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Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Titel: Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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Poster. ›Herr der Ringe‹ all over the world, du ahnst es nicht. Oder sagen wir, all over dem Wohnklo hier.
    Ich nehm dann den Schlüssel und bedank mich.
    Er sagt: »Kein Problem, Meister! Aber wiederbringen, wenn’s recht ist. Nicht, dass ich dann auch noch nachlaufen muss.«
    Ich geh in die Wohnung vom Neuhofer, und dort ist alles unverändert. Eine Matratze am Boden, ein Haufen Kartons und fertig. Ich weiß jetzt auch nicht recht, was ich hier genau will, und fang an, in den Kartons zu kramen. Es sind siebzehn und die meisten davon voller Klamotten, Handtücher, Bettzeug und so fort. Ein paar mit Fotos und persönlichen Dingen, und einer mit Akten. Den nehm ich mir vor, obwohl mich die Fotos schon auch anlachen täten.
    Aber Dienst ist Dienst, also die Akten.
    Nach zwanzig Minuten werd ich fündig und hab die Unterlagen vom Hausverkauf in der Hand. Immo-Novum steht auf dem Ordner. Den nehm ich mit. Der ist praktisch beschlagnahmt. Ich geb bei dem Nackten nebenan den Schlüssel zurück und sag: »Der Ordner ist beschlagnahmt und aus. Brauch ich für meine Ermittlungen.«
    Jetzt wird er neugierig.
    »Ermittlungen? Ja, was denn für Ermittlungen? Ich denke, es war ein Unfall?«
    Und bis ich schau, steh ich wieder Brust an Brust mit ihm in der Zwangszelle.
    »Setzen Sie sich doch!«, sagt er und schubst mich auf ein Sofa, wo bergeweis Wäsche liegt. Ich hoffe inständig, sie ist unbenutzt, und rutsch auf die äußerste Kante.
    »Wenn das mit dem Hans ein Unfall war, warum ermitteln Sie denn dann eigentlich?«, bohrt er weiter.
    »Ja, mei, Intuition halt«, sag ich. »Da muss man alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
    »Gell, Intuition. Das sag ich auch immer. Man muss auf die Stimmen hören.«
    Er kommt jetzt richtig in Fahrt.
    »Wissen Sie, ich hör auch auf die Stimmen«, sagt er weiter, wobei er mir jetzt ein bisschen verwirrt vorkommt.
    »Wo genau arbeiten Sie eigentlich?«, möcht ich dann wissen.
    »Gar nicht mehr«, sagt er und zuckt mit den Schultern. »Es ist auch besser so. Weil: wenn der Frodo und der Gandalf den ganzen Tag lang allein sind, dann sind sie halt immer so deprimiert, wissens’. Aber um noch mal auf die Stimmen zurückzukommen, weil es mir halt sonst niemand glaubt, das mit den Stimmen, mein ich.«
    »Ich weiß jetzt nicht recht, worauf Sie hinauswollen«, sag ich, weil ich’s wirklich nicht weiß.
    »Ja, die Stimmen, die ich hör. Die halt aus dem Radio«, sagt er und ich steh auf, weil’s mir jetzt langt.
    »Ja, Stimmen aus dem Radio hört doch ein jeder! Dafür hat man doch ein Radio!«
    Ich werd langsam lauter und will da raus.
    »Aber die mein ich doch gar nicht!«
    Er hindert mich am Gehen und ich taste nach der Waffe.
    »Schauns’«, sagt er und kriecht hinters Sofa. Dort zieht er ein abgeschnittenes Stromkabel hervor.
    »Ich hab’s durchgeschnitten. Weil ich geglaubt hab, dann sind die Stimmen weg. Aber nix! Kein Strom und trotzdem Stimmen«, schnauft er und setzt sich wieder hin.
    »Also, wo genau haben sie früher einmal gearbeitet?«
    Ich muss das jetzt fragen, weil ich so einen Verdacht hab.
    »Ja, in der Lackfabrik halt.«
    Hab ich’s doch gewusst.
    Ja, es sind diese Dämpfe, wo dich zum geistigen Krüppel machen. Da hat der Neuhofer noch direkt ein Glück gehabt, muss man schon sagen. Wer weiß, was aus dem noch geworden wär!
    »Der Gandalf auf Ihrem Buckel hat ja gar keinen Bart«, sag ich so im Hinausgehen.
    »Der kommt noch, wenn ich wieder flüssig bin«, sagt der Ex-Nachbar vom Neuhofer. Oder besser: der Nachbar vom Ex-Neuhofer.

Kapitel 12
    Wie ich heimkomm, sitzt der Leopold in der Küche und flennt. Die Oma steht am Herd und macht Bratkartoffeln mit Zwiebeln und Speck und es raucht, dass auch mir gleich die Augen tränen.
    Nach dem Essen flennt der Leopold immer noch und ich find, man kann alles übertreiben. Wie sich dann aber herausstellt, flennt der Leopold nicht wegen den gebratenen Zwiebeln, sondern wegen der Roxana. Weil: die ist ihm nämlich auf und davon. Praktisch abgehauen und übergelaufen mit wehenden Fahnen zu einem von seinen Bestsellerautoren. Das hat er jetzt davon! Von seiner Rumänenschlampe. Ich kann mir ein Grinserl nicht verkneifen und überlass ihn dann seinem Elend, dem Papa und den Beatles.
     
    Ich dreh mit dem Ludwig meine Runde und wir haben eins-sechzehn gebraucht, was ein Rekord ist. Vermutlich hat mich der weinerliche Leopold dermaßen beflügelt, dass ich ein Tempo draufgekriegt hab sondergleichen. Danach hab ich versucht, den

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