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Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Titel: Winter - Erbe der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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Schulschluss, und sie verbrachte die Zeit damit, mit der Bleistiftspitze auf die Bank zu trommeln.
    Als die Glocke läutete, fiel ihr der Bleistift vor Schreck fast aus der Hand. Sie streckte sich beim Aufstehen und sammelte eilig ihre Bücher ein.
    »Meinst du, ich hätte nicht bemerkt, dass du kein einziges Wort mitbekommen hast?«, tadelte Vaughan sie halbherzig, als sie am Lehrerpult vorbeiging.
    Winter blieb stehen und seufzte schuldbewusst.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Das Übliche.«
    »Hmm …«
    Der Lehrer kannte sie zu gut, um sich damit zufriedenzugeben. Er richtete einen skeptischen Blick auf ihr Gesicht, und sie kapitulierte.
    »Ich hatte den Eindruck, dass mir jemand folgt.«
    Sie hatte sich keine Mühe gegeben, die Stimme zu senken, denn außer Rhys war niemand mehr im Klassenzimmer.
    »Jetzt fehlt nur noch, dass ich anfange, Stimmen zu hören …«
    Vaughan lehnte sich im Stuhl zurück und begann sich das Kinn zu reiben. Das war ein Zeichen, dass er in Gedanken versunken war.
    »Ich will dir keine Angst machen«, sagte er wie immer, obwohl es nichts nützte, »aber es könnte stimmen.«
    Winter dachte an den schicksalhaften Engel, der über sie gewacht hatte, bis sie selbst es ihm verboten hatte. Die Empfindung war jedoch völlig falsch, es konnte sich nicht um Rhys handeln.
    Du denkst schon wieder an ihn
, ermahnte sie sich. Es schien einfach unvermeidlich.
    »Leider besteht keine Möglichkeit, es herauszufinden …«, meinte sie resigniert.
    Vaughan winkte Rhys mit einer Handbewegung zu sich.
    Er kommt näher, dachte Winter.
    Der Junge stellte sich vor das Lehrerpult, einen Schritt von ihr entfernt.
    »Vielleicht hast du etwas bemerkt, von dem du gar nicht weißt, dass es wichtig war: ein Indiz, ein Geräusch, ein Schatten, ein neues Gesicht … Überleg mal«, forderte der Lehrer sie auf.
    Die Glocke läutete abermals, aber diesmal nur in Winters Kopf.
    »Da war ein Mann in der Stadt, den ich noch nie gesehen habe …«
    Vaughan nickte befriedigt, doch sein Gesicht wurde noch ernster, soweit das möglich war.
    »Kannst du ihn beschreiben?«
    Sie dachte eine Minute nach: gekrümmte Schultern, etwas unbeholfen …
    »Ein völlig unauffälliger Typ, um die fünfzig. Er suchte ein Geschäft für Angelbedarf und hat mich nach dem Weg gefragt. Das ist alles.«
    Es lohnte sich wirklich nicht, in Panik zu geraten.
    Darran Vaughan war jedoch daran gewöhnt, sich von seiner Neugier leiten zu lassen.
    »Wie sah er aus?«
    »Helle Augen, raspelkurze Haare.«
    Ein ganz normaler Typ, wollte sie sagen.
    Dann kam ihr seine Angewohnheit in den Sinn, das Gesicht leicht abzuwenden, und unvermittelt verstand sie, warum.
    »Er hatte eine lange Narbe. Auf der linken Gesichtshälfte, glaube ich. Von der Stirn bis zum Kinn …«
    Winter hatte nicht genau hingesehen, aus Angst, ihn in Verlegenheit zu bringen. Der Gesichtsausdruck des Lehrers machte ihr klar, dass das im besten Fall leichtsinnig gewesen war.
    »Der Exekutor«, sagte der Vampir nach einer langen Pause und schaute die beiden Schüler bitterernst an. »Iago Rhoser.«
    Er musste lachen, denn trotz allem war es verdammt interessant, doch Winter fühlte, wie ihr das Blut in den Adern stockte.
    »Nicht allein unterwegs zu sein ist ab jetzt nicht mehr nur ein guter Ratschlag. Betrachte es als einen Befehl.«
    Er warf ihr einen glühenden Blick zu. Dann wandte er sich an Rhys.
    »Ich will, dass du ihr Schatten bist, Llewelyn«, sagte er langsam und in einem Tonfall, der keine Widerrede duldete. »Du darfst dich nur von ihr entfernen, wenn entweder ich oder einer der Chiplins bei ihr sind.«
    Als sie später neben Rhys nach Hause ging, hielt Winter das Schweigen nicht mehr aus.
    »Ist es dir ein solcher Gräuel, mit mir zusammen zu sein?«, fragte sie scharf.
    Rhys verzog das Gesicht zu einer beinahe schmerzlichen Grimasse.
    »Es erschwert die Dinge etwas«, erwiderte er.
    Sie hatte sehr gut verstanden, was er damit meinte, doch sie wollte es aus seinem Mund hören.
    »Wir hatten ausgemacht, dass wir uns aus dem Weg gehen …«, sagte Rhys und ein sarkastisches Lächeln entwich ihm. »Mehr oder weniger zumindest …«
    »Ich finde, wir haben das ganz gut hinbekommen«, bemerkte sie mit einer leicht vorwurfsvollen Nuance in der Stimme.
    »Gut genug, um Vaughan zu überzeugen.«
    Sie grinste. Das war schon mal ein gutes Ergebnis.
    »Es ist gefährlich, Winter. Wir … sind viel zu nah an einer Grenze, die wir nicht überschreiten dürfen.«
    Die Wangen des

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