Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi
Ferrari anzurufen, es hat aber leider nicht geklappt. Ja, nach Quebec zu telefonieren ist auch nicht so einfach. Da können die telefontechnisch so weit sein, wie sie wollen. Es liegt schließlich in Kanada.
Am Abend beim Wolfi ist der Flötzinger da und hat schon einen ziemlichen Rausch.
»Jeden Tag jetzt dasselbe«, sagt der Wolfi. »Der saugt sich weg, das kannst gar nicht glauben. Dass ihm da seine Mary mitspielt?«
Etwas später schläft der Flötzinger am Tisch ein mit dem Bier in der Hand. Noch später fällt er vom Stuhl. Und ob du’s glaubst oder nicht, er liegt da krumm und schief am Boden, und das Einzige, was kerzengerade in die Luft ragt, ist sein Bierglas. Und er hat keinen einzigen Tropfen verschüttet. Ja, er weiß halt schon noch, was wesentlich ist.
Ich pack ihn dann und bring ihn nach Hause und übergeb ihn dort der Mary im Flanell.
Bei mir daheim hocken noch immer der Leopold und der Papa mitsamt Rotwein und Beatles und beide weinen. Mir wird das jetzt zu blöd und ich schnapp mir den Ludwig und geh ins Bett.
Am nächsten Tag geh ich den Ordner vom Neuhofer durch und kann allerlei finden, aber nicht den Kaufvertrag. Kein Vertrag, kein Kaufpreis, kein Gar-Nix. Ich fahr zu meinem nackten Kumpel, aber der ist nicht daheim. Ich versuche wieder, den Ferrari zu erreichen – vergeblich. An manchen Tagen ist es gescheiter, man steht gar nicht erst auf, weil’s eh nix bringt.
Ich ruf den Birkenberger Rudi an, weil ich sonst auch nix weiß, und wir verabreden uns fürs nächste Wochenende. Dann kommt noch die Susi zu mir ins Büro und fragt mich, was ich machen will zum Dienstjubiläum vom Bürgermeister. Das ist in zwei Wochen und jeder macht was. Der Pfarrer hält eine Rede, die Sekretärin singt, die Susi und zwei andere aus der Verwaltung machen ein kleines Bühnenstück. Irgendwie kann ich sie gar nicht recht anschauen,weil sie so nett ist und mich ständig anflirtet. Und ich muss dabei an den Ferrari denken. Dann sagt sie: »Ja, was ist jetzt, Franz? Was machst jetzt für den Bürgermeister?«
Und ich sag: »Ja, nix! Meinst, ich mach mich da vorm ganzen Dorf zum Deppen?«
Und lass sie stehen. Also, gut ist es mir nicht dabei, aber anschauen mag ich sie auch nicht mehr.
Ein paar Tage später kann ich endlich den Anzug erreichen. Ich fahr eben wieder an die Tankstelle und erfahr dort, dass er zurück ist von seinem Urlaub. Wird ja auch Zeit. Der Tankwart macht mir die Verbindung und ich rede. Der Anzug ist kurz angebunden wegen einem kreuzwichtigen Meeting.
»Was wollen Sie denn noch um Gottes willen?«, knurrt er mir durch den Hörer.
»Ja, ich wüsste halt schon gern, warum jemand eine halbe Million zahlt für ein Grundstück, wo es nicht wert ist«, sag ich jetzt erst mal.
»Uns ist es das schon wert. Weil wir die Summe in spätestens einem Jahr wieder drin haben. Wissen Sie, die Nachfrage bestimmt den Preis. Und wir waren nicht die Einzigen, die das Grundstück für ’ne Tankstelleneinrichtung haben wollten, das dürfen Sie mir schon glauben!«
»Aha«, sag ich.
»Sonst noch was?« Er ist genervt.
»Das Immobilienbüro. Wie heißt das Immobilienbüro, mit dem Sie abgeschlossen haben?«
»Herrgott noch mal … warten Sie, Immo, Immo …«
»Immo-Novum?«
»Exakt! So, und wenn sonst nichts mehr ist, ich habe tatsächlich zu tun!«
Mir fällt jetzt auf die Schnelle auch nix mehr ein, und gradwie’s mir einfällt, sagt er: »Na gut, das war’s dann wohl. Und jetzt lassen Sie mich bitte ein für allemal zufrieden!«
»Wen ich zufrieden lasse und wann, entscheid ich dann schon selber«, sag ich grad noch, dann ist die Leitung tot.
Am Nachmittag krieg ich natürlich postwendend einen Anruf vom Dr. Dr. Specht. Er will wissen, was ich denn schon wieder so alles ermittle, und sagt, dass ich unbescholtenen Mitbürgern unglaublich auf die Eier geh. Ich soll jetzt dringend mal nach München kommen, er will sich das anschauen.
Der tut ja grad so, als ob ich eine Schraube locker hätt, und das könnt er sich dann anschauen. So nach dem Motto: »Ja, was haben wir denn da, Eberhofer? Das ist ja eine Schraube, die locker ist!«
Ich sag ihm dann, dass bei mir alles im grünen Bereich ist, und leg auf.
Nach diesem Gespräch bin ich zugegebenermaßen rotzgrantig und mir wird langsam klar, dass ich mit meinen Ermittlungen jetzt Gas geben muss. Also wälz ich noch mal den Neuhoferordner durch und finde wenigstens die Adresse vom Notar, der den Grundstücksverkauf
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