Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi
bis es so weit ist. Aber gut, für so viel Kohle hockt man sich vielleicht schon einmal ein paar Tage in denKeller, um dann eben im passenden Moment – klick – den Schalter umzulegen.
Bei der Neuhofermutter war’s dann schon viel einfacher. Die war ja jeden Tag um vier in der Früh auf ihrem Waldspaziergang, weil da noch keine Leute unterwegs sind. Spaziert also quasi mitten in der Nacht und vollgepumpt mit Drogen durch den Wald. Da ist es ein Klacks, die mit einem Strick am nächsten Baum zu fixieren. Für vierhundertfünfzigtausend Euro!
Ich steck also grad bis zum Hals in der Arbeit, da spaziert die Oma in mein Büro mit einem Grinsen im Gesicht und einem Teller Rhabarberkuchen auf dem Arm. Sie kramt ein Schreiben aus ihrer Tasche und legt es mir auf den Schreibtisch.
»Da, schau her, Franz!«, schreit sie und klopft auf das Blatt Papier. »Mein Bausparer ist fällig. Nächsten Monat. Da machst dir jetzt ein schönes Bad in deinen Saustall, gell. Damit du in der Früh nicht immer warten musst, bis der Papa seinen Haufen gesetzt hat.«
Dazu muss ich jetzt vielleicht kurz erklären, dass die Oma eigentlich ununterbrochen irgendwelche Bausparer ausbezahlt kriegt. Ja, gut, ununterbrochen vielleicht nicht, aber schon so dann und wann. Weil Sparen halt für sie sowieso das oberste Gebot ist. Gewohnheitssparer. Und in Sachen Bausparen ist sie ein richtiger Fuchs. Bausparfuchs, wenn man so will.
»Da rufst dann gleich hernach den Flötzinger an, damit der mit seiner Arbeit anfangen kann. Und sag ihm auch, dass die Rechnung diesmal ich bezahl. Damit er sich auskennt!«
»Ja, wo willst denn jetzt mit dem Riesenkuchenteller hin?«, ruf ich noch hinterher, aber natürlich hört sie mich nicht.
Wie ich später aufs Klo geh, sitzt die Oma saugemütlich bei der Susi im Büro, bei Kaffee und Kuchen.
Ja, wie gesagt, der Teufel ist nicht grad los in unserer Gemeindeverwaltung.
Kapitel 18
Dann ruf ich gleich einmal den Flötzinger an, weil natürlich ein Bad im Saustall die absolute Krönung wär.
»Schönen guten Tag! Sie sind verbunden mit der Firma Gas, Wasser, Heizung Flötzinger. Mein Name ist Ignatz Flötzinger. Was kann ich für Sie tun?«, hör ich es aus dem Hörer trällern und bin ziemlich platt.
»Flötzinger?«, frag ich vorsichtig.
»Ach, du bist es«, sagt er und klingt eher enttäuscht. Wen hat er erwartet?
»Was ist denn das für ein Text, den ich da grad gehört hab?«
Dann erklärt er mir groß und breit, dass er auf einem Seminar für Selbstständige war, und da hat er halt den einen oder anderen brauchbaren Verbesserungsvorschlag erfahren.
Jesus Christus!
Ich frag ihn, wann er mit meinem Bad anfangen kann, und er sagt: »Lass mich einen Blick in meinen Timer werfen!«
»Sag deinem Timer, dass als Allererstes ich drinsteh und fertig! Ach ja, und die Oma bezahlt die Rechnung. Sag das deinem Office!«
Wie der Flötzinger am nächsten Tag zum Ausmessen da ist, kommen wir irgendwie noch mal auf das Neuhoferhauszu reden. Weil er halt damals keinen Auftrag gekriegt hat.
»Nein«, sagt er. »Kein Auftrag von den Neuhofers. Ich hab mich auch gewundert. Aber aufdrängen tu ich mich natürlich nicht. Vielleicht hat ja einer aus seiner Fußballmannschaft bessere Preise gemacht. Soviel ich weiß, ist da ein Installateur dabei.«
»Bessere Preise als du macht ein jeder«, sag ich so und denke, ich muss dringend mal ins Vereinsheim Rot-Weiß.
Bin also nach dem Abendessen mit dem Ludwig zum Fußballplatz gefahren und hab ein bisschen beim Training zugeschaut. Der Torwart ist immer noch scheiße, jeder Schuss ein Treffer praktisch. Irgendwann geht die Mannschaft dann zum Duschen und ich gönn mir derweil ein kühles Bier in der Gaststube. Und jetzt heißt es warten. Wie immer kommen die Spieler nach dem Reinemachen herein und haben einen Durst, das kann man gar nicht glauben.
Nach der dritten Runde steh ich auf und gesell mich zu ihnen an den Tisch. Sag, dass ich ein paar Fragen hätte wegen dem Neuhofer, weil da einiges nicht zusammenpasst.
Jetzt sitzt die Zunge locker, wegen Bier, und ein jeder weiß was zu erzählen. Und weil ja alle noch mit dem Auto heimfahren wollen, sind sie auch sehr kooperativ.
So schalt ich mein Diktiergerät ein und stell es mitten auf den Tisch. Weil nun aber alle durcheinanderreden und natürlich auf dem Gerät nicht sichtbar ist, wer was sagt, stelle ich eine Regel auf.
Und die lautet: Jeder, der was zu sagen hat, muss erst mal seinen vollen Namen
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