Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Titel: Winter - Erbe der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
Vom Netzwerk:
Gänge.
    Rhys Llewelyn erreichte die Turnhallen im Untergeschoss. Jetzt musste er nur noch den Footballplatz überqueren, um zur Bibliothek zu gelangen.
    Doch da war etwas, ein Gefühl, eine seltsame Atmosphäre, die ihn anzog …
    Instinktiv beschleunigte er seinen Schritt. Er war beinahe versucht zu laufen.
    Als er um die Ecke bog, bemerkte er gerade noch rechtzeitig, dass jemand raschen Schrittes aus der Gegenrichtung kam.
    Die nachlässig mit einer Spange hochgesteckten Haare waren noch feucht und Winter fröstelte unter der fahlen Neonbeleuchtung des Flurs.
    Aber das war ihr egal: Wenigstens zitterte sie jetzt vor Kälte, statt in der Erinnerung eines bösen Traums!
    Beim Gehen wurden ihre Gedanken wieder klarer, aber aus unerfindlichen Gründen konnte sie es nicht erwarten, das Untergeschoss zu verlassen und wieder an die frische Luft zu kommen.
    Sie hatte sich so beeilt, dass sie nicht einmal den Pullover der Schuluniform übergezogen hatte, obwohl das Wetter an diesem Tag unvermittelt rau geworden war. Hätten die anderen Schüler sie gesehen, wie sie mit nassen Haaren durch die Schulkorridore hetzte, die Kleider an die Brust gedrückt, wären sie zweifellos in ihrer Meinung bestärkt gewesen, dass die Neue eine Schraube locker hatte.
    Winter zwang sich, langsamer zu gehen, und steckte ihre Turnschuhe und den Trainingsanzug in die Sporttasche.
    Den Anhänger hielt sie immer noch fest in der Hand.
    Sie atmete geräuschvoll aus und ging weiter.
    In diesem Augenblick bog eine bekannte Gestalt um die Ecke. Zu spät, um den Aufprall zu vermeiden.
    Als Winter mit Rhys zusammenstieß, schrie sie überrascht auf. Rhys konnte sie gerade noch an den Armen packen, damit sie nicht hinfiel.
    Sie wiederzuerkennen war nicht schwer. In Cae Mefus geschah nie etwas, und jedes neue Gesicht, ob es nun einem Lehrer oder einem traurig wirkenden Mädchen gehörte, war eine Abwechslung.
    Er hatte sie schon mehrmals an der Schule gesehen. Schwer zu sagen, warum gerade an dem Tag alles anders war.
    W inter klammerte sich an die Brust des Jungen. Sie musste tief durchatmen, bevor sie das Gesicht heben und ihn anschauen konnte. Es herrschte eine merkwürdige Atmosphäre, eine Art Schwebezustand.
    Ihre Augen begegneten den ockerfarbenen von Rhys und konnten sich ihnen nicht entziehen, sie versanken in Samt und Edelstein und verloren sich darin.
    Der Präsident der Nox’ sah sie erstaunt an, beinahe ungläubig.
    »Entschuldige«, sagte er und ließ die Arme fallen, mit denen er sie immer noch umfangen hielt.
    Seine Stimme hatte einen weichen Klang.
    »Nein, es ist meine Schuld«, erwiderte Winter und spürte, dass sie errötete.
    Es war, als wäre alles um sie herum vom Nebel verschluckt worden oder hätte jede Konsistenz verloren. Der Blick seiner jaspisfarbenen Augen hatte ihr Sichtfeld komplett eingenommen, er senkte sich in sie hinein und nahm sie gefangen, es gab kein Entkommen. Da waren weder Grenzen noch Unterschiede, nur Neugier, eine brennende Neugier, sich diesem Blick, diesen unbeschreiblichen Gefühlen hinzugeben.
    »Ich habe nicht aufgepasst«, fügte sie mit leiser Stimme hinzu.
    Dunkle Locken hatten sich aus ihrer Frisur gelöst und umrahmten das porzellanfeine Gesicht. Wassertropfen rannen langsam an ihrem Hals hinunter.
    Rhys zwang sich, etwas zu sagen, um seine Aufmerksamkeit von ihr abzuwenden. Er wusste, dass sein Blick allzu intensiv geworden war.
    »Ich habe auch nicht aufgepasst«, murmelte er und bückte sich, um die Tasche aufzuheben, die ihr aus der Hand gefallen war.
    Er reichte sie Winter und ihre Finger streiften sich flüchtig, die Berührung eines Augenblicks.
    Es geschah so unvermittelt, dass sie von Schauern ergriffen wurde und ihre Gedanken erstarrten. Es war verrückt, unerklärlich, aber Rhys Llewelyn durchdrang in einem einzigen Moment jeden Schlag ihres Herzens, jeden Atemzug, und wurde zur Essenz ihres Blutes.
    Es kam Winter vor, als würde sie in lauem und süßem Wasser ertrinken, als wäre jeder Funke ihres Bewusstseins davon durchdrungen.
    Sie war an einem anderen Ort, fast in einer anderen Dimension. Alles, was sie sich wünschte, war dieser jaspisfarbene Blick, der sie umfing und sanft wiegte. Ihr Herz raste, sie spürte den Rhythmus ihrer stürmischen Pulsfrequenz wie aus weiter Ferne.
    Es war, als wären sie an einen Ort abgedriftet, zu dem niemand anders Zugang hatte, und Winter fühlte, dass er dasselbe empfand wie sie.
    »Das kann nicht wahr sein«, murmelte sie.
    Es war eine

Weitere Kostenlose Bücher