Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi
nicht meine Arbeit, verstanden!«
Sie schaut das erste Mal von ihrem Bildschirm hoch und direkt in mein Gesicht. Sagen tut sie nix, aber ihr Blick gefällt mir nicht. Und dann muss ich sie auch noch nach dem Ferrari fragen! Das wird die Situation nicht gerade entspannen. Um die Klippe zu umschiffen, leg ich jetzt ferrari-technisch einen scharfen Ton an.
»Dieses Weib von neulich, die behauptet hat, wir wären ein Paar, die ist dringend tatverdächtig. Und dazu brauch ich halt deine Hilfe. Ich muss wissen, was du beim Wolfi mit ihr alles geredet hast. Jedes einzelne Wort. Also leg los!«
Irgendwie haben mich meine eigenen Worte jetzt so dermaßen motiviert, dass ich mich ganz locker auf ihren Schreibtisch setz. Völlig leger und mit nur einer Arschbacke.
»Dieses Weib von neulich hat gesagt, dass sie dich so süß findet und dass du ein Superbumser bist. Das hat sie ganz am Schluss gesagt, da war sie dann schon ziemlich voll. Und es heißt ja immer, dass der Alkohol die Sicht auf die Realität verzerrt. Da wird dann schon mal aus einem Durchschnittsbumser ein Superheld. So, wenn’s das dann war, ich hab hier noch zu arbeiten!«, sagt sie irgendwie unfreundlich und widmet sich wieder ihrem Bildschirm.
Ich sitz jetzt da wie ein Hans Dampf und mach, dass ich rauskomm.
Anschließend geh ich beim Simmerl vorbei, weil der ja auch beteiligt war an diesem besagten Abend. Nachdem ich ihm fünf Rindersteaks zu einem Wahnsinnspreis abgekauft hab, wird er gesprächig. Er erzählt, dass der Ferrari nur gekommen war, um den Schlüssel für das Gut zu hinterlegen. Sie würde jetzt eine ganze Weile in Kanada sein, und derweil wird sich eine Hausverwaltung um das Anwesen kümmern. Das hat sie so erwähnt, sagt der Simmerl. Mehr weiß er eigentlich nicht, danach hat er dann mehr mit dem Wolfi geratscht. Weil sich nämlich der Ferrari und die Susi offensichtlich ganz wunderbar verstanden haben und sehr viel zu erzählen hatten.
Na bravo.
Wie ich heimkomm, freut sich die Oma wie verrückt über die Steaks und beschließt, am Abend zu grillen. Der Papa freut sich nicht so, weil er dann den Grill anschmeißen muss. Und das mit seinem kaputten Fuß.
Später sitzen wir zusammen, und die Oma hat einen hammermäßigen Kartoffelsalat gemacht. Mit dottergelben Sommerkartoffeln und einer Salatgurke. Ein bisschen Dill, Essig und Öl, Pfeffer und Salz, und fertig. Ich könnt ja jetzt sagen, da lass ich schon einmal ein Steak liegen, für den Kartoffelsalat von der Oma. Aber das wär dann gelogen. Weil, das Fleisch: butterweich, innen noch leicht blutig – perfekt.
Alles wär jetzt ganz einwandfrei gewesen, wenn der Papa nicht beschlossen hätte, seinem Fuß freien Lauf zu lassen. Und nicht nur das. Nicht nur, dass er ihn aus dem Verband geschält hat, er hat ihn auch noch hoch gelagert. Praktisch mittig platziert. So sind wir dann gesessen wie folgt: die Oma, ich, dem Papa sein Fuß auf dem Stuhl direkt neben mir und dann der Papa. Und wenn du so einen geschwollenen Fuß mit nur noch drei Zehen genau vor Augen hast, schmeckt ein Rindersteak halt nur noch mäßig, auch wenn es noch so teuer war.
Der wahre Sieger dieses Abends ist dann der Ludwig, weil der die Knochen kriegt. Alle fünf. Bei unserer anschließenden Runde sind wir auf einen anderen Hund samt Besitzer gestoßen. Und anstatt wie sonst verspielt drauf loszurennen, ist der Hundling nur mit hoch erhobenem Kopf daran vorbei und hat gesagt: »Aus dem Weg, du Frolic-Fresser!«
Das hat er natürlich nicht gesagt, aber es hat so gewirkt.
Kapitel 19
Hinterher, ich komm grad zur Tür rein, da ruft der Birkenberger an. Er schreit mir ins Telefon, dass er sie umbringt, die blöde Matz. Und ich brauch eine Zeit lang, bis ich die Zusammenhänge kapier.
Jedenfalls ist es jetzt wohl so, dass sich sein Liebchen wieder ihrem Gatten zugewandt hat. Und das genau zu dem Zeitpunkt, wo der Rudi eine Mordsüberraschung für sie hatte. Und zwar hat er in einem Romantikhotel auf Mallorca ein Doppelzimmer bestellt mit allem Pipapo. Weil’s ihr halt da so gut gefällt. Hat ihn ein Vermögen gekostet, sagt er, und alles völlig für’n Arsch.
Wir telefonieren ziemlich lang und er beruhigt sich so allmählich. Und nach zweieinhalb Stunden, wo’s mir langsam langt, sag ich: »Du Rudi, jetzt lass den Kopf nicht hängen. Ab Montag hab ich Urlaub und da machen wir dann einen drauf, gell.«
Das war ein Fehler.
»Ab Montag hast du Urlaub, sagst du?«, fragt er, und schon sein Tonfall lässt
Weitere Kostenlose Bücher