Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi
meiner eigenen Stimme ist zu erkennen, aber kaum was vom Klaus. Was freilich bei der heutigen Technik kein Problem sein dürfte. Da kann man ja praktisch die verzerrtesten Fetzen wieder glockenklar erkennbar machen.
Kapitel 21
Ziemlich siegessicher geh ich ins Hotel zurück, und beim Abendessen erzähl ich dem Rudi alles der Reihe nach.
»Der Ferrari war als Maklerin bekannt und der Klaus als Bofrost-Fahrer. Keinerlei Verbindung. Dass es um ganz ausgekochte Mörder ging, hat niemand gemerkt. Das ist ja unglaublich«, sagt der Rudi und braucht einen Schnaps.
»Absolut unglaublich«, sag ich. Ja.
Nein, was ich eigentlich sagen wollte: Das also war der Vierfachmord von der Familie Neuhofer. Tragisch zwar, aber nicht mehr zu ändern. Was man dagegen schon ändern kann, ist, dass der Ossi-Klaus weiterhin sein Unwesen treibt. Und das ist jetzt meine Aufgabe.
Zuerst einmal aber werd ich die verbleibenden Tage noch genießen und mir die Sonne auf den Arsch scheinen lassen. Weil: Urlaub ist Urlaub. Und so schlecht ist Spanien jetzt auch wieder nicht.
Wie wir heimkommen, hat die Oma gekocht, das kann man gar nicht glauben. Mit einer Tomatensuppe als Vorspeis und einem Apfelkuchen als Nachspeis. Dazwischen ein Kalbsragout mit Spätzle und Preiselbeeren. Da scheiß ich auf eine jede Paella!
Der Leopold hat eine Karte geschrieben aus Thailand. Er hat seinen Aufenthalt dort verlängert, weil er eine ganzerstklassige Thailänderin kennengelernt hat. Der Papa liest die Karte ungefähr zehnmal und genauso oft schmeißt er mir vor, dass ich eben keine geschrieben hab.
Drüben im Saustall betret ich zum allerersten Mal mein nagelneues Bad. Ja gut, nagelneu ist vielleicht nicht wirklich alles. Die Fliesen sind ziemlich alt, Siebzigerjahre, in erbsengrün und senfgelb, Schachbrettmuster und gewöhnungsbedürftig. Genauso gefliest ist jetzt der Bereich, wo irgendwann mal eine Küche stehen soll und der gesamte Eingang. Weil: wenn man so einen Riesenposten Fliesen so dermaßen billig kriegt, müssen sie halt auch verarbeitet werden.
Später, bei meiner Runde mit dem Ludwig, geh ich beim Flötzinger vorbei, um mich zu bedanken. Er ist nämlich die letzten zwei Wochen mit dem Ludwig gegangen. Weil der Papa fußtechnisch nicht konnte und die Oma sowieso nicht. Der Flötzinger freut sich, wie er mich sieht, und schaut gut aus, mein lieber Schwan! Hat abgenommen, und der blau-grüne Jogger ist jetzt wohl Geschichte. Zumindest macht er mir in Jeans und T-Shirt die Tür auf. Wir verabreden uns für abends auf ein Bier beim Wolfi. Da freu ich mich drauf, weil es aus Bayern kommt und bezahlbar ist. Auf Mallorca kann man ein billiges spanisches Bier haben, oder ein bayerisches, zum Preis von einem Vier-Gänge-Menü.
Hinterher ruft der Birkenberger Rudi an und sagt, dass er meine Badehose versehentlich eingepackt hat. Nicht dass ich sie suche. Dann redet er mir noch ins Gewissen, dass ich unbedingt gleich morgen früh mit meinen Ermittlungsergebnissen zum Moratschek fahren soll.
Ja, natürlich fahr ich morgen zum Moratschek. Schließlich will ich meinen Triumph in vollen Zügen auskosten.
»Ja, der Eberhofer!«, schreit mir der Richter schon entgegen, wie er mich im Gerichtsgang erblickt.
»Ja, gut schauen Sie aus! Waren Sie etwa im Urlaub? Ja, so braun und so entspannt! Hervorragend, Eberhofer!«
Er geht vor mir her in sein Büro und weist mir an, Platz zu nehmen. Er legt seine Aktentasche ab und setzt sich dazu.
»Was haben Sie denn Schönes für mich?«, fragt er und nimmt eine Prise Schnupftabak. Ich wundere mich jetzt schon ein bisschen, wie der am Montag in der Früh so dermaßen fröhlich sein kann, aber gut.
»Herr Richter Moratschek«, fang ich an. »Also, ich hab da ein Diktiergerät, wo jemand einen Vierfachmord gesteht. Leider ist es akustisch nicht ganz perfekt. Aber wenn unsere Techniker sich das vielleicht einmal anschauen könnten …«
»Ihr Vierfachmord schon wieder! Eberhofer, Eberhofer! Sie haben nur ein Glück, dass ich grad so gut drauf bin, weil meine Frau heut nämlich für vier Wochen auf Kur fährt. Jetzt zeigens’ einmal her!«
Ich reich ihm das Gerät übern Tisch und er schaltet ein. Plopp, plopp, plopp …
»Also, ich kann da nix hören. Tut mir leid. Ein Genuschel vielleicht, noch nicht einmal ein Flüstern. Und mit diesem Geploppe im Vordergrund werden auch die Techniker nix Brauchbares finden.«
Im Grunde hat er schon recht. Weil: das Genuschel, von dem er spricht, ist
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