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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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etwas größer und kräftiger als der andere. Vor seiner Brust hing ein Maschinengewehr, während der Kleinere eine Pistole auf die Wachfrau richtete.
    »Es geht los!«, rief Wisting und schnappte sich das Funkgerät. »Der Überfall hat begonnen!«

68
    Noch ehe der Leiter des Einsatzkommandos den provisorischen Kommandoraum erreichte, hatten die Räuber sich den Zugang zum Banknotenraum erzwungen.
    Der Wachdienstangestellte, der von dem Mann mit dem Maschinengewehr in Schach gehalten wurde, stand regungslos an der Wand, während die Frau des Wachschutzes den Code zur Öffnung der ersten Gewölbetür eingab. Noch war kein Alarm ausgelöst worden.
    Wisting sah, wie Kurt Owesens Blick von einem Monitor zum nächsten huschte. Offenbar war dieses Szenario nicht einkalkuliert worden. Die Adern an der Schläfe schwollen an und seine Kiefermuskulatur arbeitete sichtbar.
    Dann wurde er aktiv. Er gab einige kurze Kommandos über Funk, mit denen er seine Männer anwies, sich bereitzuhalten.
    »Wir haben hier so etwas wie eine Geiselnahme«, informierte er die Mannschaft. »Zwei Wachleute werden in der Zählzentrale in Schach gehalten. Der Gegenpart besteht aus zwei Männern, von denen einer mit einem Zweihandautomatikgewehr bewaffnet ist und der andere mit einer Einhandwaffe.«
    Auf den scharfen Videobildern konnte Wisting sehen, wie Banknotenbündel aus dem ersten Safe in eine große Tasche gepackt wurden, während die Wachschutzfrau Safe Nummer zwei öffnen musste. Der Raubüberfall würde in wenigen Minuten vorbei sein.
    Der Leiter des Einsatzkommandos gab Anweisung, wie der Zugriff erfolgen sollte. Wisting entnahm daraus, dass die Täter auf der Flucht geschnappt werden sollten, sofern sie die beiden Wachleute in der Zählzentrale zurückließen. Wie die beiden maskierten Männer mit der Beute entkommen wollten, war unbegreiflich. Bisher war kein anderes Fahrzeug aufgetaucht.
    Der zweite Safe war nun geleert. Zwei volle Taschen standen neben der Tür bereit. Der erste Räuber hob ein Funkgerät und sprach hinein. Rasch informierte Kurt Owesen seine Männer, dass die Täter mit jemandem außerhalb des Gelddepots in Verbindung stehen mussten.
    Auf dem Monitor war zu sehen, wie weitere Absprachen getroffen wurden. Dann befestigte der Räuber das Funkgerät mit einem Clip an der Brust, machte einige Schritte auf die Kamera zu und starrte hinein. Wisting konnte gerade noch seine Augen sehen, bevor der Mann das Gewehr hob. Der Kolben schmetterte gegen die Linse und das Bild wurde schwarz.
    Wisting wich unwillkürlich einen Schritt zurück, er wusste nicht, ob es der Schlag gegen die Kamera war, der ihn erschreckte, oder der finstere Blick hinter der Sturmhaube.
    Wisting blickte zur Hauptstraße hinüber. Nichts. Er sah zu den Wolken hinauf, nachdem ihm plötzlich eingefallen war, dass die Räuber eventuell Unterstützung per Hubschrauber bekommen könnten. Dann hob er das Funkgerät an den Mund und gab seinen zivilen Bereitschaftsposten einen kurzen Bericht dessen, was gerade vor sich ging.
    Benjamin Fjeld machte Meldung von seinem Beobachtungsposten: »Gerade ist ein schwarzer Chevrolet Suburban vorbeigekommen. Das Kennzeichen war nicht zu erkennen. Könnte das Fluchtauto sein.«
    Kurt Owesen gab die Information an seine Mannschaften weiter. Wisting hörte, wie es in seinem Ohrstöpsel quäkte, als die verschiedenen Abteilungen den Empfang der Meldung bestätigten.
    Einer der Bildschirme zeigte Bilder aus der Garagenhalle, und durch die offene Tür zum Banknotenraum konnten sie sehen, was geschah.
    Der dritte Safe schien leer zu sein, als er geöffnet wurde. Der kleinere der beiden Räuber drückte der Wachschutzfrau die Pistole in den Nacken. Anscheinend versuchte sie, ihm irgendein Problem zu erklären, woraufhin die beiden Wachleute die Plätze tauschten. Der Mann tippte eine Zahlenkombination ein und eine weitere massive Tür schwang auf. Gleichzeitig erschien der Text Alarm #4 Alarm als Laufmeldung oben auf dem Monitor. Keiner der Leute unten im Saferaum schien zu reagieren. Der Wachmann musste die Zahlenkombination eingegeben haben, die den Zwangsalarm auslöste, als die Tür geöffnet wurde.
    Eine halbe Minute später war offenbar alles vorbei. Vier große Reisetaschen waren bis obenhin mit Banknoten gefüllt. Die Täter trugen sie hinaus in die Garagenhalle. Der Leiter des Einsatzkommandos berichtete, was auf den Monitoren zu sehen war, an seine Mannschaften, die immer noch unten in der Fahrzeughalle in Wartestellung

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