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Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Titel: Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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    Mir schmeckt’s eben nicht, aber ich tu so als ob, weil: sonst Krieg. Nach drei Scheiben Fleisch ist es mir schon schlecht und – zack – haut mir die Oma noch eine vierte auf den Teller. Später geh ich mit ihr in die Kirche zur Osternacht und jedes Mal, wenn der Pfarrer sagt: »Lamm Gottes!«, muss ich rülpsen, frag bloß nicht!
     
    Am Sonntagabend geh ich auf ein Bier zum Wolfi und der Flötzinger und der Simmerl sind auch da. Sie haben die Schnauze voll von Ostern und Familie und Trara und müssen mal raus. Wir trinken ein paar Bier zusammen und der Simmerl erzählt, dass die OTM jetzt Sandwiches will statt Wurstsemmeln. Er aber findet das schon traurig, zumal wir hier in Bayern sind und nicht in Amerika. Machen tut er jetzt aber Sandwiches, schließlich: Wer zahlt, schafft an.Der Flötzinger erzählt, dass seine Mary jetzt wieder mehr Flanell trägt, weil sie glaubt, das mit dem Ferrari hat sich erledigt.
    »Da hat sie sich aber geschnitten, mein Lieber«, sagt er. »Weil: wenn ich nämlich die Mercedes das nächste Mal seh, dann fall ich über die her, so schnell kann die gar nicht schauen!«
    »Da wirst dich aber zuerst noch einmal gedulden müssen«, sag ich so. »Weil die halt jetzt erst mal für ein paar Wochen in Kanada ist, bei ihren Eltern.«
    Natürlich ist es mir eine tiefe, innere, seelische Brotzeit, dass ich den Ferrari aufgerissen hab und nicht der Flötzinger. Sagen tu ich aber nix. Weil: ein Gentleman genießt und schweigt.
    Der Heizungs-Pfuscher ist jetzt betrübt, da beide Frauen in seinem Leben unerreichbar sind. Die eine wegen zehntausend Kilometer, die andere wegen Flanell. Und so ertränkt er seinen Frust in Bier, was ihm aber auch ganz gut gefällt.
     
    Nach den Feiertagen hat mich der Alltag wieder. Ich sitz also in meinem Büro und es ist ruhig. Kein Unfall, kein Mann haut seine Frau, und so kann ich mich in aller Seelenruhe meinen Neuhoferermittlungen widmen.
    Zuerst einmal möchte ich wissen, wer der Immobilienmakler war, der das Grundstück vermittelt hat. Also fahr ich zur Tankstelle, in der Hoffnung, der Anzug ist da. Ist er aber nicht.
    »Der Chef kommt nur zu wichtigen Anlässen oder zu Verhandlungen«, sagt der Tankwart.
    Und heut ist keins von beiden. Er kann ihn auch telefonisch nicht erreichen, weil der mit seiner Familie im Osterurlaub ist. Wer mir sonst weiterhelfen kann, weiß er auchnicht. Er kann mir nur so viel sagen, dass das Frostschutzmittel im Angebot ist.
    Dann fahr ich zur Neuhoferwohnung. Ich läute beim Nachbarn und der macht mir auf. Er trägt wieder nur Unterhosen und erkennt mich sofort.
    »Ja«, sagt er. »Das ist ja wirklich furchtbar, das mit dem Hans!«
    »Haben Sie zufällig einen Wohnungsschlüssel von ihm?«, will ich wissen.
    »Ja, logisch! Kommens’ nur rein«, sagt er, dreht sich um und geht vor mir her in seine Wohnung. Auf dem Schulterblatt hat er die Oma eintätowiert. Ich muss jetzt gleich zweimal hinschauen, aber es ist tatsächlich die Oma. Die Oma, wenn sie ihre Haare nicht hochgesteckt hat, sondern offen, wie in der Früh zum Beispiel. Jetzt frag ich mich natürlich, wieso der Nachbar vom Neuhofer die Oma auf dem Rücken eintätowiert hat.
    »Sagen Sie mal, was haben Sie denn da Schönes auf dem Rücken tätowiert?«, frag ich, weil ich nicht gleich nach der Oma fragen will.
    »Ja, wissen Sie das denn nicht?«
    Er sagt das so, als hätt ich ihn grad nach dem Planeten gefragt, auf dem wir leben. Ich schüttele den Kopf und es ist mir fast peinlich.
    »Ja, das ist doch der Gandalf!«, sagt er und ringt um Fassung.
    Der Gandalf also. Ich nicke.
    Wir betreten seine Wohnung, wobei ich sagen muss, dass jetzt das Wort »Wohnung« eine unglaubliche Übertreibung ist. Ein Zimmer, ich würd mal sagen, mein Kanapee könnte man im besten Fall hochkant reinstellen. Die Wände über und über mit Postern verklebt, was die Enge noch deutlich steigert. Keine Möglichkeit, irgendwohin auszuweichen.So stehen wir also Brust an Brust, und dann langt er an den Schlüsselhaken hinter mir, und zuerst glaub ich, er will mich umarmen. Aus irgendeiner Ecke piepst und quiekt es ganz nervig und ich frag ihn, was das ist.
    »Der Gandalf und der Frodo sind das«, sagt er.
    Und jetzt wird’s mir langsam zu blöd. Er merkt das und deutet auf die Meerschweine, wo in einem Käfig am Boden stehen, quietschen und stinken. Ich schau mir die Poster noch einmal genauer an und langsam dämmert’s: ›Herr der Ringe‹, wohin man schaut. Auf jedem einzelnen

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