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Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Titel: Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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schön. Sie liegt so an meiner Schulter, so ganz geschmeidig und weint. Es dauert ein Weilchen, bis sie sich beruhigt, aber das ist nicht schlimm. Dem Ludwigliegt das Klärchen in der Bauchmulde, und so sind wir vier eine Zeit lang völlig harmonisch mitten im Wald.
     
    Irgendwann schau ich mir dann den Neuhofer genauer an und muss feststellen, dass er immer noch tot ist. Dann schau ich mir den Roller an, und da ist die Hundeleine zigmal um das Vorderrad gewickelt. Absolut tödlich, sag ich dir. Ich bring dann den Ferrari und die Mütze heim und muss jetzt natürlich meiner Arbeit nachgehen: Bestattung anrufen, Abtransport vom Roller organisieren, Unfallstelle sichern, Staatsanwalt informieren und so weiter und so fort.
     
    Fertig bin ich dann genau, wie die Oma das Frühstück gemacht hat. Jetzt muss man ja sagen, Fastenzeit hin oder her, das Frühstück ist davon nicht betroffen. Schließlich muss man den Tag mit einer kräftigen Nahrung beginnen, wie soll man ihn sonst überstehen? Also, Eier mit Speck, ein paar Honig- und Marmeladensemmeln, ein feiner Früchtequark und ein Käseaufschnitt, der schließt den Magen. Nach der dritten Tasse Kaffee bin ich fertig, aber immer noch müde.
    Weil mir eben der Schlaf abgeht. Weil ich nur ganz selten noch eine Nacht lang durchmach. Silvester vielleicht und das ist nicht sicher. Früher war das ja anders. Früher haben wir oft nächtelang kein Auge zugemacht. Wie wir halt noch frischer waren und der Flötzinger die Mary und der Simmerl die Gisela noch nicht am Hals gehabt haben. Aber jetzt ist das vorbei. Man wird ja auch nicht jünger, und so eine schlaflose Nacht, die hängt dir oft tagelang hinterher, mein lieber Schwan!
     
    Jetzt will die Oma aber unbedingt die Tankgutscheine einlösen, weil, da ist sie ja misstrauisch, was Gutscheine angeht.Da sucht sie immer einen Haken dabei oder sie glaubt, die sind schon verfallen, bis man sie dann endlich braucht. Also, mit dem Papa seinem alten Hobel zur Tankstelle. Jetzt kann man sich vielleicht ungefähr vorstellen, wie viel Benzin man kriegt für fünf Gutscheine à fünf Euro. Und wenn man dann noch einen Opel Admiral Baujahr 74 tanken muss, dann ist das grad so, wie wenn man in den Chiemsee spuckt. Aber egal, die Gutscheine sind weg und die Oma auch, weil die im Verkaufsraum noch nach Schnäppchen schaut. Ich bleib derweil im Auto sitzen und schlaf ein. Wie sie kommt, hat sie drei Flaschen Frostschutzmittel im Arm, weil das im Angebot ist, und ich fahr sie heim.
     
    Am Nachmittag kommt der Ferrari zu mir ins Büro, wegen der Unfallbeschreibung, und sie kommt genau da, wo ich grad wieder einschlaf. So geht das den ganzen Tag lang, und am Abend verzicht ich auf das magere Essen und geh gleich mit dem Ludwig die Runde, bloß um schnell ins Bett zu kommen. Der Ludwig findet unterwegs eine rostige Drahtrolle im Gebüsch und bringt sie dem Herrle, wie alles, was er findet. Er legt sie mir vor die Füße und freut sich. Ich muss ihn jetzt loben, was ich auch mache. Die Rolle nehm ich mit, damit sich niemand dran verletzt.
    Der Wald ist ruhig und ich bin müde und kann kaum noch denken. Irgendwie dann aber doch, und so fällt mir auf, dass der Neuhofer doch zu hören gewesen sein muss, in der lautlosen Nacht. Ich muss das den Ferrari fragen, sobald ich sie wieder seh. So häng ich träge meinen Gedanken nach und wir gehen heim. Und nichts ist schöner, wenn einem die Augen schwer sind, als ein wohliges Bett. Da ich aber leider keins habe, leg ich mich aufs Kanapee und schlaf auch gleich ein.
     
    Am nächsten Tag ist Karsamstag und das heißt ausschlafen. Das ist großartig. Die Oma weckt mich kurz vor Mittag und schreit mich an: »Das Lamperl ist fertig! Jetzt komm schon zum Essen!«
    Jetzt muss ich vielleicht kurz erklären, dass erstens ein Lamperl ein Lamm ist und zweitens von allen Essen, wo die Oma kocht, es das einzige ist, was ich nicht mag. Am Karsamstag aber traditionell ein Lamperl. Und das auf nüchternen Magen. Es ist eine Katastrophe, weil: wenn die Oma merkt, dass es einem nicht schmeckt, da hört bei ihr der Spaß auf. Weil sie nämlich seit den frühen Morgenstunden in der verdammten Küche steht und kocht.
    Und da hat’s dann zu schmecken. Aus!
    Dem Leopold und der Roxana schmeckt’s offensichtlich schon. Wobei der Leopold eine alte Schleimsau ist und es nicht zugeben tät, wenn’s anders wär. Und die Roxana frisst sowieso alles, weil die vermutlich in Rumänien, außer der eigenen Verwandtschaft, alles

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