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Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Titel: Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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also weiter und verhör und verhör. Bringen tut es alles nix. Weil der nervöse Neuhofer halt sagt, er hat niemanden umgebracht, alles Unfälle. Tragisch natürlich, aber eben passiert. Er hat damit nix zu tun und aus.
     
    Hinterher fahr ich in die PI Landshut und geb die sichergestellten Karabiner ab zur Überprüfung. Ein Kollege hilft mir beim Reintragen. Den kenn ich von früher aus meiner heißen Münchner Zeit und den haben sie auch versetzt. Wir hauen einen Ratsch heraus und dann muss ich auch schon heim. Weil die Oma heut nämlich ein Kartoffelbratl macht, für den Leopold. Weil der heut Geburtstag hat. Der Papa möchte, dass wir ihn im Hof begrüßen. Wie das Auto kommt, stehen wir quasi als Empfangskomitee vor der Tür, alle drei in den roten Moonboots. Der Leopold schmeißt sich weg vor Lachen, und ich bin froh, dass ich nicht bewaffnet bin.
     
    Jetzt muss ich sagen, dass mich diese ganze Ermittlerei schon ziemlich beschäftigt. Weil es ja sonst eher ruhig zugeht in meinem Dienstbereich. Ab und zu ein Verkehrsunfall oder ein Mann haut seine Frau, aber sonst eher ruhig. Und jetzt ein Dreifachmord! Ein Stress, das kann man gar nicht sagen. Ich kann praktisch an gar nix anders mehr denken. Das geht sogar so weit, dass ich meine Runde dreh und den Ludwig daheim vergess. Ich hab nur eins-zwölf gebraucht, weil ich erstens nicht warten hab müssen, bis der Ludwig sein Innerstes nach außen kehrt, und zweitens hab ich’s schon bei achtunddreißig gemerkt, dass ich ihn eben vergessen hab. Und dann aber, im Sauseschritt, mein lieber Schwan! Aber es war schon zu spät. Der Ludwig ist nämlich ein Psychopath, was so was angeht. Weil: wie er sich damals vor zwei Jahren den Hinterlauf gebrochen hat, sind halt alle um ihn herumschlawenzelt. Und das hat ihm natürlich saugut gefallen. Er hat’s dann recht schnell heraus gehabt. Die Nummer mit der Pfote. Praktisch, sobald er hinkt, sind alle mordsbesorgt und er genießt die ungeteilte Aufmerksamkeit völlig schamlos. Und seitdem fängt er an zu hinken, wenn er sich vernachlässigt fühlt, der Ludwig.
    Also, ich komm heim und er hinkt schon. Hinkt so durch den Hof und macht mir ein vorwurfsvolles Gesicht, der Pharisäer. Bin dann die blöde Runde natürlich noch einmal gelaufen, eins-achtundzwanzig, weil ich schon ziemlich fertig war zugegebenermaßen.
     
    Beim Heimgehen ist es schon stockmauernfinster. Auf den letzten paar Metern kommt uns der Neuhofer auf seinem alten Peugeot-Roller entgegen. Ich hab ihn zwar kaum gesehen, wegen Dunkelheit. Aber dieses Geknatter, das kennt man ja im ganzen Dorf. Und das ist sowieso seine Strecke.Oder zumindest war sie das, solang er hier noch gelebt hat. Vom Vereinsheim Rot-Weiß Niederkaltenkirchen, was seine zweite Heimat ist, zu sich heim. Den Waldweg hat er immer genommen, wenn er nach dem Fußballtraining einfach zu viel gebechert hat, der Hans. Und vermutlich nimmt er nun auf seinem neuen Heimweg gerne den Umweg in Kauf, um auch weiterhin zu viel bechern zu können.
    Ja, das muss man jetzt schon einmal sagen, Fußballspielen kann der, das ist unglaublich. So gut wie ein jeder Schuss ein Tor. Obwohl er schon auch manchmal ins falsche trifft. Ins falsche Tor, mein ich. Besonders nach der Halbzeit. Da war’s immer besonders schlimm. Nach der Halbzeit hast du drauf wetten können, dass der Hans ein Eigentor schießt. Er hat sich das einfach nicht merken können: Halbzeit   – Seitenwechsel.
    Ja, wie gesagt, der Hellste war er noch nie. Aber die Fans vom Rot-Weiß haben sich dann irgendwann hinter das eigene Tor gestellt und immer, wenn der Hans drauflos gestürmt ist, haben sie »Neiiiiin!« geschrien. Das hat er dann schon kapiert, der Hans. Und jetzt muss er augenscheinlich (oder ohrenscheinlich, weil: gesehen hab ich ihn ja nicht) wieder Roller fahren. Vermutlich steht sein nagelneuer OT M-Audi in der Reparaturwerkstatt.
     
    Wie ich heimkomm, ist der Flötzinger da mitsamt seiner Rechnung für die Heizung. Er steht da im Hausgang, mit seinem Abidas-Trainingsanzug und den Quadratlatschen, und ratscht mit dem Papa. Ich schau mir den Betrag an und mir drückt’s die Augen raus.
    »Ich knall dich ab, du Halsabschneider!«, schrei ich ihn an.
    »Lass einmal schauen«, sagt der Papa und nimmt mir das Papier aus der Hand.
    »Ja«, sagt er. »Knall ihn ab!« Und geht.
    Der Flötzinger grinst und ich frag ihn, ob er mit auf ein Bier zum Wolfi geht. Weil mir nach drei Stunden Waldlauf jetzt schon ziemlich der Durst

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