Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi
aussprechen, bevor er loslegt. Und das geht dann beispielsweise so – der Steiner Bernd, weit über den Tisch gebeugt, Stimme direkt ins Mikro: »Ich bin der Steiner. Bernd Steiner. Ich bin der Installateur. Ich habdem Neuhofer – Gott hab ihn selig – ein Angebot gemacht, da hätte der Flötzinger nie mithalten können. Weil der ja sowieso ein Blutsauger ist, ein ausgeschamter.«
Ja, so ist es brav.
Jetzt reden alle schön der Reihe nach in mein Diktiergerät, und ich erfahr so allerlei, was ich noch nicht wusste. Das Wichtigste aber erfahr ich, wo das Diktiergerät dann schon abgeschaltet ist.
Es ist schon spät und wir reden noch immer über die Unglücksfälle der Neuhofers – Gott hab sie selig.
Weil an einem Stammtisch gleich nach Politik und Fußball das Lieblingsthema die Toten sind. Noch vor den Weibern.
Ja, und dann kommen wir halt auch auf den Tag, wo dem Neuhofervater die Sicherung durchgebrannt ist. Im wahrsten Sinne. Und die Spieler erzählen mir die Geschichte, wie sie ihnen der Hans eben erzählt hat. Als er noch geschnauft hat.
Und es war wohl wirklich so, dass der Hans neben seinem Vater kniete, wie den der Schlag getroffen hat. Die Mutter hat derweil eingekauft.
Und jetzt kommt’s: Weil ich natürlich geglaubt hab, wenn die Mutter eingekauft hat, war sie im Laden, und die beiden Männer waren allein zu Hause.
Das war falsch!
Die Mutter war nämlich nicht im Laden, sondern der Laden war bei ihr! Und zwar in Form eines Bofrost-Fahrers. Und grad, wie die Mutter den Geldbeutel aus der Küche holt, macht es: zisch! – und der Neuhofervater sprüht Funken.
Wenn das kein Zufall ist!
Ein Bofrost-Fahrer war also anwesend bei dem allerersten Unglücksfall. Oder anders: Der Ossi-Klaus hat denalten Neuhofer eigenhändig ins Jenseits befördert. Und hat noch nicht mal tagelang im Keller warten müssen. Nein, hat die Tat direkt und regelrecht frei Haus begehen können.
Ja, der Abend hat sich rentiert, das muss man jetzt schon einmal sagen.
Dafür begleite ich die komplette Fußballmannschaft auch mit Blaulicht heim. Nicht dass vor lauter Bier noch ein blöder Unfall passiert.
Trotz meiner ermittlungstechnischen Erfolge plagen mich jetzt drei Riesenprobleme.
Erstens kann und will ich es nicht verstehen, dass der Ferrari da mit drinhängt. Diese feine Sahneschnitte, die mir innerhalb von zwei winzigen Stunden den wahren Sinn des Lebens gezeigt hat. Und nicht nur sexuell gesehen. Nein, ich hatte schon das Gefühl, wir verstehen uns auch so allgemein.
Und jetzt soll die gemeinsam mit dem Bofrost-Klaus in einer Mordgeschichte stecken? Das kann nicht sein. Da muss es noch eine andere Erklärung geben.
Weil ich aber noch weitere Probleme habe, kann ich mich darum jetzt erst einmal nicht kümmern.
Problem Nummer zwei ist, dass ich demnächst meinen Jahresurlaub hab. Was ja an und für sich nix Schlimmes ist. Im Gegenteil. Schlimm daran ist nur der Zeitpunkt. Weil ich halt jetzt mitten in einem Vierfachmord stecke, den es aufzuklären gilt.
Leider bin ich auf dienstliche Anordnung während meiner Urlaubszeit von meinem Büro zwangsevakuiert. Und das ist halt scheiße. Wie soll man denn bitte schön so eine Sache von daheim aus bearbeiten? Das ist unmöglich. Genausounmöglich ist es auch, meine Ermittlungen für drei lange Wochen einzufrieren. Wer weiß, wen der Ossi-Klaus bis dahin noch so alles ausrottet.
Das dritte meiner Probleme ist die Susi. Weil sie halt mit mir nicht mehr redet. Und ich ums Verrecken gern wissen tät, was sie mit dem Ferrari an dem Abend beim Wolfi so alles besprochen hat.
Und wenn man also drei so gravierende Probleme hat, muss man irgendwo mit der Lösung anfangen. Ich fang mit der Susi an, weil: die sitzt zwei Türen neben mir, und das erscheint mir im Moment am naheliegendsten.
»Hallo, liebe Susi!«, sag ich so beim Reingehen.
»Was willst du, Arschloch?«, fragt sie mich und grinst dabei. Wenn sie grinst, ist das schon mal ein guter Anfang.
»Du, Susi. Versteh mich jetzt nicht falsch, aber ich ermittle in einer wahnsinnig wichtigen Angelegenheit und da brauch ich deine Hilfe.«
»Weiß der Bürgermeister von deinen Ermittlungen?«, will sie jetzt wissen, und ich mach besser mal die Tür zum Korridor zu.
»Ja, wissen … was heißt denn da wissen …«
»Weiß er es oder nicht?«
»Du, Susi, jetzt pass einmal auf. Es geht da um einen Vierfachmord. Davon verstehst du natürlich so rein überhaupt nichts. Darum behindere jetzt hier
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