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Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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Bescheid wissen. Ich muss wissen, ob sie es war.«
    »Sie? Wer?«
    »Auntie. Aber Auntie ist schon lange tot … ihr Geist. Ich muss wissen, ob er unsere Kleine getötet hat.«
    »Du glaubst, Gertie wurde von einem Geist getötet?«
    »Ich weiß es nicht!«, rief sie ungehalten. »Eben deshalb müssen wir sie ausgraben, begreifst du nicht?«
    Sie sah ihn lange und eindringlich an und wartete auf eine Reaktion. »Willst du es denn nicht wissen, Martin? Willst du es nicht wissen?«
    Er schwieg.
    Gertie war auf dem kleinen Familienfriedhof hinter dem Haus zur letzten Ruhe gebettet worden. Neben ihr lagen die Gräber von Saras Eltern und ihrem Bruder Jacob.
    »Sara, Gertie ist seit zwei Wochen unter der Erde. Hast du daran gedacht, wie sie jetzt aussehen wird?« Es war eine unschöne Vorstellung, und er kam sich ein wenig grausam vor, es zu erwähnen, doch er musste einen Weg finden, sie von ihrem Plan abzubringen.
    Sie nickte. »Es ist nur ein Körper. Eine leere Hülle. Das kleine Mädchen, das ich liebe, ist immer noch dort draußen, im Jenseits.«
    Martin holte tief Atem.
    Ruhig. Bleib ruhig.
    Er spürte sein Gesicht und seine Ohren brennen. Das Herz hämmerte in seiner Brust.
    Mit einem Mal erinnerte er sich, wie er am Tag von Gerties Verschwinden Sara aus der Scheune hatte kommen sehen. Wie er unmittelbar danach hineingegangen war und anstelle des Fuchspelzes den Zopf vorgefunden hatte.
    Ein neuer, grauenerregender Gedanke nahm in seinem Kopf Gestalt an.
    Konnte Sara Gertie getötet haben?
    Sie könnte sogar zur Gefahr werden.
    Er blickte auf die in kindlicher Handschrift verfasste Botschaft. Er versuchte sich an die Handschrift seiner Tochter zu erinnern, hatte jedoch kein rechtes Bild vor Augen. Dennoch, fand er, sah die Botschaft, die Sara ihm gezeigt hatte, eher nach einem Erwachsenen aus, der die Handschrift eines Kindes nachzuahmen versucht hatte.
    War dies Saras Art zu gestehen? Wusste sie, dass in der Tasche von Gerties Kleid etwas steckte, was ihr gehörte?
    Das Zimmer begann sich zu drehen, und Martin hielt sich am Tisch fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Er musterte Sara, seine wunderschöne Sara, und wollte weinen und schreien und sie anflehen, ihn nicht zu verlassen; wollte sie bitten, sie möge gegen den Wahnsinn ankämpfen, der in ihr wucherte.
    Er erinnerte sich daran, wie er ihr als Kind die kurz zuvor von Lucius gewonnene Jupitermurmel überreicht hatte – Sara war so strahlend schön gewesen, dass er sie ohne einen weiteren Gedanken hergeschenkt hatte; er hätte ihr alles gegeben, damals wie heute.
    Sie war sein großes Abenteuer; seine Liebe zu ihr hatte ihn an Orte geführt, die er sich niemals erträumt hatte.
    »Wenn du mir nicht helfen willst, mache ich es allein«, teilte Sara ihm nun mit. Ihr Körper war angespannt, als sei sie auf eine Auseinandersetzung vorbereitet.
    »Also gut«, seufzte er. Er wusste, dass er verloren hatte. Es war vorbei. »Aber wir machen es ordentlich. Ich werde in die Stadt gehen und Lucius holen. Er sollte dabei sein, meinst du nicht?«
    Sara nickte. »Und der Sheriff. Bring auch den Sheriff mit.«
    »Ganz bestimmt«, versprach er und erhob sich, um Mantel und Mütze zu holen. »Bleib du nur hier sitzen und warte. Eine solche Arbeit ist nichts für eine Mutter. Sobald wir zurück sind, kümmern wir uns darum. Wir kümmern uns um alles.«
    Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Wange, die heiß und trocken war und sich gar nicht wie Haut anfühlte, sondern wie Papier, kein bisschen vertraut.

Besucher von der anderen Seite
Das geheime Tagebuch der Sara Harrison Shea
31. Januar 1908
    Seit nunmehr drei Tagen bin ich eine Gefangene in meinem eigenen Heim.
    Es war ein schönes Spektakel, als Martin und Lucius aus der Stadt zurückkamen und mich mit der Schaufel an Gerties Grab stehen sahen. Es war bitterkalt. Meine Finger und Zehen waren taub, weil ich die ganze Zeit draußen gewartet hatte. Dennoch hielt ich die Schaufel mit festem Griff, als die Männer aus Lucius’ Kutsche stiegen und auf mich zukamen. Ich stand genau über der Stelle, an der wir sie beerdigt hatten. Das hölzerne Kreuz mit Gerties Namen war mir wie ein dreister Spott.
    »Sara, was tust du da?«, fragte Lucius. Sein Tonfall war leise und besänftigend, als spräche er zu einem kleinen Kind.
    »Wir müssen sie ausgraben. Sie hat mir eine Nachricht hinterlassen. Darin stand, wenn wir in ihre Tasche schauen, finden wir dort etwas, was ihrem Mörder gehört.«
    »Leg die Schaufel

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