Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi
ich nur so schau.
»Dasselbe könnt ich dich auch fragen, Mercedes. Du heißt doch Mercedes?«, frag ich so und ärger mich gleich über meinen misstrauischen Tonfall.
»Ja, vielleicht können wir irgendwo einen Kaffee trinken«, sag ich dann, weil ich ihre Antwort im Grunde gar nicht hören will. Und so gehen wir ein paar Straßen weiter in ein kleines Café und schauen uns an.
Ich könnte sie hier und sofort flachlegen und vor allen Leuten vernaschen, so gut schaut sie aus.
Braune Haut und rote Wangen – wunderbar!
Und ihr liebes Lächeln!
Und wie sie meine Hand nimmt!
Und wie sie an meinem Finger lutscht!
Und sich eine Haarsträhne aus der Stirn streicht!
Wie sie ihren Kaffee trinkt!
Und ihre Hand auf meinen Oberschenkel platziert!
»Schön hier, oder?«, fragt sie und schwenkt ihren Kopf lasziv.
»Einwandfrei.«
»Gefällt’s dir wirklich?«
»Logisch!«
Pause. Augenpetting.
»Deine Haare sind schon ganz schön blond«, sagt sie und streift mir übern Kopf. Ganz langsam.
»Die Sonne.«
»Bist du schon lang hier?«
»Ein paar Tage. Und du?«
»Bist du alleine?«
Sie hat meine Frage ignoriert. Aber sie lutscht wieder an meinem Finger.
»Mutterseelenallein«, sag ich, weil ich den Birkenberger jetzt lieber verdränge.
»Wonderbar!«, sagt sie lutschenderweise.
Das alles endet bei Sonnenuntergang am Strand, genau wie in den Filmen, wo ich nicht mag.
Leicht entrückt von dieser Erde komm ich gegen Mitternacht ins Hotel zurück und krieg einen Anschiss vom Rudi, das kann man gar nicht glauben. Weil ich nicht zum Essen da war und weil er sich Sorgen gemacht hat und so weiter und so fort. Genau wie bei einem Ehepaar.
Ich knall ihm eine, damit er wieder funktioniert, und im Handumdrehen haben wir die schönste Rauferei. Weil ich aber schlapp bin wegen Sex und der Rudi einen Sonnenbrand hat, dauert’s nicht lange und wir geben auf.
»Ihr habt es ja vielleicht toll getrieben letzte Nacht! Ich konnte euch durchs Fenster sehn«, ist das Erste, was ich beim Frühstück hör. Die Tunte kriegt einen Verpiss-dich-Blick und verpisst sich.
Das Nächste, was mein Ohr erreicht, ist genauso unerfreulich und versaut mir mein Essen.
»Hast du sie jetzt gefragt, was sie hier macht? Oder wie ihr richtiger Name ist? Oder was sie mit dem Mendel zu schaffen hat?«, will der Birkenberger wissen und filmt zum fünften Mal diese Woche das Frühstücksbüfett.
»Willst du mir den Tag vermiesen?«, frag ich zurück.
»Nein, im Ernst, Franz. Lass dich doch durch ihre Titten nicht so dermaßen verblenden! Du hat doch selbst gesagt, dass da was nicht stimmt.«
Er legt die Kamera weg und schlürft an seinem Kaffee.
»Spar dir deine Kommentare, Klugscheißer! Ich bin im Urlaub hier und noch nicht mal freiwillig. Schon vergessen?«
»Aber so eine Gelegenheit, den Fall aufzuklären, kriegst du nie wieder!«
»Es gibt keinen Fall, Birkenberger! Alles Unfälle. Tragisch zwar, aber eben Unfälle. Und wenn nicht, kann ich es auch nicht ändern!«
»Mensch, Eberhofer. Jetzt reiß dich doch zusammen! Schalt doch mal dein Hirn ein! Mit der Tussi ist doch was faul, das stinkt doch zum Himmel! Herrgott, hat sie dir denn dein Gehirn weggeblasen?«
Er ist jetzt ziemlich laut und das Wort »blasen« kommt gut an bei den Schwulen. Wir ernten liebe Blicke.
Ich hab jetzt genug und brech hier ab. Und alles, was mir noch einfällt, ist: »Angenommen, es gibt tatsächlich so was wie einen Vierfachmord. Und angenommen, der Ferrari steckt da mit drin, dann werd ich das lösen! Und dubist mit Sicherheit der Letzte, den ich dafür brauch! Ist das jetzt klar?«
Ziemlich theatralisch schmeiß ich meine Serviette auf den Tisch und geh.
Eine ganze Weile wandere ich am Strand entlang und bin verhältnismäßig sauer. Mach mir Gedanken über Gedanken und hoff, dass es bald zwei Uhr wird, weil ich mich da mit dem Ferrari treff. Ich schau im Minutenrhythmus auf die Uhr, und es sind noch Stunden, bis es so weit ist.
Dann ruf ich erst mal daheim an, weil: wennst’ so ein Gefühlswirrwarr hast, ist die einzige Rettung eine vertraute Stimme.
Natürlich geht der Papa ran, weil’s bei der Oma ja nix bringen tät. Er sagt, es ist alles wunderbar in Ordnung, der Oma geht’s gut. Ihm eher nicht so, weil ihm halt die Zehen fehlen. Er sagt, der Flötzinger ist mit dem Bad so weit fertig, dass jetzt der Fliesenleger anfangen kann. Im Übrigen hat die Oma in einem Sonderpostenmarkt für Bauelemente spottbillig einen Riesenberg Fliesen
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