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Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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hypnotisch, dass mir davon schwindelte.
    Ich war wie ausgedörrt, griff nach dem Kristallglas und trank einen Schluck von dem übermäßig süßen Wein.
    »Die Botschaft Ihrer kleinen Gertie an Sie lautet wie folgt«, verkündete Mrs Willard, während sie mich unverändert mit ihren kühlen dunklen Augen musterte. »Sie sagt, der blaue Hund lässt Sie grüßen.«
    Ich keuchte. Meine Hand flog an meinen Mund.
    Mrs Willard nickte wissend und fuhr fort. »Außerdem sagt sie, dass das, was Sie tun, nicht recht ist. Es missfällt ihr sehr.« Ihr Blick wurde scharf, beinahe zornig.
    Ich stellte mein Glas ab, ohne hinzusehen. Es fiel um. Als ich in die Höhe fuhr, um den verschütteten Wein mit meiner Serviette aufzuwischen, wurde mir schwarz vor Augen und ich schwankte, so dass ich mich an der Tischkante festhalten musste. Auf einmal empfand ich das Zimmer als düster und stickig.
    »Tanta Sara, ist dir nicht wohl?«, erkundigte sich Amelia.
    »Dürfte ich vielleicht ein Glas Wasser haben?«, bat ich.
    »Ja, bitte, nimm wieder Platz. Oh, du bist ja aschfahl im Gesicht.« Amelia kam mit dem Wasser herbeigeeilt, befeuchtete eine Serviette und begann mir damit die Stirn abzutupfen.
    »Ich fürchte, es geht mir nicht gut«, flüsterte ich ihr zu. »Könntest du mich bitte nach Hause bringen?«
    »Aber gewiss doch«, versicherte Amelia, half mir beim Aufstehen und entschuldigte mich bei den Damen.
    Kaum waren wir draußen, sog ich gierig die kalte Luft ein, bis mein Kopf ein wenig klarer wurde. Die Sonne stand direkt über uns, die ganze Welt schien unerträglich hell. Amelia half mir auf den Wagen und deckte mich wieder mit der Decke zu.
    »Bitte verzeih«, sagte sie. »Vielleicht war das alles zu viel.«
    »Vielleicht«, antwortete ich.
    Die Damen hatten sich in der offenen Tür versammelt und winkten mit besorgten Mienen zum Abschied. Als wir uns auf den Weg machten und die Main Street entlangfuhren, sah ich weitere Gesichter, die mir hinterherblickten. Abe Cushing spähte durch das Fenster seines Ladens und hob die Hand zum Gruß. Sally Gonyea, die im Speisesaal des Gasthauses gerade die Tische sauber wischte, hielt inne, als sie uns vorbeifahren sah. Ihre Miene war ernst. Und auf der anderen Straßenseite beobachtete Erwin Jameson uns durch das Fenster seines Futtermittelgeschäfts. Als er sah, dass ich ihn bemerkt hatte, wandte er den Blick ab und tat so, als sei er mit etwas in der Nähe des Fensters beschäftigt.
    Ich weiß, was sie dachten: Da fährt die arme Sara Shea. Sie ist nicht mehr bei Sinnen.
    Zu Hause angekommen, bestand Amelia darauf, mich ins Bett zu bringen, und bot an, sich für mich auf die Suche nach Martin zu machen.
    »Das ist nicht nötig«, wiegelte ich ab. »Ich werde mich nur ein bisschen ausruhen. Mir geht es schon viel besser.«
    Kaum war sie fort, sprang ich aus dem Bett und durchsuchte erneut das Haus. Meine Verzweiflung war größer denn je.
    Immer wieder hörte ich Mrs Willards Worte. Das, was Sie tun, ist nicht recht. Es missfällt ihr sehr.
    Was hatte ich falsch gemacht? Wodurch hatte ich meine Gertie so vergrämt?
    Unsicher, was ich als Nächstes tun sollte, zog ich mir den Mantel über und ging durch den Wald bis zu dem alten Brunnen. Auch dort fand ich keine Spur von ihr. Dennoch war es schrecklich, in die Finsternis dieses Steinrunds hinabzuschauen. Es war, als blicke man in den Schlund eines hungrigen Riesen.
    Die ganze Zeit über, während ich oben auf dem Hügel war, vermochte ich das Gefühl nicht abzuschütteln, dass mich jemand beobachtete. Mir war, als hätten die Bäume und Felsen Augen. Als wären die Zweige dünne Finger, die mir über das Gesicht strichen und mich festhalten wollten.
    »Gertie?«, rief ich von der Mitte einer kleinen Lichtung unmittelbar hinter der Teufelshand. »Wo bist du?«
    Die großen Felsen, aus denen die Hand geformt war, warfen Schatten auf den Schnee; lange, dünne Schatten, die aus den Fingern Klauen machten. Und ich stand mitten zwischen ihnen, gefangen in ihrem Griff.
    Ich hörte Zweige knacken. Schritte hinter mir. Mit angehaltenem Atem wandte ich mich um, die Arme weit ausgebreitet, um sie aufzufangen. Sie an mich zu drücken. »Gertie?«
    Martin trat auf die Lichtung. Seine Miene war seltsam gequält. Er trug sein Gewehr bei sich. »Gertie ist tot, Sara. Du musst dich damit abfinden.« Er kam langsam auf mich zu, als wäre ich ein Tier, das er nicht verschrecken wollte.
    »Bist du mir gefolgt?«, fragte ich und war machtlos gegen das Gift in

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