Winterfest

würde noch genügend Material vorhanden sein, um ein DNA-Profil zu erstellen?«
    »Das möchte ich annehmen, aber das Einfachste und Schnellste sind die Zähne, wie gesagt. Falls die Hitze groß genug war, ist auch nicht sicher, ob noch genügend Zellgewebe für eine DNA-Analyse vorhanden ist.«
    Wisting nickte zu dem, was der Kriminaltechniker sagte. Er wusste, was Hitze mit einem menschlichen Körper anrichten konnte.
    Rudi Muller wusste es auch. Manches von dem, was der Tatorttechniker erläuterte, war eine fast wortgetreue Wiedergabe des Inhalts der Webseiten, die Muller aufgerufen hatte.
    »Wir brauchen auf jeden Fall ein DNA-Profil«, sagte er. »Das gibt uns eine direkte Verbindung zu unserem Fall. Es würde beweisen, dass Trond Holmberg der Getötete war, der in Thomas R ø nningens Hütte gefunden wurde. Wir brauchen es, um den Fall voranzubringen.«
    Der Mann in dem weißen Overall nickte ihm zu und zog die Maske wieder vor Nase und Mund, ehe er zurück in die Ruine ging.
    »Setzen wir uns«, schlug Leif Malm vor und ging zu seinem Auto.
    Wisting stieg auf der Beifahrerseite ein. »Irgendwas Neues?«, fragte er und schlug die Tür hinter sich zu.
    Leif Malm streckte sich hinüber auf die Rückbank und griff nach seiner Mappe. »Unsere Quelle hatte gestern am späten Abend ein Treffen mit Rudi Muller«, antwortete er und öffnete den Ordner. »Er hat den Eindruck gewonnen, dass Rudi selbst zusammen mit Trond Holmberg am Freitag nach Larvik gefahren ist und dass Rudi selbst geschossen hat.«
    Wisting starrte vor sich hin. Ein dünner Taubelag hatte sich an der Innenseite der Windschutzscheibe gebildet. »Sein Auto ist an den Mautstationen nicht registriert worden«, sagte er.
    Leif Malm ließ den Motor an und tastete nach dem Heizungsschalter. »Er könnte ein anderes Auto benutzt haben«, meinte er und schaltete die Lüftung ein. »Senden Sie uns das Material, dann lasse ich einen der Jungs aus der Analyseabteilung einen Kreuzcheck mit bekannten Fahrzeugen aus dem Milieu und dem Umfeld von Muller machen.«
    Wisting nickte. Der Tau an der Scheibe verschwand und er konnte klar sehen. Immer noch schlug dunkler Rauch sporadisch aus der Brandruine auf.
    »Falls er selbst mit Trond Holmberg zusammen war, als der getötet wurde, kann ich verstehen, warum er das Risiko mit all dem hier auf sich genommen hat«, sagte er. »Hätten wir Trond Holmberg auf den Obduktionstisch bekommen, hätte sich der Suchscheinwerfer sofort auf Rudi Muller gerichtet.«
    Leif Malm stimmte ihm zu und reichte ihm einen Stapel Fotos. »Fahndungsfotos vom gestrigen Treffen im Shazam Station «, erklärte er.
    Wisting nahm die Bilder und blätterte sie durch. Die Fotos waren aus der Ferne geschossen worden, aber trotzdem scharf. Er erkannte Rudi Muller, die beiden anderen jedoch nicht.
    »Der da ist Tage Larsen«, sagte Malm und zeigte auf einen korpulenten Mann mit üppiger Lockenmähne, der schräg gegenüber von Muller saß. »Den anderen kennen wir nicht.«
    Wisting studierte den dritten Mann auf dem Foto. Er konnte nicht erkennen, wer es war, aber Tommy Kvanter war es jedenfalls nicht.
    Er gab die Fotos zurück und sah ein, dass es noch andere Möglichkeiten gab, als er sich vorgestellt hatte. Trotzdem mussten Malm und seine Fahnder von Tommy und seiner Verbindung zu Line wissen, andernfalls funktionierte ihre Spionage nicht.
    »Der Exfreund meiner Tochter arbeitet dort«, sagte er mit einem Nicken zu den Fotos. »Er ist einer der Besitzer. Tommy Kvanter.«
    Leif Malm sah ihn lange an, ehe er etwas sagte. »Ist es nicht aus zwischen ihnen?«, fragte er nach einer Weile.
    »Doch. Es zog sich lange hin, aber jetzt ist Schluss. Sie haben zusammen in Lines Wohnung gelebt. Sie wohnt jetzt in meiner Ferienhütte, bis er sich eine andere Bleibe gesucht hat.«
    »Ich hatte angenommen, es wäre nur eine Art Beziehungspause«, sagte Malm.
    Wisting schluckte. Es war offensichtlich, dass der Geheimdienst funktionierte. Irgendwo gab es sicher auch Überwachungsfotos von Line und Tommy.
    »Steckt er mit drin?«, fragte Wisting ohne Umschweife.
    Leif Malm legte seine Dokumentenmappe weg, zum Zeichen, dass das Treffen beendet war. »Darüber haben wir keine Informationen«, meinte er. »Aber wenn die Beziehung beendet ist, wie Sie sagen, sollten Sie froh darüber sein, denke ich. Das ist kein Milieu, zu dem man gehören möchte.«
    Wisting öffenete die Autotür.
    »Da ist noch etwas«, sagte Leif Malm und hielt ihn zurück.
    Wisting blieb sitzen, die