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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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darauf vorbereitet hatte. Sie war unerfahren und hatte die Wirkung einer solchen Aussage noch nicht erlebt.
    »Sie haben die Fußabdrücke des Mörders?«
    Nun verstand sie offenbar die Tragweite ihrer Worte. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass auch der Täter irgendwo saß und die Berichterstattung in der Presse verfolgte.
    »Wisting?«, sagte sie und gab die Frage an ihn weiter.
    »Das können wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht sagen.« Er machte eine Kunstpause und räusperte sich, zum Zeichen, dass er noch mehr zu sagen hatte. »Aber es hat sich eine besondere Situation ergeben«, fuhr er fort und wusste, dass er mit dem Folgenden den Fokus der Presse verlagern würde. »Der Leichentransport hat das Rechtsmedizinische Institut nicht erreicht. Der Wagen sollte gegen acht Uhr im Rikshospitalet eintreffen, und eine Zeugin hat beobachtet, wie der Leichenwagen das Krankenhausgelände in hohem Tempo verlässt – ohne dass der Fahrer Kontakt mit einem Mitarbeiter der Rechtspathologie gehabt hätte. Es ist uns bisher nicht gelungen, Kontakt mit dem Fahrer aufzunehmen. Wir sehen uns gezwungen, nach dem Auto zu fahnden.«
    Wisting nannte das Autokennzeichen, das er sich notiert hatte, und beschrieb den Wagen. Er sah die Reaktionen auf das, was er soeben mitgeteilt hatte. Blitze flackerten und Hände schnellten in die Höhe. Wisting schloss die Augen.
    Er hatte es gewusst. Von jetzt an würden sie keine ruhige Minute mehr haben.

11
    Nach der Pressekonferenz verließ Wisting eilig den Konferenzraum. Er wusste, dass die anwesenden Journalisten es nicht so sahen, aber auf ihn hatte die Pressekonferenz eher wie die Bühnenshow einer Laienspieltruppe gewirkt.
    Die Journalisten scharten sich um die Untersuchungsrichterin, um ihre Einzelinterviews zu bekommen. Thiis wusste nicht mehr über den verschwundenen Leichenwagen als das, was er gerade mitgeteilt hatte, und konnte nichts Falsches sagen.
    Er schloss die Bürotür hinter sich, ging zu seinem Schreibtisch und wählte im Stehen die Nummer des Bestatters Arnesen. Er informierte ihn über die Fahndung nach dem Leichenwagen und bereitete ihn darauf vor, dass die Journalisten bei ihm anrufen würden. Dann trommelte er die Ermittler, die im Haus waren, zu einer Besprechung zusammen.
    Wisting nahm am Ende des langen Konferenztisches Platz, streckte die Arme aus und umklammerte die Tischkanten.
    »Der Fall hat eine unerwartete Wendung genommen«, sagte er. »Auf der Pressekonferenz haben wir gerade eben bekannt gegeben, dass wir nach dem Leichenwagen suchen, der den Toten zur Rechtsmedizin bringen sollte.«
    Die Blicke aller Kollegen am Tisch richteten sich auf ihn. Verwirrt und überrascht.
    Wisting sprach unbeirrt weiter und gab die wenigen Details bekannt, die sie hatten. Er schloss seinen Bericht damit, dass er aussprach, was die ganze Zeit in seinem Bewusstsein geschlummert hatte: »Möglicherweise handelt es sich um eine Entführung, was bedeuten würde, dass der Täter uns in unseren Ermittlungen weit zurückgeworfen hat.«
    Keiner am Tisch sagte etwas.
    Wisting konnte seinen Kollegen ansehen, dass diese Entwicklung sie ebenso beunruhigte wie ihn. In den meisten Fällen pflegte der Täter sich ruhig zu verhalten. Er tauchte unter, in der Hoffnung, dass alles von selbst vorübergehen würde. Jetzt standen sie dagegen vor einem Widersacher, der es aktiv darauf anlegte, seine Spuren zu beseitigen und ihre Arbeit zu erschweren.
    »Da ist noch etwas«, fuhr Wisting fort. »Im Leichenwagen lagen auch die Fotos vom Tatort und ein Bericht, in dem Mortensen für die Rechtsmedizin zusammengefasst hat, was wir über den Fall wissen. Ich muss euch nicht sagen, wie schädlich es wäre, wenn die Sachen in die falschen Hände gelangten.«
    »Was machen wir?«
    Wisting erhob sich, ging zur Küchenzeile und goss sich ein Glas Wasser ein. »Das, was wir immer tun«, antwortete er. »Ermitteln. Das hat uns zurückgeworfen, aber wir haben einen neuen Tatort. Wir müssen das Auto und die Leiche finden.« Er richtete den Zeigefinger auf Torunn Borg und Benjamin Fjeld, die nebeneinander saßen. »Schnappt euch ein Auto und fahrt hoch«, befahl er. »Die Kollegen in Oslo schicken einen Tatorttechniker in die Rechtsmedizin und sie werden die Labormitarbeiterin befragen, die den Leichenwagen gesehen hat. Aber ich will mehr. Umfragen, Videoaufzeichnungen – die ganze Palette. Ich will, dass keine einzige Zigarettenkippe auf dem Platz vor dem Rikshospitalet zurückbleibt.«
    Die beiden

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