Winterherzen 01 - Sarahs Geschichte
dem blassrosa Seidenkleid zitterte ihr Körper vor Sehnsucht nach Rome.
Doch die Hochzeitsnacht musste noch warten. Zunächst einmal wurde in einem eleganten Restaurant gefeiert. Sarah war so nervös, dass sie das zarte schneeweiße Hummerfleisch kaum schmeckte,ebenso wenig wie den Sekt, der ihr prickelnd durch die Kehle rann. Sie merkte erst, dass sie einen Schwips bekam, als sie sich Rome zuwandte und der Raum sich plötzlich zu drehen schien. Überrascht blinzelte sie.
Zum ersten Mal an diesem Abend lächelte Rome. „Sind zwei Gläser Sekt zu viel für dich?“
„Du hast mich zwei Gläser trinken lassen?“, fragte sie entsetzt. „Rome, es war kein Scherz, dass ich keinen Alkohol vertrage. Ich kann bestimmt nicht mehr gerade gehen.“
„Wir sind frisch verheiratet. Jeder wird es für romantisch halten, wenn ich dich hinaustrage“, entgegnete er gelassen.
„Nicht, wenn ich das Tischtuch wie eine Flagge schwenke und dabei aus voller Kehle singe.“
Er schmunzelte, schob aber ihr Sektglas fort und winkte dem Kellner. Kurz darauf wurde ihr ein Glas Limonade serviert, und sie trank es erleichtert.
Dennoch war sie nicht ganz sicher auf den Beinen, als sie das Restaurant verließen. Rome legte fest einen Arm um ihre Taille und führte sie zu seinem Wagen. Er half ihr auf den Sitz, dankte ihren Freunden für die guten Wünsche und setzte sich hinter das Lenkrad. Einen Moment lang spielte er mit dem Schlüssel in der Hand, bevor er ihn ins Zündschloss steckte. Er drehte sich zu Sarah um, die mit einem reizenden verträumten Lächeln neben ihm saß. Die Straßenlaterne ließ ihre Augen funkeln wie Mondstein. Sie wirkte so sanft und weiblich, und ihr zartes Parfüm stieg ihm verlockend in die Nase.
Sie war nun seine Ehefrau. Er stöhnte beinahe laut auf, als er an eine andere Hochzeit dachte und an Dianes strahlendes Gesicht und den leidenschaftlichen Kuss, den er ihr am Ende der Zeremonie gegeben hatte. Er hatte geglaubt, dass niemals eine andere Frau als Diane den Titel seiner Ehefrau tragen würde. Bis zum Beginn der Trauung hatte er keinerlei Zweifel bezüglich dieser zweiten Heirat gehegt, doch als er die vertrauten Worte vernommen hatte, war ihm der kalte Schweiß ausgebrochen. Er bereute es nicht, Sarah zu heiraten, aber plötzlich verfolgten ihn Erinnerungen an Diane.Er konnte sie nun nicht mehr seine Frau nennen, denn kraft des Gesetzes sowie seines eigenen Entschlusses war nun die Frau an seiner Seite seine Ehefrau.
Sarah Matthews. Im Geiste prägte er sich den Namen ein. Sarah Matthews, seine Frau. Sarah, die stets so distanziert wirkte, gehörte nun ihm. Er wusste, dass er an diesem Abend an keine andere Frau denken sollte, aber er konnte nicht umhin, Diane mit Sarah zu vergleichen.
Diane hatte eine wesentlich ausgeprägtere Persönlichkeit besessen als Sarah. Sie hatte Auge um Auge mit ihm gestritten und ihn dann mit all der Leidenschaft ihres hitzigen Temperaments geküsst. Mit ihren goldbraunen Haaren und leuchtend blauen Augen hatte Diane so warm und strahlend wie die Sonne gewirkt, während Sarah wie der Mond war, blass und kalt und unnahbar. Was hatte sie an sich, das sie so geheimnisvoll machte? Waren es ihre verschleierten, umschatteten Augen? Ihre Geheimnisse lockten ihn, erweckten den Drang, sie zu lüften. Hatte er jemals eine Frau so begehrt wie sie?
Doch als er sie in ihre neue Wohnung führte, an diesem ersten Abend, den sie gemeinsam dort verbringen würden, erkannte er, dass er nicht mit ihr schlafen konnte. Die ganze Woche lang hatte er an sie gedacht, sie begehrt. Doch der Kummer, der in den vergangenen Wochen in den Hintergrund getreten war, erwachte plötzlich zu neuem Leben. Er musste von Diane Abschied nehmen.
Als die Wohnungstür hinter ihnen ins Schloss fiel, drehte Sarah sich zu ihm um, schlang die Arme um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn.
Er küsste sie flüchtig, löste dann ihre Arme und schob sie von sich. „Lass mich die Wohnung ansehen“, sagte er ausweichend. „Ich war noch nicht hier, seit die Möbel da sind.“
Er spazierte durch die Räume, und Sarah folgte ihm. Sie schwankte leicht und zog sich daher die Schuhe aus. Barfuß fühlte sie sich wesentlich sicherer als auf den hohen Absätzen.
Rome äußerte sich anerkennend über das Dekor und schien dann keine Worte mehr zu haben. Er seufzte und strich sich durchdas Haar. Schließlich legte er einen Arm um ihre Taille und führte sie zu ihrem Schlafzimmer. Obwohl er allein sein wollte, ärgerte ihn
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