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Winter in Maine

Winter in Maine

Titel: Winter in Maine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard Donovan
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ab.
    Sie haben das Gebiet zwischen Fort Kent und Allagash einge kringelt, und innen drin noch mal den McLean Mountain. Das ist die Gegend, wo du wohnst, Julius.
    Allerdings, sagte ich.
    Ich be obachtete, wie ein Paar Polizei stiefel aufs Fenster zu kamen und direkt vor der Scheibe stehen blieben, mit der Fußstellung eines Mannes, der Autorität besitzt.
    Claire sagte: Sei bitte vorsichtig, Julius. Bist du sicher, dass da oben alles in Ordnung ist?
    Was soll schon sein? Ich bin doch kein Jäger. Ich betrachtete abwechselnd sie und die Stiefel.
    Troy hat heute erwähnt, dass sie sich bei dir in der Gegend umschauen. Ich hab nichts gesagt, das würde ich nie tun, we der ihm noch sonst wem.
    Ich wandte den Blick von den Stiefeln. Was solltest du denn sagen, Claire?
    Nichts. Ich meine, gar nichts.
    Die Polizeistiefel standen am unteren Rand meines Blick felds, ihre Spitzen im aufziehenden Nachmittagsnebel auf das Cafe gerichtet. Claire hob den Blick und nickte in Richtung Fenster, stand dann auf und legte mir die Hand auf die Schulter: Mach's gut, Julius.
    Ich blickte nicht auf, als Claire den Tisch verließ, und die Stiefel setzten sich in Bewegung und kehrten zurück zum Streifenwagen. Ein sehr gründlicher Mann, dieser Troy. Hof fentlich würde er sich weiter zu sehr auf mich konzentrieren und nicht mitbekommen, was direkt vor seinen Augen passierte, so wie es mir vor nicht einmal fünf Minuten ergangen war.
    Plötzlich fragte ich mich, ob alles vorbei war. Sie mussten doch mehr als die eine Leiche entdeckt haben, im Wald nah bei der Hütte, und jetzt wartete Troy draußen, um Julius Win some, den ehemaligen Gefährten eines Hundes, zu verhaften. Keine Suche mehr, die Suche ist für heute beendet - wir haben Sie gefunden. Ich überlegte, ob ich rausgehen und ihn in ein Gespräch verwickeln, die Distanz zwischen uns überbrücken sollte, damit würde er nicht rechnen, ob ich obendrein gute Laune versprühen und ihn doppelt überraschen sollte mit den Worten: Na, Troy, alles klar?
    Irgendwer im Cafe bat die Gäste, still zu sein, während die Kellnerin sich auf die Zehenspitzen stellte, um den Fernseher lauter zu stellen, und dann kamen eine Reporterinnenstimme, ein Mikrofon und irgendein Wald, eine Kamera, die über den Waldrand, ein gelbes Absperrband und blinkende Lichter glitt. Dem Fernsehen kann man nirgends entgehen. Das Cafe war vom lauten Wind im Mikrofon der Reporterin erfüllt, der Ton voll aufgedreht, an den Tischen war es mucksmäuschenstill, und alle erstarrten. Ich sah Schnee auf dem Boden, demnach stammte der Bericht von heute, war es eine Live-Sendung. Ich glaubte dieselben Bäume vor dem Horizont gesehen zu haben, als ich meinen weiten Schuss abgab, also schien es um heute zu gehen.
    Die Reporterin sagte, Freunde hätten die Leiche gefunden, die neue, die Weitschussleiche, doch die letzten Worte kamen aus meinem Mund, und ich murmelte sie zum Glück so leise, dass mich niemand hörte. Die Freunde seien vormittags mit ihm zur Jagd gegangen, sagte die Reporterin, hätten einen Schuss gehört und gedacht, das sei er gewesen, aber als sie eine Weile nichts von ihm sahen, seien sie zurückgegangen und hätten ihn schließlich im Unterholz gefunden.
    Dieser Punkt bestätigte, dass es in dem Bericht tatsächlich um heute Mittag ging. Wenn die Kamera doch bloß in die To tale gehen würde, damit ich das größere Bild sehen und den Wald wiedererkennen konnte. Das war eine Erleichterung, dann bestand für meine Hütte zumindest noch keine Gefahr.
    Der Mund vor dem Mikrofon redete weiter: Die Männer machten einen schrecklichen Fund, die Leiche ihres Freundes, unter Laub und Zweigen begraben, als sollte sie aufbewahrt werden; den Polizisten am Tatort zufolge war er nur wenige Minuten vorher erschossen worden.
    Gut, aber hatten sie irgendwas gesehen, jemanden, der sich mit einem Gewehr entfernte? Und wo war Troy gerade? Mir schien, ich musste alles im Auge behalten.
    Die Kamera zoomte zurück. Dann erschien am unteren Bildschirmrand eine Schriftzeile: Long Lake, St. Agatha. Was für eine Erleichterung, als ich sah, dass es der Tote von heute war und nicht die Männer, die weniger als zwei Kilometer von dort entfernt lagen, wo ich wohnte, und noch im Tod den Weg zu meiner Hütte gewiesen hätten. Im Fernsehen waren meine Fußspuren im Schnee zu sehen, aber vom Wind verwischt und zu tief, um nähere Einzelheiten erkennen zu lassen, und die Reporterin sagte, das Opfer, von der Polizei als einheimi scher Jäger

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