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Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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irgendwann ärgerlich, wenn sie ihre Schwester nicht finden konnte, aber jetzt bekam sie Angst, und mit jedem leeren Versteck wurde diese Angst größer.
    Was, wenn Fawn verschwunden war? Wenn ihr dasselbe passiert war wie ihrer Mom?
    Hör auf mit dem Quatsch , ermahnte Ruthie sich. Das ist bloß ein Spiel.
    »Fawn?«, rief sie. »Ich gebe auf! Das Spiel ist zu Ende! Komm raus!«
    Doch Fawn blieb wie vom Erdboden verschluckt. Ruthie ging von einem Zimmer ins andere und rief nach ihrer Schwester, während sich zwischen ihren Schulterblättern der kalte Schweiß sammelte. Schließlich gelangte sie wieder im Wohnzimmer an, wo sie mit dem Suchen begonnen hatte, und spähte auf Knien hinter das Sofa.
    »Buh!«
    Ruthie schrie auf. Fawn stand direkt hinter ihr.
    »Wo warst du?«, fragte Ruthie. Eine Woge der Erleichterung überschwemmte sie.
    »Ich hab mich mit Mimi zusammen versteckt.« Die Puppe baumelte schlaff in Fawns Hand.
    »Wo denn?«
    »Das ist ein Geheimnis. Spielen wir jetzt nicht mehr weiter?«
    »Ich weiß ein neues Spiel«, sagte Ruthie. »Komm mit.« Sie führte ihre Schwester die Treppe hinauf ins Schlafzimmer ihrer Mutter.
    »Was machen wir hier drin?«, wollte Fawn wissen. Es war ihnen verboten, das Zimmer zu betreten. Ihre Mutter legte großen Wert darauf, dass jeder »die Privatsphäre des anderen respektierte«, und das bedeutete: Nicht reinkommen, ohne anzuklopfen, und nicht in anderer Leute Sachen herumschnüffeln, wenn der Betreffende nicht zu Hause war. Ruthie konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann sie zum letzten Mal einen Fuß ins Schlafzimmer ihrer Mutter gesetzt hatte – vielleicht als ihr Vater noch am Leben gewesen war.
    Es war das größte Zimmer im Haus, und die spärliche Möblierung ließ es noch geräumiger erscheinen: weiße Wände mit uraltem, rissigem Putz, ein Bett, eine Kommode, ein Nachttisch. Keine Bilder an den Wänden, kein Krimskrams. Auf dem Kiefernboden lag nicht mal eine vergessene Socke, nur zwei handgewebte Läufer aus Wolle rechts und links vom Bett.
    Ihre Mutter hatte auch die beste Aussicht im ganzen Haus. Das Fenster neben ihrem Bett ging nach Norden, mit Blick über den Hof und die bewaldeten Hügel. Im Herbst und Winter, wenn kein Laub an den Bäumen war, konnte man bis zur Teufelshand schauen. Als Ruthie jetzt in diese Richtung blickte, sah sie unter der dicken Schneedecke nur kleine Felsspitzen hervorlugen. Doch dann war dort ganz kurz eine Bewegung zu erkennen; ein Schatten, der zwischen den Felsen hervortrat und gleich darauf wieder verschwand. Ich muss mich getäuscht haben , dachte sie und wandte sich ab.
    »Jetzt spielen wir ein neues Spiel«, erklärte sie ihrer kleinen Schwester. Fawn sah sie neugierig an.
    »Was für eins denn?«
    »Ein Suchspiel.«
    »So wie Verstecken?«
    »So ähnlich. Nur suchen wir nicht nach Leuten, wir suchen nach Hinweisen.«
    »Aaah, Hinweise!«, rief Fawn mit heller Stimme. Dann wurde sie nachdenklich. »Was für Hinweise?«
    »Wir suchen alles, was nicht ins Bild passt; was uns irgendwie komisch vorkommt; alles, was uns dabei helfen könnte, Mom zu finden.«
    Fawn nickte eifrig. Sie hielt Mimi am Arm – ihre Puppe, die Mom für sie genäht hatte. Ihr Haar aus gelber Wolle war inzwischen verfilzt, der Stoff an Händen und Füßen zerschlissen und an mehreren Stellen geflickt. Mimi hatte einen fein säuberlich gestickten, lächelnden Mund, vor dem Ruthie immer ein bisschen gruselte, weil er sie an eine Narbe erinnerte. Als wären dem armen Ding die Lippen zugenäht worden, damit es still war und nichts mehr sagen konnte. Mimi tuschelte andauernd mit Fawn über irgendwelche geheimen Dinge. Als Fawn noch sehr klein gewesen war, hatte sie sich oft mit ihrer Puppe in den Wandschrank verkrochen. Wenn sie sie dann fanden, saß sie mit Mimi auf dem Schoß im Dunkeln und war in eine angeregte Unterhaltung vertieft.
    Ruthie lächelte ihrer Schwester zu. »Seid ihr zwei bereit zum Spielen?«
    »Ich frag Mimi mal«, antwortete Fawn, bevor sie das Gesicht der Puppe ans Ohr hob und lauschte. Sie hörte eine Weile zu, nickte schließlich und nahm die Puppe wieder herunter. »Mimi sagt ja, aber sie will wissen, ob wir danach wieder Verstecken spielen können.«
    »Haben wir für einen Tag nicht genug Verstecken gespielt?«
    »Findet Mimi nicht.«
    »Also gut, wir spielen danach noch eine Runde«, versprach Ruthie. »Ach, ich hab ganz vergessen, dir zu sagen, was das Beste an unserem Suchspiel ist – es gibt was zu gewinnen. Ein

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