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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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ausgedrückt. Trotzdem bemerkte sie, dass so etwas wie ein Funken Angst in seinen Blick trat. Sie ließ alle Gedanken zu Worten werden, und als sie erst formuliert waren, drängten sie aus ihr heraus. Sie musste sich Mühe geben, ruhig zu bleiben.
    »Ich verstehe nicht«, sagte er und schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht ist das genau das Problem«, erwiderte sie.
    Er wollte etwas sagen, wurde aber vom Handy abgelenkt, das ein kurzes Signal von sich gab. Er las die Nachricht und blickte Line an.
    »Können wir das morgen besprechen?«, bat er und stellte die Bierflasche ab.
    »Musst du noch mal weg?«
    »Es gibt Probleme unten im Shazam «, sagte er und griff nach seiner Jacke. »Sie brauchen mich da.«
    Sie wollte sagen, dass sie ihn auch brauchte, aber das stimmte nicht mehr.
    »Ich bin nicht mehr hier, wenn du zurückkommst«, sagte sie stattdessen.
    Er seufzte und blieb stehen, die Jacke in der Hand. »Können wir nicht noch mal darüber reden?«
    »Ich habe gesagt, was ich zu sagen habe. Ich fahre für eine Weile nach Hause.«
    »Was willst du denn überhaupt?«
    »Ich will, dass du deine Sachen packst und dir eine andere Bleibe suchst.«
    Sie stand aufrecht da, die Arme vor der Brust verschränkt. Tommy starrte sie an. Dann senkte er den Kopf, drehte sich um und ging.

9
    Kurz vor sechs lehnte Wisting sich auf seinem Bürostuhl zurück und schloss die Augen in der Hoffnung, einen Moment dösen zu können. Er hatte schon oft auf diese Art Kraft geschöpft und wusste, dass ein halbstündiges Nickerchen ihn den Tag besser überstehen lassen würde. Es war eine effektive Erholung und absolut notwendig, um die Konzentration und Leistungsfähigkeit bewahren zu können.
    Er dämmerte weg und wachte zwanzig Minuten später davon auf, dass die Bürotür geöffnet wurde. Er setzte sich gerade hin, räusperte sich und nickte Christine Thiis zu.
    Die Polizeiinspektorin nahm auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz und richtete die Augen auf ihn. Diese Augen, die erzählten, wer sie war und wie sie war. Sie schaute stets mit offenem und unverstelltem Blick in die Welt. Ihre Augen waren die eines intelligenten und wissbegierigen Kindes.
    »Wie geht’s den Kleinen?«, fragte Wisting, bevor sie dazu kam, etwas zu sagen.
    Für einen Moment sah es so aus, als verstünde sie nicht, was er meinte. Dann lächelte sie. »Gut. Sie schlafen. Meine Mutter ist gekommen und bleibt übers Wochenende. Die nächste Woche auch noch, falls es nötig sein sollte.«
    »Das ist schön«, sagte Wisting.
    Christine Thiis war jetzt seit vier Monaten bei ihnen. Sie hatte nie über den Vater der Kinder gesprochen. Die Kollegen wussten nur, dass er Firmenanwalt in Oslo war, aber es fiel nie ein Wort darüber, dass die Kinder ihn besuchten. Wisting hatte den Eindruck, dass ihre gescheiterte Ehe kein Thema war, über das sie reden wollte, so als bestünde sie nur aus schlechten Erinnerungen, die sie am liebsten vergessen wollte.
    »Wie sieht’s aus?«, fragte sie.
    Wisting strich sich übers Kinn. »Wie üblich. Unübersichtlich und verwirrend.«
    Er sah, wie ihr Blick ängstlich wurde, und ihm fiel ein, dass sie noch nie an einer solchen Ermittlung beteiligt gewesen war.
    »Das ist am Anfang immer so«, sagte er, um sie zu beruhigen. »Aber so langsam kriegen wir die Sache in den Griff.«
    Er informierte sie über die Entwicklung der vergangenen Nacht und musterte sie dabei, anstatt ihr in die Augen zu sehen. Ihr wild gelocktes Haar war kurz und kastanienbraun, die Lippen weich und voll. Ihre Nase war übersät von Sommersprossen. Er war plötzlich abgelenkt und dachte unwillkürlich, was für ein Mann das wohl war, der sie hatte gehen lassen, dann setzte er seinen Bericht fort und beendete ihn mit der Entdeckung der Schusswunden an der Leiche.
    »Haben wir eine Vermutung, was vorgefallen ist?«, fragte sie.
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Wisting. »In diesem frühen Stadium wären das nur Spekulationen.«
    »Aber du hast dir Gedanken darüber gemacht, wie es passiert sein könnte?«
    Wisting zögerte. Einen Fall auf Spekulationen aufzubauen, war, als würde man Sand in einen Benzintank schütten. Das führte nur dazu, dass man sich festfuhr.
    »Es ist offenbar so, dass es einen Zusammenhang zwischen den Einbrüchen in die Ferienhütten und dem Mord gibt«, sagte er. »Aber es wird viel einfacher, wenn wir erst wissen, wer der Getötete ist.«
    »Und wann erfahren wir das?«
    »Das kann dauern. Die Obduktion beginnt in ein paar Stunden. Ein

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