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Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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heißt.«
    »Sie ist also noch nicht wieder aufgetaucht?« Candace klang beinahe hoffnungsvoll, als freue sie sich darüber.
    »Ich lege jetzt auf«, sagte Ruthie in heller Panik. »Tut mir leid, dass ich Sie heute belästigt habe. Ich glaube, das war alles ein Missverständnis.«
    »Oh nein, das war kein Missverständnis«, widersprach Candace. »Bitte leg nicht auf. Es gibt Dinge, die ich dir erzählen kann.«
    »Was für Dinge?« Ruthie sah zu, wie ihr beim Sprechen der Atem in großen Dampfwolken aus dem Mund quoll.
    »Über Hannah zum Beispiel«, sagte Candace. Ihr Tonfall war lockend. »Die süße Kleine. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke. Ich weiß, es klingt vielleicht verrückt, aber ich habe immer geglaubt, dass ich sie irgendwann wiedersehen werde. Es gab Zeiten, da konnte ich sie fast spüren, irgendwo da draußen, als würde sie nur darauf warten, dass ich sie finde. Macht das überhaupt Sinn?«
    »Ja«, hörte Ruthie sich sagen. Sie legte den Kopf in den Nacken und schaute erneut zu den Sternen hoch, wovon ihr mit einem Mal ganz schwindelig wurde. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie hielt das Telefon in der behandschuhten Hand und dachte an chemische Elemente, an Cupcakes mit rosafarbenem Guss und an grüne Teddybären. Daran, dass alles irgendwie zusammenhing. Vielleicht gab es ja doch so etwas wie einen Plan. »Ja.«
    Dann legte sie auf.

1908

Besucher von der anderen Seite
Das geheime Tagebuch der Sara Harrison Shea
25. Januar 1908
    Gertie hat den Wandschrank immer so geliebt. Wie hat sie es genossen, sich darin zu verstecken, um dann plötzlich herauszuspringen und mir einen Schrecken einzujagen! Einmal fand ich sie im hintersten Winkel, wo sie sich auf einem Berg Flickwäsche und löchriger Pullover zusammengerollt hatte und schlief.
    »Was tust du denn da drinnen, Liebes?«, fragte ich sie.
    »Ich bin ein Bär in einer warmen Höhle«, antwortete sie, »und mache einen kleinen Winterschlaf.«
    »Gertie?«, rief ich heute Morgen. »Bist du da drin?«
    Ich stand vor dem Wandschrank und klopfte leise gegen die Tür.
    Ich war noch im Nachthemd, meine nackten Füße froren auf dem glatten Holzboden. Die Sonne war eben über dem Hügel aufgegangen und ließ das Schlafzimmer in sanftem Licht erstrahlen. Ich erhaschte einen Blick auf mich selbst im Spiegel über der Kommode. Ich sah aus wie eine Wahnsinnige: bleich, dünn, mit dunklen Schatten unter den Augen, die Haare verfilzt, das Nachthemd zerrissen und voller Flecken.
    Ich wartete mit angehaltenem Atem.
    Und Gertie antwortete auf mein Klopfen!
    Ich griff nach dem Türknauf, drehte ihn und zog an der Tür, doch Gertie hielt sie von innen zu. Ihre Kraft überraschte mich.
    »Willst du nicht bitte herauskommen, damit ich dich anschauen kann?«
    Die Tür bewegte sich nicht. Ich hörte lediglich ein leises Geraschel aus dem Schrank.
    »Es ist gut. Papa ist nicht hier. Er ist auf den Hügel gegangen, um zu jagen.«
    Ich wusste, dass sie nicht herauskommen würde, solange Martin in der Nähe war. Vergangene Nacht hatte ich, wohl wissend, dass Gertie im Schrank saß, Martins Anweisungen Folge geleistet und war ins Bett zurückgekehrt. Doch schlafen konnte ich nicht. Ich lag auf der Seite, mit Blick zum Schrank. Ich sah, wie die Tür ein kleines Stückchen aufging, und dann blitzte ein Auge durch den Spalt. Ich winkte ihr im Dunkeln zu.
    Hallo , wollte ich mit meinem Winken sagen. Hallo, hallo! Willkommen daheim, mein Schatz, mein liebes, süßes Mädchen!
    Martin war in aller Frühe aufgestanden und hatte sich angezogen.
    »Es ist noch nicht einmal hell«, sagte ich, als ich ihn sah.
    »Ich will diesen Bock finden. Seine Spuren sind überall im Wald. Wenn ich ihn erwische, haben wir für den Rest des Winters Fleisch. Ich erledige die Arbeiten in Haus und Scheune, dann gehe ich in den Wald, und danach habe ich noch einige Dinge in der Stadt zu besorgen. Zum Abendessen bin ich wieder zurück.«
    »Möchtest du Frühstück?«, fragte ich und machte Anstalten, aus dem Bett zu steigen. Ich dachte, es würde sein Wohlwollen erregen, wenn er sah, dass ich aufstand und ihm anbot, für ihn zu kochen.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich packe mir einige Scheiben Brot und Salzfleisch ein.« Er humpelte nach unten, machte dort Feuer, ließ den Hund hinaus, nahm etwas Proviant und sein Gewehr. Endlich öffnete sich die Haustür und fiel kurz darauf wieder ins Schloss.
    Ich sah aus dem Fenster, als er den Hof überquerte. Kaum war er außer Sichtweite, lief

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