Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
verraten können. Doch in einer Sache waren sie sich einig: Sie waren benutzt worden.
Die Narbe begann wieder zu brennen, Salz auf einer nie verheilten Wunde.
»Der Moment ist vielleicht gekommen, Bethan …«
»Hoffentlich«, hörte er sie sagen. Resignation war in ihrem Tonfall, quasi die perverse Befriedigung darüber, sich ein Leid zuzufügen. »Ich bin immer mehr überzeugt von dem, was ich dir schon vor Jahren gesagt habe, Exekutor: Ich war unwissentlich Teil von Fennahs Plan.«
Die Frau unterbrach sich. Iago Rhoser war der Einzige, dem sie die Geschichte je erzählt hatte.
»Der Pater hat sich meiner bedient, weil er wusste, dass Elaine mir vertrauen würde. Ich hatte sie bereits gewarnt, als ich merkte, dass sie sich in einen Vampir verliebt hatte.«
Bethan lächelte traurig in der Erinnerung. Elaine war so glücklich gewesen, als sie erfuhr, dass sie schwanger war …
»Sie selber hat mir gesagt, dass sie ein Kind von Blackwood erwartete. Es war ein großes Geheimnis! Oh Gott, Iago, ich hätte nie gedacht … Du weißt genau, wie außergewöhnlich die Geburt des Mädchens ist!«
Stimmt
, dachte der Mann,
selten und unerwartet. Und widernatürlich
.
Bethan atmete langsam aus, ließ den Blick aus dem Fenster schweifen.
Ein unterdrücktes Seufzen brach ihr die Stimme.
»Fennah versicherte mir, dass er sie verschonen würde, dass es noch nicht zu spät wäre. Damit erreichte er, dass ich sie warnte, sie aus Edinburgh wegbrachte, damit niemand das Geheimnis erfahren würde.«
Iago ballte die Hände zur Faust.
»Du hast getan, was du konntest«, sagte er.
Bethan lachte.
»Nein. Hätte ich begriffen, dass er bereits über sie im Bild war, dass er das Mädchen wollte … dann hätte ich sie nicht dahin geschickt, und sie hätten nicht in den Bergen den Tod gefunden.«
»Er hatte alles perfekt geplant. Hatte Lochinvar im Dunkeln gelassen und zugelassen, dass die Tochter der beiden Geschlechter zur Welt kam.«
Aus diesem Grund waren der Exekutor und Bethan Davies ein kaum vorstellbares Bündnis eingegangen. Denn dieses Detail änderte alles: Fennah hatte von Anfang an das Mädchen gewollt. Er hatte das vollkommene Werkzeug geschaffen und jedes Hindernis aus dem Weg geräumt. Winter Starr, deren Blut den Vampiren Unsterblichkeit verlieh, war der Schlüssel zur MACHT .
Der Blick des Exekutors war eisig vor Verachtung. Er würde Fennah nicht erlauben, mit seinem Ehrgeiz die Familien in den Ruin zu treiben.
»Er hat sie gerettet, weil er wusste, dass jeder Vampir vor ihm auf die Knie fallen würde, um ihr Blut zu bekommen. Und weil er innerhalb des Ordens bereits auf eine gewisse Unterstützung zählen konnte.«
»Wer war das?«
Zu wissen, wer sie verraten hatte, würde ihr Schuldgefühl nicht erleichtern, doch Bethan würde keine Ruhe geben, bis sie es herausgefunden hätte.
Der Mann massierte sich die Stirn, seine Augen brannten vor Konzentration. Er suchte ihn seit Jahren …
»Jemand aus Soldiers Umgebung. Ein Vampir aus den schottischen Logen.«
»Wie kommst du darauf …?«
»In Kürze werden wir die Beweise haben, die wir brauchen. Susan Bray wird sie finden. Und wenn wir herausgefunden haben, wer Fennah in seinem Komplott unterstützt, können wir ihn stürzen.«
Bethan lächelte. Nichts würde Elaine zurückbringen, die Furcht lindern, die sie quälte, oder dem Mädchen die Eltern oder zumindest ein ruhiges Leben zurückgeben, doch was konnte sie anderes tun?
Weitergeben
, wiederholte eine Stimme in ihr.
Auch wenn es bedeutete, die Familien zu zerstören, um sie neu zu erschaffen.
»Und der Pakt? Vor fünfzehn Jahren war Aeron Fennah der Einzige, der ihn durchsetzen konnte, der einzige Anführer, dem die Familien folgten.«
»Falls nötig, warten wir seine Erneuerung ab. Es gibt einen Haufen Dinge, die größere Dringlichkeit haben … Zum Beispiel müssen wir herausfinden, wer den Vampir zu dir geschickt hat und warum. Bis jetzt weiß ich nur, dass er Crow heißt.«
Bethan nickte ernst.
Der Exekutor war vielleicht nicht der Verbündete, den sie sich gewünscht hätte, doch er war der Einzige, auf den sie wirklich zählen konnte.
Ein dumpfes Schweigen senkte sich über die beiden, während das Auto die Ortschaft hinter sich ließ.
Über verlassene Feldwege gelangten sie nach Cae Mefus.
Iago ließ sich eine Meile vor der Stadt absetzen.
»Es ist besser, wenn ich jetzt allein weitergehe.« Sie wechselten einen Blick voller Versprechungen. »Gute Heimkehr, Bethan.«
Als
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