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Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Titel: Winter - Erbe der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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beunruhigt.
    Wenn bloß die Norton hier wäre!,
beklagte sie sich innerlich. Aber die Psychologin war nicht da. Sie hatte ihre volle Missbilligung zum Ausdruck gebracht und war in ihrem Büro geblieben. Susan wusste genau, was sie damit ausdrücken wollte …
    Der Krankenbesuch, so kurzfristig organisiert, war in der Tat ein großes Wagnis. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass Marion in eins ihrer Delirien fiel, mit ihren unglaublichen Geschichten.
    Aber Winter war stark. Sie hätte sogar akzeptieren können, dass ihre Großmutter innerhalb kürzester Zeit den Verstand verlor.
    Eine Unverträglichkeit
 
…,
kam der Anwältin wieder in den Sinn. In einem so fortgeschrittenen Stadium, dass es sie das Leben gekostet hätte, wenn Penny Ford nicht im letzten Moment den Krankenwagen gerufen hätte.
    »Erzähl mir alles …«, sagte Marion.
    Und Winter wurde sich bewusst, dass sie gar nicht wusste, womit sie beginnen sollte: die Chiplins, die Schule, die Nox … das doofe Fest bei Annie Parry. Mr Vaughan und die Stimmungsschwankungen von Gareth. Oder Lorna, die total verknallt war in den Blödmann Cameron Farland.
    Den Überfall würde sie nicht erwähnen, hatte sie sich vorgenommen, auch in Susans Abwesenheit nicht. Er hätte überall passieren können, und sie wollte ihre Großmutter nicht beunruhigen.
    »Da sind so viele Dinge …«, begann sie.
    Dann sah sie den Blick der Großmutter sich für einen Moment trüben. Ein Zittern durchfuhr Marion Starr, sie schluckte ein paarmal, und ihr Gesicht nahm einen angsterfüllten Ausdruck an.
    »Ich habe nie gewollt, dass sie dich fortbringen, Winter«, sagte sie und schien das soeben unterbrochene Gespräch vergessen zu haben.
    Winter spürte, wie es ihr eiskalt über den Rücken lief.
    »Es ist ja kein Weltuntergang, Oma«, murmelte sie mit Überzeugung, »mir geht es gut in Cae Mefus.«
    Das war vielleicht ein bisschen übertrieben, aber sie wollte um jeden Preis die Bangigkeit aus dem Gesicht ihrer Großmutter vertreiben.
    »Ich hätte so gern früher mit dir gesprochen, mein Schatz!«
    »Ich weiß, Oma. Ich doch auch …«
    Marion fing an zu kichern, und als sie schließlich weitersprach, schien sie den Faden erneut verloren zu haben.
    »Du gehst auf eine neue Schule, nicht wahr?«
    Traurigkeit stieg in warmen Wellen in Winter hoch.
    Sie wurde sich bewusst, dass sie bis zu diesem Moment nie ernsthaft geglaubt hatte, ihre Großmutter könnte in einer solchen Verfassung sein.
    Sie warf Susan einen flehenden Blick zu, den diese mit einem Anflug von Niedergeschlagenheit erwiderte.
    »Ja, ja. Sie heißt St Dewi’s …«
    »Und die Dame neben dir? Wie heißt sie? Wie freundlich, dass sie uns besuchen kommt!«
    Als Winter begriff, dass sie Susan meinte, war sie schockiert.
    »Das ist Susan … unsere Anwältin.«
    Marion Starr schüttelte den Kopf.
    »Wir brauchen keinen Anwalt, mein Kind! Sie wollen nur die Dinge unter Kontrolle behalten, aber wir wissen ja, dass sie nicht richtig sind … Ich hätte dich früher wegbringen sollen.«
    Es war schrecklich.
    Winter wünschte sich verzweifelt, weit wegzulaufen, und die Anwältin merkte, dass sie die Situation in die Hand nehmen musste.
    »Marion, ich bin deine Freundin Susan Bray. Susan Bray, erinnerst du dich?«, griff sie ein.
    Die alte Frau neigte den Kopf zur Seite.
    »Mir scheint so, ja. Aber ich habe ein solches Durcheinander im Kopf …«
    Sie sagte es in einem beinahe singenden Tonfall, auf eine kindliche und tragische Art, die für ihre Enkelin schlimmer war als jeder Albtraum.
    »Du musst dich jetzt ausruhen, Marion.«
    »Möglich. Ich bin so müde, tut mir leid, mein Kind …«
    Winter verließ zitternd das Zimmer.
    D er Herbst kam, und ein beißend kalter Wind wehte über die Hügel, doch Winter war es egal.
    Sie wollte allein sein, in der Abendluft frösteln. Und sich bewegen.
    Sie hätte alles in der Welt gegeben, um trotz der hereinbrechenden Nacht einen langen Spaziergang über die Weiden oder durch das Gehölz zu machen, statt im Garten der Chiplins herumzustehen.
    Eigentlich fand sie es selbst unglaublich. Seit dem Überfall im Wald war nur wenig Zeit vergangen … und dennoch zog die Nacht sie magisch an.
    Das war schon immer so gewesen, vielleicht weil das Leben sie bereits früh gelehrt hatte, dass unschöne Dinge auch am helllichten Tag passieren können. Es war Tag gewesen, als ihre Großmutter zum ersten Mal über den Tod ihrer Eltern gesprochen hatte.
    Im Dunkeln war es anders, die

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