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Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Titel: Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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frische Luft gehen und so. Und sie hat gesagt, sie ginge nachts an die frische Luft.«
    »Das war dann dein Stichwort.«
    »So isses. Es war ein Klacks. Im Grunde glaube ich, sie war sogar froh, dass sie nicht mehr zurückmusste in das fürchterliche Haus. Irgendwie hat sie mich ganz dankbar angeschaut.«
    »Du bist doch pervers!«
    »Nein, im Ernst!«
    Die Tablettenhülle zerreißt genau in der Mitte. Er wirft sie weg.
    »Dann hätten wir da noch den Bruder. Den älteren von den Neuhoferbuben.«
    »Wieder das Gleiche. Die Mutter war kaum tot, da hat der Trottel nicht mehr verkaufen wollen. Sein Gewissen, den Eltern gegenüber, hat er gesagt. Zum Kotzen!«
    »Dann kam der Containerunfall. Das dürfte nicht so einfach gewesen sein, hab ich recht?«
    »Man kriegt da mit der Zeit so ein gewisses Gefühl für die Methoden, du wirst lachen. Die Sache mit dem Container war eine Rechenaufgabe, sonst nichts. Gewicht, Entfernung, Beschaffenheit des Karabiners und so weiter. Als ich wusste, wo der Container aufschlagen würde, musste ich nur noch das Opfer darunter platzieren. Und so hab ich einfach mit ihm gewettet. Ich hab gesagt, er sei zu feige, sich unter den Container zu stellen, er würde sich das nie trauen.«
    »Er hat sich aber schon getraut. Ehrensache.«
    Der Klaus nickt und setzt sich wieder auf einen Karton. Er beugt sich weit zu mir nach vorne und atmet mich an.
    Die Kinder im Hof kreischen.
    Ich bin unbewaffnet.
    Ich lehn mich zurück, das wirkt selbstbewusster. Mein Blick schweift durch das Lager. Ist hier irgendwo ein Messer? Ein Dolch? Eine Handgranate?
    Nichts.
    »Kommen wir zum Rollerunfall«, sag ich, und meine Stimme taumelt. Schließlich sitzt man ja auch nicht jeden Tag mit einem Vierfachmörder Auge in Auge und völlig wehrlos in einem spanischen Bekleidungslager.
    »Der Rollerunfall. Ja, das war delikat.«
    Er lacht. Laut und hämisch.
    »Ein Dorfpolizist in Ekstase!«
    Meint der mich?
    »Ich hab dich ja zuerst gesehen. Schon wie du mit deinem blöden Köter den Weg zum Sonnleitnergut entlanggekommen bist.«
    Meint der den Ludwig?
    »Ich hab zu ihr gesagt, sie soll sich darum kümmern.«
    Meint der den Ferrari?
    »Jetzt werde mal deutlich, mein Freund«, sag ich und erwäge ernsthaft, ihn mit einem Kleiderbügel zu bedrohen.
    »Wir waren gerade dabei, unsere Zelte abzubrechen, als du gekommen bist. Das war ein denkbar schlechter Zeitpunkt. Was hätten wir tun sollen? Also hat dich die Mercedes um den Finger gewickelt. Sie hat ihre Sache gut gemacht, ich hab’s gesehen.«
    Er lacht.
    »Du warst dabei, als wir   …«
    »Nebenan.«
    Der Kleiderbügel bekommt plötzlich einen ganz neuen Stellenwert. Er ist aus Metall. Mit einem gekonnten Schlag   …
    »Oh, der kleine Franz   … hinweggeschmolzen   … Mon Chéri   …«
    »Also, der Rollerunfall«, drängele ich weiter.
    »Wir haben das Gespräch mitbekommen, das du mit dem Neuhofer Hans gehabt hast. Er hat gesagt, er käme am nächsten Tag zu dir ins Büro, um dir einiges zu erzählen. Das war uns natürlich viel zu gefährlich. Und da wir ja wussten, dass er nachts immer hier vorbeifährt, haben wir eine Drahtrolle quer über die Straße gespannt und danach die Hundeleine um den Vorderreifen gewickelt. Tja und den Rest kennst du ja.«
    Pause.
    »Und was hast du jetzt vor?«, will er dann wissen und grinst.
    »Eins noch: Du bist doch eigentlich ein Architekt. Wieso also Bofrost-Fahrer?«
    »Ich war ein ziemlich unmotivierter Student damals. Undhatte keinen Knopf Geld. Irgendwann hab ich das Studium unterbrochen und mich als Fahrer durchgeschlagen. Dann hab ich die Mercedes kennengelernt. Und das hat dann perfekt funktioniert. Sie hat die Interessenten organisiert, ich die Immobilien. Hat immer erstklassig funktioniert, kann ich dir sagen. Und so wird es auch bleiben.«
    »Das wird sich erst noch rausstellen«, sag ich und steh auf. »Es gibt von euch kein Büro mehr in Deutschland. Habt ihr jetzt vor, die Spanier auszurotten?«
    »Das wird sich noch rausstellen«, grinst er mir her. »Sind wir fertig?«
    »Für heute schon.«
    Wie wir uns verabschieden, geben wir uns die Hand.
    »Ich krieg dich!«, sag ich.
    Er lacht.
    »Vergiss es!«
    Und jeder geht seiner Wege.
     
    Leider muss ich dann feststellen, dass die Qualität auf meinem Diktiergerät unglaublich minderwertig ist. Das Einzige, was man wirklich einwandfrei hören kann, ist der Ventilator, weil ich saudummerweise genau daneben gesessen bin: Plopp, plopp, plopp   …
    Ein wenig von

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