Winterfest
ist wegen Raubdelikten verurteilt worden«, kommentierte Wisting und zeigte auf den Mann, der ihn überfallen hatte.
Ahlberg ließ den Finger an der Bildunterschrift entlanggleiten.
»Assault and Robbery in 2006«, las er vor. »Sechs Monate Gefängnis.«
»Was ist mit den anderen?«
Ahlberg ließ den Finger weiterwandern, dann schüttelte er den Kopf.
»Keiner ist wegen irgendwas verurteilt worden«, fasste er zusammen und gab die Ausdrucke weiter.
Wisting nahm seine Brille heraus und las.
Darius Plater war der Älteste von vier Geschwistern, er war mit Wohnadresse zu Hause bei seiner Mutter in der Šeš ė li ų gatv ė gemeldet. Ein Vater war nicht aufgeführt.
»Wurde die Familie bereits über den Todesfall informiert?«, fragte er.
»Ich habe gebeten, noch damit zu warten, bis wir mit den Männern gesprochen haben, mit denen Plater in Norwegen war. Das ist relativ unproblematisch, solange wir keine offiziellere Identifizierung haben als das norwegischen Fingerabdruckregister.«
Wisting nickte. Das war ein taktischer Vorteil.
Er las weiter. Einer der anderen Männer wohnte in derselben Straße wie Darius Plater, auch er lebte noch zu Hause bei der Familie. Der Überfalltäter wohnte allein, aber die Postleitzahl war dieselbe. Das galt auch für den vierten Mann.
»Wie verständigen wir uns?«, fiel ihm ein.
»Die Litauer besorgen einen englischen Dolmetscher.«
Wisting sortierte die Ausdrucke, sodass das Blatt mit dem Foto des Mannes, der ihn überfallen hatte, obenauf lag.
»Ich möchte, dass wir mit ihm anfangen«, sagte er. »Valdas Muravjev.«
»Du bestimmst«, nickte Ahlberg. »Aber vergiss nicht, dass es um Zeugenaussagen geht. Falls wir vorhaben, sie des Einbruchs oder Diebstahls zu beschuldigen, müssen ganz andere Formalitäten zugrunde gelegt werden.«
Die Stewardess kam und servierte Kaffee. Wisting gab die Papiere zurück und klappte das Tischchen herunter. Martin Ahlberg nahm die Ausdrucke an sich und reichte Wisting eine Mappe mit Blättern in Plastikfolien.
»Was ist das?«
»Eine vergleichende Fallanalyse über Einbruchdiebstähle im Østlandet, von denen wir annehmen, dass sie auch auf das Konto des Paneriai-Quartetts gehen«, erklärte Ahlberg. »Jeder einzelne Tatort ist beschrieben. Sieh hier!«
Er nahm Wisting die Mappe aus der Hand und blätterte zu einer der letzten Seiten, auf der eine Reihe roter Punkte in eine Karte des Regierungsbezirks Østlandet eingezeichnet waren. Die meisten waren in Gruppen entlang des Oslofjords konzentriert.
»Achtundsechzig Ferienhäuser«, sagte er und zeigte darauf, bevor er umblätterte.
Auf der nächsten Seite verband ein dünner blauer Strich die roten Punkte entlang derselben Küstenlinie.
»Wir haben das Handy von Teodor Milosz im norwegischen Telefonnetz verfolgt.«
Martin Ahlberg zeigte mit dem Finger, wie die blaue Linie an der schwedischen Grenze ihren Anfang nahm und sich bis nach Larvik zog, bevor sie einen Bogen machte und auf dem kürzesten Weg entlang der E 18 nach Oslo und weiter an der E 6 nach Schweden zurückkehrte.
»Das ist die Handynummer, die er bei der Bestellung der Fährtickets angegeben hat. Wir haben die Ortungsdaten gestern bekommen und sie in die Karte eingezeichnet.«
Wisting gab einen anerkennenden Kommentar von sich. Die Karte war selbsterklärend und sie zeigte, wie die litauische Reisegruppe Dutzende Tatorte von Einbrüchen hinterlassen hatte.
»So arbeiten wir«, fuhr Ahlberg fort. »Das macht unseren Erfolg aus. Wir konzentrieren uns nicht auf die Verbrechen, sondern auf die Menschen, und wir sehen, was in ihrem Kielwasser auftaucht. Finden wir DNA-Spuren oder Fingerabdrücke an einem dieser Tatorte, fügen sich alle anderen Taten, die nach derselben Vorgehensweise begangen wurden, wie Dominosteine aneinander.«
»Habt ihr die Ortungsdaten vom Freitagabend?«, fragte Wisting.
Martin Ahlberg nickte und blätterte weiter zu einer der letzten Seiten. Eine detaillierte Aufstellung verzeichnete eingehende und ausgehende Anrufe mit Telefonnummer, Datum und Uhrzeit, Gesprächsdauer und Lokalisierung des Telefons.
»Sie sind am Donnerstagnachmittag in Larvik angekommen. Bis zum späten Freitagabend war kaum Telefonverkehr. Dann bricht die Hölle los, aber darüber weißt du ja schon alles. Wir machen jetzt eine genauere Untersuchung, mit welchen Telefonnummern Teodor Milosz Kontakt hatte. Das kann nützlich für deinen Fall sein.«
Wistings Blick glitt über die Reihe der Telefonnummern. Es waren
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