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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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änderten, sich auflösten und wieder miteinander vereinten.
    Das Telefon klingelte erneut. Es war Arnesen. Jetzt war alle Gelassenheit aus seiner Stimme verschwunden.
    »Ich habe mit seiner Exfrau gesprochen«, sagte der Bestatter. »Sie hat nichts von ihm gehört. Ich habe mehrmals versucht, ihn anzurufen, aber ich glaube, er hat sein Handy nicht eingeschaltet.«
    »Aha«, antwortete Wisting. Ihm fiel nichts Besseres ein.
    Als er das Gespräch beendete, erschien Torunn Borg in der Tür. »Auf dem Weg zur Rechtsmedizin durchfährt er drei Polizeibezirke«, erläuterte sie. »S ø ndre Buskerud, Asker og Bærum und Oslo. In keinem von ihnen liegen Meldungen über Verkehrsunfälle mit Personenschaden oder über andere Unfälle vor.«
    Wisting strich sich übers Haar. Tief in seinem Inneren regte sich ein ungutes Gefühl.
    »Was machen wir?«, fragte Torunn Borg. »Eine Suchmeldung rausgeben?«
    Nur noch eine Viertelstunde bis zum Beginn der Pressekonferenz und die ganze Aufmerksamkeit der Medien würde auf sie gerichtet sein. Aber er hatte keine Lust, vor laufender Kamera zu erzählen, dass die Leiche verschwunden war.
    »Schick einen Wagen auf demselben Weg hinterher«, sagte er und erhob sich. »Volle Besetzung. Vielleicht steht der Leichenwagen irgendwo mit einem Platten am Straßenrand und der Idiot am Steuer kann sein Handy nicht benutzen, weil der Akku leer ist.«
    Torunn Borg nickte und verschwand. Wisting zog das Jackett vom Stuhlrücken und machte sich auf den Weg zu der Vorbereitungsbesprechung mit Christine Thiis. Mehrere Journalisten waren bereits im Haus und wurden zum Konferenzraum im zweiten Stock dirigiert. Ein paar von ihnen riefen ihm Fragen zu, aber Wisting ging einfach weiter.
    Auf dem Schreibtisch von Christine Thiis lag nichts, abgesehen von einem Ausdruck des Statusberichts, den Wisting ihr gemailt hatte, und einem Kugelschreiber, den sie für Korrekturen und Ergänzungen benutzt hatte. Der Bericht fasste die Teile des Falles zusammen, von denen Wisting meinte, dass die Öffentlichkeit sie erfahren sollte. Die Formulierungen waren allgemein gehalten, enthielten aber gleichzeitig genügend Details, um die Pressemeute zufriedenzustellen.
    Wisting setzte sich auf den freien Besucherstuhl neben dem Stationschef. »Es könnte sein, dass wir ein Problem haben«, sagte er und schilderte kurz, dass der Transport zum Rechtsmedizinischen Institut vermisst wurde.
    »Was machen wir?«, fragte Christine Thiis.
    »Ich schlage vor, dass wir uns nach der Pressekonferenz darum kümmern«, sagte der Stationschef. »Wollen wir die Presseerklärung durchgehen?«
    Wisting nickte und bat Christine Thiis, den Text laut vorzulesen. Sie diskutierten einzelne Punkte und kamen zu einer Einigung.
    »Haben wir Thomas R ø nningen erreicht?«, erkundigte sich Christine Thiis.
    »Nein. Er wohnt in Bærum. Ich habe veranlasst, dass eine Streife zu ihm fährt, aber noch keine Rückmeldung erhalten.«
    »Glaubst du, die da drinnen wissen von ihm?«, fragte Christine und deutete mit einem Kopfnicken auf den Gebäudeflügel, in dem die Pressekonferenz stattfinden würde. »Dass seine Hütte der Tatort war?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Wisting. »Aber wenn, werden sie dich nicht danach fragen. Die Schlagzeile will jeder für sich selbst haben, die will keiner mit der restlichen Meute teilen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis es bekannt wird, aber von uns erfahren sie es nicht.«
    Sie verteilten die Rollen und Aufgaben. Die junge Polizeianwältin würde in ihrer Funktion als Untersuchungsrichterin die Pressekonferenz leiten. Wisting sah ihr an, dass es eine ungewohnte Situation für sie war.
    »Das klappt schon«, sagte er und stand auf. »Wenn du das Gefühl hast, auf eine Frage nicht antworten zu können, gibst du sie an mich weiter.«
    Sie warf ihm einen raschen, freundlichen Blick zu, dann ging sie zum Spiegel neben der Tür. Sie zupfte ein paar Haarsträhnen zurecht, setzte ein ernstes Gesicht auf und gab den beiden Männern mit einem kurzen Nicken zu verstehen, dass sie bereit war. Wisting warf ebenfalls einen Blick in den Spiegel. Eine Gesichtshälfte war geschwollen und um das Pflaster am Kinn herum war die Haut bläulich angelaufen. Das nächtliche Zusammentreffen mit dem Schläger hatte sichtbare Spuren hinterlassen und langsam begann ihm alles wehzutun.
    Als sie das Büro verließen, klingelte sein Handy. Auf dem Display leuchtete ihm der Name seiner Tochter entgegen. Er drückte den Anruf weg und fragte sich, ob

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