Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi
erstick fast am Knödel, und der Leopold nimmt mir den Hörer aus der Hand und legt auf. Der Papa schmeißt dem Lieblingssohn einen Das-hast-du-aber-toll-gemacht-Blick übern Tisch und ich ärgere mich, das kann man gar nicht glauben.
»Ja, spinnst denn du?«, schrei ich ihn an und steh auf, dass gleich der Stuhl umkippt. Ich such in meinem Geldbeutel wie verrückt nach der Nummer vom Rudi und kann sie – verdammt noch mal – nicht finden.
»Es ist äußerst unhöflich, was du da tust, weil sich die Oma eine solche Mühe mit dem Kochen gemacht hat«, sagt der heilige Leopold.
»Genau, das tut man einfach nicht«, sagt der Papa.
Ich find endlich die Nummer und geb der Oma ein Bussi auf die Backe, damit sie Bescheid weiß.
»Ihr kostet mich mindestens zehn Jahre meines Lebens«, sagt sie. Aber so was sagt sie öfters. Ich möchte gern wissen, wie alt sie werden würd ohne uns.
Dann geh ich in den Saustall rüber. Dort ruf ich den Rudi an und er sagt es tatsächlich noch einmal: »Ja, Alexandra Kleindienst und Klaus Mendel. Ich hab’s hier schwarz auf weiß, weil ich dir sogar wieder eine Firmenbroschüre mitgebracht hab. Du, Franz, ich seh grad, da ist sogar ein Foto drin von den zweien. Direkt am Strand bei Sonnenuntergang. Ziemlich kitschig, wenn du mich fragst, aber immerhin ein Foto. Soll ich dir die Broschüre schicken?«
»Auf gar keinen Fall, Rudi. Ich bin in zwei Stunden in München. Geh nicht weg, ich komm direkt in deine Wohnung.«
Jetzt bin ich erstens ziemlich in Eile und zweitens fassungslos. Was hat jetzt der Ossi-Klaus mit der Immo-Novum zu tun? Es wird immer mysteriöser. Wenn jetzt auf dem Sonnenuntergangsfoto der Klaus mit der Oma drauf wär, mich würde es nicht wundern.
Es ist nicht die Oma, die drauf ist, es ist der Ferrari! Der Ferrari, alias Mercedes, alias Alexandra Kleindienst, die mit dem Klaus in die Kamera lacht. Sie stehen vor der glutroten spanischen Sonne, Arm in Arm und völlig entspannt, und lächeln versonnen dem potentiellen Kunden entgegen.
Mir wird es jetzt schlecht, das kann man kaum glauben, und der Rudi gibt mir einen Schnaps, oder zwei, oder drei. Dann wird mir die Zunge locker und ich erzähl dem Rudi die Geschichte von hinten bis vorn und abschließend meint er: »Einmal abgesehen davon, dass dich die Tussi eindeutig verarscht hat, stinkt die Sache zum Himmel, Franz. Irgendwas ist da faul. Ich würde da dranbleiben, vielleicht wirst du ja noch berühmt, wenn du den Fall knackst.«
Mir ist es immer noch schlecht, jetzt aber mehr vom Schnaps, und ich nehm den allernächsten Zug nach Hause. Mir langt es für heute und ich geh noch nicht mal mehr mit dem Ludwig die Runde. Soll er doch hinscheißen, wo er mag.
Am nächsten Tag in der Früh hinkt er natürlich wie ein holzbeiniger Pirat. Besser ist es, ich geh gleich mit ihm, weil: sonst hat er vermutlich bis zum Abend auch noch eine Augenklappe.
Unterwegs mach ich mir so meine Gedanken über dieImmo-Novum, den Klaus und den Ferrari. Wenn man einmal alles von vorne betrachtet, war es zuerst ja der Neuhofer, der mich auf die Immo-Novum aufmerksam gemacht hat. Denn die hat sein Grundstück gekauft. Und dann offensichtlich mit einer Wahnsinnspreissteigerung an die OTM verhökert.
Und wenn der Ossi-Klaus und der Ferrari schon damals die Finger mit im Spiel hatten, dann haben die da einen Riesengewinn rausgehauen. Und uns nebenbei alle noch ganz schön verarscht.
Im Büro find ich dann die Broschüre, die mir der Birkenberger als Erstes gegeben hat, die eben vom Münchner Büro. Die hab ich damals ganz vergessen, wegen dem Mordslärm von der Susi ihrer Geburtstagsfeier. Drinnen tatsächlich ein ebensolches Foto, vor dem Münchner Fernsehturm. Da drauf aber der Ferrari damals noch allein.
Ich glaub es nicht!
Gehen wir noch einen kleinen Schritt weiter. Wenn, sagen wir, der Klaus, seinerzeit tätig als freundlicher Bofrost-Fahrer und, wie die Mooshammer Liesl gesagt hat, immer auf der Suche nach einem Grundstück, dann schließlich fündig geworden ist. Und zwar bei den Neuhofers. Erinnern wir uns: Tankstellentraumlage!
Ja, und dann haben alle verkaufen wollen, bloß der Neuhofervater nicht. Dann musste er den ja geradezu beseitigen. Weil: wie hat der Hans gesagt? Die Haustür stand ja Tag und Nacht offen. Also ein Leichtes, da reinzumarschieren und den Hebel von der Sicherung umlegen, grad wenn der Alte den neuen Ofen anschließt.
Andererseits, wie lange hätte der Klaus da im Keller warten müssen,
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