlaubte, seine wahre, normalerweise verborgene Natur zu erkennen.
Sein Lächeln ließ weiße Eckzähne aufblitzen, und Winter begriff, dass er sie auf die Probe stellte: War ihr Wunsch, die Wahrheit zu erfahren, so stark, dass sie bereit war, mit dem Feuer zu spielen?
Doch sie glaubte inzwischen nicht mehr daran, dass es überhaupt eine Alternative gab.
»Ich vertraue Ihnen«, sagte sie ohne Zögern.
Langsam setzte Vaughan wieder die gewohnte Maske auf, wurde erneut zu dem strengen, beherrschten Geschichtslehrer, den sie kannte.
»Dann werden wir es demnächst in die Hand nehmen! Aber es wird sein, als ob du mit einer brennenden Kerze in ein Pulverfass leuchtest …«
Das Mädchen beugte den Kopf zum Zeichen der Zustimmung, und der Vampir entfernte sich einen Schritt, blieb dann jedoch stehen.
»Du weißt, dass
Weitere Kostenlose Bücher