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Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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ständige Bettelei mürbe geworden, eingelenkt und sie auf die West Hall Union School geschickt. Doch sosehr sich Ruthie dies auch gewünscht hatte, so schwierig und schmerzhaft wurde die Umstellung. Sie hinkte im Lernstoff hinterher, die anderen Kinder machten sich über ihre grellbunten, handgestrickten Kleider lustig und darüber, dass sie nicht multiplizieren konnte. Ruthie bemühte sich sehr, aufzuholen und sich den anderen anzupassen, und schon bald war aus ihr eine herausragende Schülerin geworden, die Jahr für Jahr die besten Noten der Klasse bekam.
    Als Fawn im Jahr zuvor fünf geworden war, hatte Ruthie darauf bestanden, dass sie in der Vorschule angemeldet wurde.
    »Ich lass nicht zu, dass aus Fawn eine totale Außenseiterin wird, Mom. Sie soll zur Schule gehen. Alles andere ist einfach nicht normal.«
    Ihre Mom hatte sie lange angeschaut und dann gefragt: »Was, bitte schön, ist so großartig daran, normal zu sein?«
    Doch am Ende hatte sie nachgegeben und Fawn einen Platz in der Vorschule besorgt. Das ganze Jahr hatte Ruthie ängstlich über Fawn gewacht und regelmäßig durchs Fenster ihres Klassenzimmers auf den Kindergarten-Spielplatz gespäht, wo Fawn immer allein saß, Bilder in den Sand malte und lebhafte Selbstgespräche führte. Sie schien keine Freunde zu haben. Als Ruthie Fawn darauf ansprach, antwortete ihre kleine Schwester, dass die anderen Kinder sie andauernd fragen würden, ob sie mit ihnen spielen wolle.
    »Und warum spielst du dann nie mit ihnen?«, wollte Ruthie wissen.
    »Weil ich beschäftigt bin.«
    »Womit?«
    »Ich muss doch mit den Freunden spielen, die ich schon hab«, erklärte Fawn und hopste davon, bevor Ruthie sie fragen konnte, was für Freunde sie meinte – Ameisen? Kieselsteine?
    Jetzt vergrub Fawn die Hände tief in den Taschen ihrer roten Latzhose und starrte mit leerem Blick ins Feuer.
    »Also, wann hast du Mom zum letzten Mal gesehen?«, wollte Ruthie wissen. Sie ließ sich auf die Couch fallen und rieb sich die Schläfen im vergeblichen Versuch, die bohrenden Kopfschmerzen etwas erträglicher zu machen.
    »Wir haben zusammen zu Abend gegessen. Linsensuppe. Später ist Mom hochgekommen und hat mir gute Nacht gesagt. Und sie hat mir noch eine Geschichte vorgelesen.« Fawn klang wie ein Roboter, dessen Akku jeden Moment den Geist aufgeben würde. »Rotkäppchen.«
    Ruthie nickte. Das erklärte wohl auch Fawns Kleiderwahl. Fawn nahm Geschichten sehr ernst. Sie hatte diese Phasen, in denen sie immer nur ein und dieselbe Geschichte hören wollte. Man musste sie ihr wieder und wieder vorlesen, bis sie jedes Wort auswendig konnte. Und selbst wenn man ihr dann gerade einmal nichts vorlas, schien ein Teil von ihr immer noch in der Geschichte festzustecken. Sie hinterließ eine Spur aus Brotkrumen im Haus; baute kleine Häuschen aus Lehm, Stöcken und Steinen; und sie unterhielt sich die ganze Zeit leise mit sich selbst oder mit ihrer Puppe Mimi und überlegte, wohin der Wolf gegangen sein könnte oder ob der Frosch wirklich ein schöner Prinz war.
    »Und was machen wir jetzt?« Fawns Stimme klang matt.
    »Ich sehe draußen nach, ob der Pick-up noch da ist. Dann nehme ich mir die Scheune vor.«
    »Mimi hat gesagt, wir finden sie sowieso nicht.«
    Ruthie holte tief Luft und stieß sie zischend wieder aus. »Im Moment ist es mir so was von egal, was deine Puppe denkt, okay, Fawn?«
    Fawn ließ den Kopf hängen, und Ruthie wurde klar, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, sich wie eine Zicke zu benehmen. Brummschädel und verschwundene Mutter hin oder her – Fawn war erst sechs. Sie hatte Besseres verdient.
    »Hey«, sagte Ruthie, ging vor Fawn in die Hocke und hob ihr Kinn an. »Tut mir leid, Mäuschen. Ich bin einfach total müde und ein bisschen durcheinander. Warum gehst du nicht nach oben und holst Mimi. Bring sie runter, und wenn ich wieder reinkomme, mache ich uns ein schönes großes Frühstück. Schinken und Eier und heiße Schokolade. Na, wie klingt das?«
    Fawn gab keine Antwort. Sie sah so klein und blass aus, und ihre Haut fühlte sich fiebrig an.
    »Kopf hoch, mein kleines Reh.« Ruthie benutzte Moms Kosenamen für Fawn. »Alles wird gut. Wir finden sie schon. Versprochen.«
    Fawn nickte, drehte sich um und ging die Treppe hinauf.
    Dann musste Ruthie merkwürdigerweise an Willa Luce denken. Daran, wie Suchmannschaften die gesamte Stadt, ja den gesamten Staat Vermont durchkämmt und nicht die geringste Spur von ihr gefunden hatten.
    Wie war es möglich, auf

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