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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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Osten heran. Eine löste sich aus dem Schwarm und landete auf dem braunen Fluss. Sie wurde von der Strömung weggetragen und war einen Augenblick lang den unkontrollierbaren Kräften ausgeliefert, bevor sie sich freikämpfen konnte.
    Er stellte die Lamellen der Jalousien schräg, sodass er immer noch durch die Ritzen schauen konnte, der Einblick von außen aber schwierig war. Die Situation behagte ihm nicht. Es gab zu viele Unsicherheitsfaktoren. Sie wussten nicht, wann die Räuber zuschlagen würden oder ob die Zählzentrale, auf die sie hinunterblickten, tatsächlich das Zielobjekt war. Die Unruhe machte ihn ganz kribbelig.
    Malm kam wieder in den Raum, stellte sich neben ihn und betrachtete die Reihe der Monitore.
    »Was Neues?«, fragte Wisting.
    Der Leiter der Sektion Nachrichtenbeschaffung schüttelte den Kopf. »Der Wagen, der das Geld aus dem Depot holen soll, ist in zwanzig Minuten hier«, sagte er. »Wenn das passiert ist, bringen wir unsere Mannschaften rein. Danach heißt es dann nur noch warten.«
    Er setzte sich auf einen Stuhl, stand aber wieder auf, als das Telefon klingelte. Er ging zur Tür, blieb jedoch auf der Schwelle stehen. Wisting hörte, wie er einsilbig antwortete, bevor das Gespräch beendet wurde.
    »Klaus Bang ist unterwegs nach Norwegen«, sagte er.
    Wisting sah den Mann im Boot vor sich, den der Vogelbeobachter fotografiert hatte.
    »Auf welchem Weg?«
    »Mit der Colorline von Hirtshals. Er hat Tickets für die Fähre gebucht, die um zwei Uhr heute Nacht in Larvik eintrifft.«
    »Wir werden ihn in Empfang nehmen«, versicherte Wisting.
    Leif Malm steckte das Handy zurück in die Hosentasche und sah sich um. »Gibt’s hier keinen Kaffee?«
    »Wir müssen in die Küche der Feuerwache«, erklärte Wisting und ging voraus.
    Wisting nickte der Feuerwehrmannschaft zu, die im Dienst war und die man kurz über die Sachlage unterrichtet hatte, wobei betont worden war, dass die Aktion geheim bleiben musste.
    Sie füllten wortlos ihre Kaffeetassen.
    Der Leiter des Einsatzkommandos trug den Kaffee hinunter zu seiner Mannschaft. Wisting und Leif Malm gingen zurück in ihren provisorischen Kommandoraum.
    Malm trat vor die Karte an der Wand. »Sind Ihre Leute auf Position?«, fragte er.
    Wisting warf einen Blick auf die Uhr. Kurz vor drei. »Das denke ich doch.« Er ging zu der Karte. »Wir haben fünf Beobachtungsposten«, erklärte er und zeigte auf die strategischen Punkte an den Ein- und Ausfallstraßen der Stadt.
    Im selben Moment knackte es im Polizeifunk. »Kilo null-fünf, hier ist Kilo vier-eins.«
    Das war die Stimme von Benjamin Fjeld. Er saß in einem Wagen an der Autobahnabfahrt.
    Wisting griff nach dem Funkgerät und drückte den Sendeknopf. »Vier-eins: kommen.«
    »Ein Werttransport von Nokas ist gerade von der E 18 abgefahren. Er müsste in wenigen Minuten bei euch sein.«
    Leif Malm nickte. Das war einer der Wagen, die normalerweise die Geldbeträge einsammelten und in der Zählzentrale ablieferten. Heute würde der Fahrer Anweisung erhalten, den Transporter zu beladen statt zu entladen.
    »Er wird erwartet«, erwiderte Wisting.
    »Er wird von zwei Zivilfahrzeugen nach Oslo eskortiert«, erklärte Malm.
    Wisting stellte sich ans Fenster und hielt Ausschau nach dem Werttransport. Zwei Minuten später sah er ihn durch den Regen kommen. Der Wagen bremste ab, bog von der Hauptstraße und fuhr hinunter zur Rückseite des Gebäudes. Auf einem der Monitore war zu sehen, wie er vor der Einfahrt hielt. Dann glitt das Tor langsam auf und der Wagen fuhr hinein.
    Wisting gab die Beobachtung über Funk weiter.
    »Sie werden eine halbe Stunde brauchen«, sagte Leif Malm. »Sollen wir uns eine Pizza oder so was kommen lassen?«
    Wisting trank aus seiner Tasse. Er hatte keinen Hunger, stimmte aber trotzdem zu. Der Monitor zeigte, wie die beiden Wachschutzleute aus dem Führerhaus stiegen. Ein Mann und eine Frau.
    »Vielleicht können Sie die Bestellung übernehmen«, schlug Malm vor. »Sie kennen ja sicher die Restaurants hier.«
    Wisting öffnete den Mund, um zu antworten, starrte aber wortlos auf den Monitor. Neben den beiden Wachschutzleuten waren zwei Männer in schwarzen Overalls aufgetaucht.
    »Verflixt und zugenäht«, rief er aus und stellte seine Tasse ab. Sie fiel um, rollte zu Boden und zerschellte. »Wo sind die denn hergekommen?«
    Er riss die Jalousie beiseite, aber draußen regte sich nichts, nicht das Geringste.
    Die beiden Männer auf dem Monitor trugen eine Sturmhaube. Einer war

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